Ich habe ein wenig experimentiert und bin dadurch auf eine weitere Möglichkeit gestoßen, die Räume zwischen den Gedanken zu erforschen – indem man einfach absichtlich denkt und so die zufälligen Gedanken ausschließt.
Denke irgend ein Wort oder auch nur einen Buchstaben absichtlich und intensiv! Während Du das tust, können keine anderen Gedanken hoch kommen. Denke zum Beispiel: „ich ich ich ich“ oder „A A A A“ oder irgend etwas anderes.
Nimm den Raum zwischen jedem Wort bzw. Buchstaben (Denk-Impuls) wahr. Dieser Raum ist leer – da ist nur Präsenz und Stille. Erzeuge weitere intensive Denk-Impulse, mache die Pausen größer, fühle die Zwischenräume und entspanne Dich am Ende der Kette in die letzte Lücke hinein. Das ist der Raum, der auch beim Hören auf den inneren Ton aufscheint.
Wenn Du dabei genau hinschaust, erkennst Du einen kleinen Abstand zwischen Dir und dem Denker: „Es“ denkt und „Du“ beobachtest das Denken und die Lücken. Du erkennst: der Denker ist da, wenn er denkt und wenn er nicht denkt – in der Lücke – ist er nicht da!
Du bist also nicht der Denker, sondern der Beobachter des Denkers. Du kannst Dich aber nicht sehen oder fühlen, denn du bist unsichtbar, unfühlbar, nicht wahrnehmbar. Du bist das absolute Subjekt, das alles wahrnimmt aber niemals selbst wahrgenommen werden kann – der Zeuge aller Vorgänge.
Mit diesem Wissen kannst Du jetzt daran gehen, bewusst im Moment zu verweilen. Wie? Indem Du absichtlich intensiv denkst und Dich nach ein paar Denk-Impulsen absichtlich in eine Gedanken-Lücke hinein entspannst und dort hellwach und aufmerksam verweilst. Fällst Du heraus, was Du daran erkennst, dass nicht von Dir erzeugte Gedanken aufkommen, dann denkst Du erneut einige Impulse und entspannst Dich am Ende in die letzte Lücke. Übe einfach solange das bewusste Denken und in der Lücke bleiben, bis Du es absolut sicher kannst. Dann kannst Du irgendwann absichtlich denken und – wenn Du das nicht mehr willst – absichtlich nicht denken.
Das Nicht-Denken ist aber kein träger Zustand, sondern im Gegenteil hellwach und präsent. Es muss so sein, denn wenn es das nicht ist, kommen automatisch wieder irgendwelche ungewollten Gedanken hoch. Das Nicht-Denken ist andauernde, aktive Passivität – waches Gewahrsein. In dem Buch Wer den Wind reitet, heißt es dazu: „Leer zu sein bedeutet unter Volldampf zu arbeiten…“ Das zeigt, dass es sich hier nicht um ein träges Dahindämmern handelt, sondern um hellwache, aktive Passivität, ein absichtliches Nicht-Tun, ein aufmerksames Beobachten.
Im Prinzip entspricht dies der Methode von Ramana Maharshi – nur dass er eine Frage vorschlug: „Wer bin ich?“ oder „Was bin ich?“. Das Problem dabei ist aber, dass sich dann vielleicht jemand darauf versteift, „irgend etwas“ (ein Objekt) als Antwort zu erkennen. Die Crux dabei ist aber, dass da nichts erkannt wird – und dieses „Nichts“ ist die Antwort.
Das merken viele aber nicht und suchen immer weiter. Wenn man sich aber von Anfang an nur auf die Gedanken-Lücken konzentriert und sie als die Antwort ansieht, dann braucht man nicht weiter zu suchen, es reicht, in einer Lücke zu verweilen. Die Lücken im Denken lassen den reinen, klaren Hintergrund durchscheinen, den Zeugen, das Bewusstsein, das Du bist. Aber Du kannst es nicht wahrnehmen, Du kannst es nur sein, indem Du aktiv in einer Lücke ruhst und aufmerksam beobachtest.
Erforsche das Denken und die Lücken, spiele damit und lerne…