Verrückt

Es ist total verrückt, wenn ich lese, dass es angeblich kein Ich gibt – schon gar kein spirituelles – und dass dies ein Irrweg sei. Und gleichzeitig ist dieses angeblich nicht vorhandene Ich für mich ganz klar fühlbar und erfahrbar. Nicht als herkömmliches Ego, wie es jeder erlebt, sondern als Bewusstseins-Struktur, als ein bewusstes, inneres Individuum, das aus einem dynamischen Netzwerk bewusster Fixpunkte besteht.

Noch vor einem halben Jahr war das für mich nicht fühlbar und erfahrbar. Damals erlebte ich mich als eine Art frei schwebendes Bewusstsein, zwar absolut stabil, jenseits des Verstandes und in der Lage, diesen zu beherrschen – aber ohne erkennbare Referenzpunkte. Zumindest bemerkte ich keine. Heute sind diese Referenzpunkte ganz klar spürbar. Da ist nicht nur die kalte, nüchterne Präsenz, da ist Selbstliebe, Selbstrespekt und Hingabe an die Quelle, was vorher überhaupt nicht vorhanden war.

Heute ist es genau umgekehrt – heute kann ich nicht mehr verstehen, warum nicht alle Menschen ihre innere Individualität und Bewusstseinsstruktur fühlen können. Noch lächerlicher wirkt es auf mich, wenn jemand behauptet, dass das, was ich so lebendig fühlen kann und erlebe, nicht existieren soll. Das wirkt, wie wenn ich gerade etwas in der Hand halte und einer sagt zu mir: du hast ja gar keine Hände – oder ich schaue etwas an und sehe es – aber es wird behauptet, ich wäre blind und würde mir die Sehfähigkeit nur einbilden. Daher kommt der Titel des Beitrages: Verrückt.

Als ich Ende Januar, Anfang Februar anfing, bei Anadi zu lesen, ging es ganz schnell – schon beim ersten Versuch erkannte ich das bewusste Ich hinter der Stirn und auch die beiden anderen Bewusstseins-Zentren waren sofort zugänglich. Warum das bei mir so problemlos ging, kann ich nicht sagen – aber es war so. Ich musste gar nicht viel tun dafür – es fiel mir praktisch in den Schoß. Es war wohl so, dass ich einfach „reif“ war dafür, denn ich spürte zwar eine Art Befriedigung über den damaligen Zustand, merkte aber auch, dass da etwas fehlt, wusste aber nicht was. Ich brauchte jemanden, der mit dem Finger auf das zeigte, was mir fehlte.

Ich musste nicht fiel tun für die Erweckung der Ich-Zentren des Bewusstseins – dafür muss ich hart dafür arbeiten, die Zentren während der Arbeit nicht zu verlieren. Es gelingt mir immer noch nicht, sie dauernd aufrecht zu erhalten. Beim Autofahren und Laufen ist das kein Problem. Aber beim Programmieren und oft auch bei menschlichen Kontakten vergesse ich regelmäßig die Wahrnehmung der Ich-Punkte. Ich nehme an, dass dies die eigentliche Arbeit ist, die jeder leisten muss. Letztlich kommt es nur darauf an, wie wichtig einem der innere Bereich ist. Je größer die Wichtigkeit und Dringlichkeit und der eigene Einsatz, umso schneller gelingt die Integration. Es liegt also allein an mir selbst.