Wille

Was ist der Wille eines Menschen? Solange es sich um einen normalen Menschen aus der Masse handelt, der kein Bewusstsein seiner selbst besitzt, ist sein Wille nichts anderes als der Wille seines Unterbewusstseins. Wenn ein Massenmensch sagt: Jeder muss selbst wissen, was er will – dann bezieht sich das immer auf seinen vom Unterbewusstsein dominierten Verstand – denn genau von dort kommt so ein Satz – weil jeder seiner Sätze  von dort kommt.

Ein echter Wille kann nur dann vorhanden sein, wenn ein Mensch weiß, wer und was er ist. Mit dem, was einer ist, ist natürlich nicht die mentale Person gemeint, sondern das Bewusstsein und seine individuelle Struktur (bewusstes Ich…). Ich weiß nicht, wie das bei anderen Menschen ist – aber ich weiß ganz genau, was ich will – aber nur in genau einem Punkt – und das betrifft die Selbsterkenntnis. Ich spüre ganz genau, in welche Richtung es will und gehe ganz bewusst mit. Da ist eine innere Sehnsucht nach meiner Heimat und das zu verwirklichen, was ich bin – und ich folge ganz bewusst und absichtsvoll jeder inneren Regung.

Wenn daher ein Selbst-bewusster Mensch sagt: Jeder muss selbst wissen, was er will – dann bezieht sich das immer auf seinen wahren inneren Antrieb. Denn jeder wirklich bewusste Mensch muss wissen, wo es ihn hinzieht – das spürt er ganz klar und wenn er das spürt, dann kann er gar nicht anders, als da mitzugehen. Alles andere wäre Selbst-Betrug.

Außerhalb der Selbsterkenntnis habe ich keinen festen Willen – das ist immer Situationsbedingt. Um ein triviales Beispiel zu nennen: Ich trinke nicht immer das gleiche – manchmal ist mir mehr nach Wasser, manchmal mehr nach Saft. Das liegt ganz klar an der Gewichtung – für mich ist die Selbsterkenntnis mein hauptsächlicher Lebensinhalt – alles andere ist untergeordnet.

Man muss ganz klar zwei Seinsebenen unterscheiden: unterbewusstes Sein und bewusstes Sein. In der Mitte zwischen beiden verläuft eine tiefe Grenzlinie, die aus keiner der beiden Richtungen absichtlich überschritten werden kann. Niemand überschreitet die Grenze – man wird darüber hinweg katapultiert und findet sich plötzlich auf der anderen Seite.  Man kann das Schicksal nennen – dem Einen passiert es, dem Anderen nicht. Aufgrund der beiden fundamental unterschiedlichen Seinsebenen hat jedes Wort und jeder Satz zwei Bedeutungen – je nachdem, aus welchem Bewusstsein heraus er ausgesprochen wurde.

Das muss bei jeder Betrachtung mit einbezogen werden!