Es gibt ein neues Video im Netz, in dem behauptet wird, dass es nur den neutralen Zeugen gibt und dass es völlig unmöglich wäre, die Gedanken zu steuern.
Dazu gibt es folgendes zu sagen:
Nun – es ist selbstverständlich möglich, die Gedanken zu steuern – aber natürlich erst dann, wenn da nicht nur der anonyme und fluktuierende Zeuge ist, sondern etwas festes und dauerhaftes hinter dem Verstand – DU. Dieses „DU“ ist auch nicht „nur“ Bewusstheit, sondern auch Sein, Individualität und Intelligenz.
Wenn man jedoch aus der Position des Verstandes oder des fluktuierenden Zeugen schaut, weil es (noch) keinen festen und unerschütterlichen Bezugspunkt jenseits des Verstandes gibt, dann wird man genau das erkennen, was der Videomacher sagt: dass es nämlich völlig unmöglich ist, den Verstand und seinen Inhalt zu steuern. Wenn man ihm dann sagt, dass das doch möglich ist, wird er es nicht glauben und als Lüge abstempeln.
Das ist so, wie wenn man einem Menschen, der vor 1000 Jahren lebte, gesagt hätte, dass es 1000 Jahre später möglich sei, in einem selbstfahrenden Auto mit 100 km/h auf einer festen und glatten Straße zu fahren, dabei ein Navigationssystem zu verwenden, das einen sicher ans Ziel führt und in einer Fahrpause, während man 100 km von zuhause weg ist, mit seiner Frau telefonieren kann – dann hätte der sich lachend auf die Schenkel geschlagen und das ganze für einen guten Witz gehalten.
Ganz genauso ist es hier! Wenn jemand, der den Verstand nicht beherrscht, sagt, dass der Verstand nicht beherrscht werden kann – dann entgegne ich: „Das ist möglich, das kannst du aber erst dann verstehen, wenn Du auf dem gleichen Level bist – und solange das nicht der Fall ist, wirst Du weiter an eine Lüge glauben.„
Es ist ganz einfach so, dass kaum einer seinen Verstand beherrscht und das liegt daran, dass es in den allermeisten Menschen keinen dauerhaften, absolut festen (nicht fluktuierenden) und bewussten Bezugspunkt gibt. Ein solcher Bezugspunkt wird aber benötigt, sonst fängt das Unterbewusstsein an, beliebig und impulsiv zu denken. Hat man einen solchen Bezugspunkt, dann entzieht man damit automatisch dem Unterbewusstsein die Energie und den Zugriff auf den Verstand – was in diesem Zustand direkt erfahren wird. Wenn der Zustand sich verdichtet und absolut dauerhaft wird, was er bei mir ist, dann ist es völlig unmöglich, dass unbewusste Gedanken aufkommen – das kann nur passieren, wenn irgendwo eine Lücke ist.
Bei den meisten Menschen denkt das Unterbewusstsein – Menschen, die den Verstand beherrschen, denken bewusst selbst. Bei mir kommt hinzu, dass ich praktisch nie von inneren Bildern heimgesucht werde – und falls doch einmal etwas unerwünschtes hoch kommt, konzentriere ich mich einfach auf mich selbst und jedes Bild und jeder Gedanke ist sofort und unmittelbar weg – dafür bin ich da. Ich könnte die schlimmsten Massaker anschauen, über Berge von Leichen gehen – und anschließend schlafen, wie ein Baby – wenn ich das will. Wenn man mir sagt: „Denke nicht an einen rosa Elefanten“, dann denke ich nicht an einen rosa Elefanten. Wem das unglaubwürdig vorkommt, der zeigt damit nur, dass er das nicht beherrscht und noch nicht einmal weiß, dass es möglich ist. Das ist schlimm, denn:
Ohne eine solche Selbst-Beherrschung wirst DU von Deinem Unterbewusstsein beherrscht!
Ich weiß aus Anadi’s Audio’s und Blogbeiträgen, dass auch bei den Leuten, die mit ihm im Kontakt stehen (ich habe keinen Kontakt zu ihm), viele sind, die es nicht fertig bringen, innerlich völlig still zu sein. Das ist nichts, was einem von alleine zufällt – auch mir ist es nicht einfach so zugefallen. Das muss man genauso lernen, wie man lernen muss, zu laufen, zu sprechen oder seinen Schließmuskel zu beherrschen – das alles benötigt lange und ausdauernde Übung!
