Wo gibt es Frieden auf der Welt? „Außen“? Nein. Frieden kann es immer nur „Innen“ geben. Frieden ist ein anderes Wort für Schweigen – Schweigen der Gedanken, schweigen der inneren Töne, ruhen der inneren Bewegung. Offenbar kennt das kaum jemand. Das ist schade, denn dieser Frieden ist so wohltuend, so still, so selig. In der Stille ist nichts außer reiner Existenz und dann wird offenbar: ich bin die Stille, ich bin der Frieden – ich bin nicht der „Dieter“ oder irgend ein anderer Gedanke. In der Stille wird das völlig offenbar, denn da ist nichts, das denkt „ich“ tue jetzt das oder „ich“ muss dies noch erledigen. Da ist einfach gar nichts – außer dem Gefühl der Existenz.
„Außen“ ist nur Lärm und Geschrei. „Innen“ kann es auch Lärm und Geschrei geben – aber die Stille wird davon nicht berührt – nur überdeckt. Die Stille ist das Gefäß, in dem diese Wahrnehmungen erscheinen. Sobald aber das Gefäß umgedreht wird, fallen die Gedanken und Bewegungen heraus und an der teflonartigen Stille bleibt nichts haften. Nach dem Auskippen ist sie genauso makellos still und rein, wie vor der Überdeckung mit dem inneren Gelärme.
Das, was jeder ist – nämlich die friedliche, sich selbst genügende Stille der reinen Existenz – ist immer da und kann niemals von irgend etwas beeinträchtigt werden. Egal, was auch passiert – Gedanken, Gefühle, Gewalt, Mord, Geschrei, Geschacher, Lachen, Weinen, Geburt, Tod – nichts kann Dich berühren, alles wird lediglich registriert und fließt vorbei, kann aber keinen Eindruck hinterlassen. Die Stille bleibt immer bewegungslos, friedlich und still.
Nur leider bleiben die meisten Menschen nicht in der Stille, sie wissen nicht einmal, dass es sie gibt, haben sie vergessen, haben keinen Zugang mehr. Daher brauchen sie die Religion oder Lieder und Gedichte, die davon berichten, von dem „fernen Land“, in dem Milch und Honig fließen und die gebratenen Tauben einem in den Mund fliegen: Lieder vom Paradies. Aber das ist nur eine dumme Vorstellung, denn es gibt kein „äußeres Paradies“ – das Paradies ist immer da, jetzt, hier, in Dir – DU BIST DAS PARADIES.
Und niemand kann Dich von dort vertreiben, wenn Du es wieder für Dich entdeckt hast. Nur Du selbst kannst es wieder verlassen, wenn Du das willst und Du kannst jederzeit wieder zurück kommen, denn dann weißt Du, dass es da ist und wie Du es finden kannst: einfach, indem Du innerlich still bist, indem Du einfach Du selbst bist.
Mir ist bewusst, dass die meisten sich bei diesen Worten an den Kopf fassen, weil sie genau die gegenteilige Erfahrung machen. Aber ich erfahre diese Stille, dieses Meer an Ruhe – auch, wenn man mir das nicht ansieht. Auch in mir denkt es noch, auch ich falle manchmal noch auf Gedankenschleifen herein – aber ich kann jederzeit damit aufhören, ich muss nicht im Lärm verharren, denn ich weiß, wo die Stille ist, wie ich sie erreichen kann: Durch Entspannung – vollständige innere Entspannung, vollständiges inneres Loslassen. Es reicht aus, zu sehen, dass ich im Verstand bin – und im gleichen Moment bin ich in der Stille.
Du kannst das Loslassen des Lärms auch durch körperliche Entspannung erreichen, wenn Du es nicht schaffst, direkt den inneren Lärm loszulassen. Obwohl ich Dir das nicht abnehme – denn wenn Du einschläfst, machst Du nichts anderes: Du lässt den inneren Lärm los, gehst an einen Punkt in Dir, wo es still ist, wo alles gut ist, wo Du ganz und heil bist – dann gleitest Du in den Schlaf. Genau von diesem Punkt spreche ich – aber ohne in den Schlaf zu gleiten. Du kennst den Punkt, es ist Dein liebster Punkt, Dein Ruhepunkt.
Ich will Dich nicht auffordern, dafür zu üben oder irgend etwas dafür zu tun. Ich singe dieses Lied hier, spreche dieses Gedicht, berichte davon, weil ich will, dass Du davon erfährst, dass Du erfährst, dass der Frieden in dir ist, dass Du der Frieden bist. Du kannst die Stille nicht machen, denn wenn Du versuchst, die Stille zu machen, dann bewegst Du dich ja, dann bewegst Du dich ja fort von Dir – von Dir, der unbeweglich ruhenden Stille.