Was der Videomacher behauptet, ist einfach falsch! Nur weil man selbst etwas nicht weiß oder nicht kann, bedeutet das noch lange nicht, dass es unmöglich ist. Das wäre so, wie zu behaupten, dass es unmöglich sei, über ein Hindernis oder einen Bach zu springen – nur weil man es selbst nicht kann, nie probiert hat und auch von anderen noch keinen solchen Sprung gesehen hat. Mit solchen Behauptungen schneidet man sich nur von seiner eigenen Entwicklung ab – denn solange man das behauptet, wird man es auch nicht lernen wollen und können.
Selbst-Realistation ist ein Prozess – ein sehr langer und zeitraubender Prozess. Ein einmaliges Erleuchtungserlebnis wird daher in praktisch allen Fällen nur ein Türöffner sein und wenn man nicht den Fuß in die Türe stellt, dann wird sie sich graduell wieder schließen. Selbst Maharshi hat nach seiner Spontanrealisation viele Jahrzehnte in Meditation gesessen – bis zu seinem Tod. Auch Maharaj hat viele Jahre meditiert. Es geht bei der Meditation weder um eine Technik, noch um Beobachtung. Meditation ist bewusstes, dynamisches Sein, bei gleichzeitiger Öffnung und Vertiefung sämtlicher zugänglicher Bewusstseins- und Individuations-Zentren. Ich weiß heute aus eigener Erfahrung und nicht nur, weil ich es bei Anadi gelesen habe, dass das, was er beschreibt, hundertprozentig richtig ist.
Mittlerweile haben sich alle Zentren geöffnet und es ist möglich, (beginnende) Absenz im Tan’tien, Herz und bewusstem Ich (pure me of consciousness) zu erleben. Das ist zwar alles erst im Anfangszustand – aber es besteht Zugriff und die Intensität erweitert sich langsam. Es soll mir also niemand erzählen, dass es nur den neutralen Zeugen gibt und alles andere nur Einbildung und Lüge ist. Wer das nicht wirklich probiert und ausdauernd übt, der kann sich hier kein Urteil erlauben, denn er kann das gar nicht wissen!
Die meisten Menschen (99,99%) sind völlig unbewusst – sie wissen nicht das geringste von sich selbst. Nur einzelne Menschen sind wirklich an Selbsterkenntnis interessiert und davon reicht manchen offensichtlich ein einmaliges Erleuchtungserlebnis, das einen fluktuierenden Zeugen und einen chaotischen Verstand hinterließ.
Noch viel weniger wollen alles realisieren, was sie sind – dazu gehöre ich. Und es ist mir egal, wenn das als „Spinnerei“ oder „Esoterik“ angesehen wird. Dass ich als „Spinner„, „Verrückter“ und „anders als alle anderen“ angesehen werde, daran bin ich seit meiner Kleinkinderzeit gewöhnt, das schreckt mich nicht mehr. Ich habe seit längerem die innere Stärke, damit umzugehen und tatsächlich völlig alleine zu stehen. Mittlerweile musste ich sogar schon wiederholt die Erfahrung machen, von Leuten, die an Selbsterkenntnis interessiert sind, nicht mehr verstanden zu werden. Daher ist es jetzt anders herum: Ihr „normalen“ und „normaleren“ Menschen tut mir furchtbar leid!
Wenn es um ein „normales Thema“ ginge, wäre dieser Text gar nicht entstanden, denn es juckt mich recht wenig, was andere tun oder sagen. Aber es gibt extrem wenig Wahrheit in dieser Welt. Und wenn jemand – von dem ich vor vielen Jahren die Grundlagen der Selbsterkenntnis lernte und der das Zeug dazu hätte, diese Wahrheit für sich selbst noch tiefer zu erkunden – die Wahrheit schändet, indem er, was ich in mir lebendig erfahre, als Lüge bezeichnet, dann muss ich das auch schreiben und das werde ich auch weiterhin tun. Es geht dabei nicht um Personen – nur um die Wahrheit – darum wird hier auch kein Name erwähnt.