Du kannst die Stille nicht machen, Du bist sie schon – Du kannst sie nur sein. Aber um einen Zipfel dieser Stille zu erhaschen, hocken sich Unzählige zu Füßen irgendwelcher Gurus, die gelernt haben, an den Punkt der Stille zu gehen und sie auf ihre Jünger zu übertragen. Dazu singen die Gurus Lieder oder sitzen einfach still da. Sie machen nichts anderes, als Das, was die Jünger selbst machen könnten. Trotzdem schauen alle auf den Guru, statt auf sich selbst. Warum nur?
Du gibst damit Deine Verantwortung für Dich selbst ab, gibst Sie in die Hände eines Niemand, der nichts anderes ist als Du selbst, nicht besser, nicht schlechter – der Dir aber Geld dafür abknöpft, dass er scheinbar die Stille in Dir auslöst. Aber da ist nichts auszulösen – die Stille ist die Voraussetzung für Lärm, denn nur, wenn Du Stille bist, vollkommene Stille, dann bist Du in der Lage, jegliches Geräusch zu hören. Nur dann, wenn Du vollkommene Unbeweglichkeit bist, bist Du in der Lage, alle Bewegungen zu erfahren – auch die allerfeinsten. Nur dann, wenn Du völlig geschmacklos bist, kannst Du alle Geschmäcker wahrnehmen. Das kannst Du jetzt beliebig weiterführen…
Stille, Ruhe, Frieden, Leere, Nichts – ist die Voraussetzung für die Wahrnehmung von etwas. Und Du bist das. Am einfachsten kannst Du es erfahren, wenn Du innerlich still bist. Im Zwischenraum, in der Lücke zwischen zwei Gedanken. Oder auch zwischen zwei Tönen in einem Lied oder zwischen zwei Worten in einem Text. Du bist der Zwischenraum, die Lücke, die Leere – nicht der Inhalt, der vor und nach der Lücke erscheint. Konzentriere Dich einfach auf die Lücken und ignoriere das, was davor und danach hochkommt. Sei die Lücke, sei still…
Am Anfang kannst Du vielleicht nur in tiefer Entspannung und nur kurz in der Stille sein, Du selbst sein. Aber je öfter Du diesen Punkt bewusst aufsuchst, umso leichter fällt es Dir, immer öfter und immer länger dort zu bleiben, auch dann, wenn es außen und innen laut und geschäftig ist, auch dann, wenn Dein Körper aktiv ist.
Irgendwann macht es „Klick“ – und im Rückblick erkennst Du dann, dass Du nun immer an diesem Punkt bist, dass Du die Gedanken machen musst. Aber diesen „Klick“ kannst Du nicht machen und es macht auch nichts, wenn es nicht dazu kommt. Es reicht aus, immer wieder zu Dir zurück zu kommen. Mach Dir keinen Stress – sei einfach so oft, wie Du es vermagst Du selbst und vergiss jegliches: ich will erleuchtet werden oder sonstige Gedanken. Sei einfach nur Du selbst, sei die Lücke, sei still. Der Rest geschieht von alleine…
Und höre auf, Dich mit anderen zu vergleichen – jeder Mensch ist anders, hat eine andere Geschichte und daher auch eine ganz eigene Entwicklung zurück zu sich selbst. Vieles mag ähnlich sein, wie bei anderen, vieles mag anders sein – aber alles entspricht Dir.
Alles das, was hier steht und noch viel mehr, habe ich durchleben müssen, habe alle Fehler machen müssen, von denen ich Dir abrate. Ich habe erst ganz am Schluss einsehen dürfen, dass nichts nötig ist, als einfach nur ich selbst zu sein. Vielleicht muss das bei anderen auch so sein – vielleicht auch nicht. Bei mir war es so.
Ich gehe nicht davon aus, dass dies hier auf fruchtbaren Boden fällt, denn viele Menschen haben schon auf ihre Art das gleiche gesagt und doch sind immer nur ganz wenige dem gefolgt. Das ist so, weil die verkrustete Verstandes-Struktur die Macht über nahezu alle Menschen ausübt und nur sehr wenige schicksalhaft dazu getrieben werden, sich selbst zu erkunden und zu entdecken.
Wer zu sich selbst kommt, entdeckt seine ganze Kraft und kann aus sich selbst spontan aktiv werden und zwar genau so, wie es ihm entspricht – ohne vorher in Gedanken Pläne zu machen. Ich weiß nicht, wie es anderen ergeht – aber ich spüre für mich, dass ich darüber sprechen muss, dass ich mir aber nichts daraus erhoffen darf.
So singe ich mich als Lied, spreche mich als Gedicht oder schreibe mich als Blog – durch jeden auf seine eigene Weise…