Wie Glaube die relative Realität formt

Nur deshalb, weil etwas irgendwo steht und immerzu wiederholt wird, bedeutet nicht, dass es das tatsächlich gibt. Beispiel: Nur deshalb, weil man es mir ursprünglich gesagt hat, dass es eine tatsächliche feste Welt gibt, bedeutet nicht, dass es tatsächlich so ist! Man frage einen Quantenphysiker, was Materie ist – und er wird sagen: „ultraschnell schwingende Energie im Nichts„.

Die Erfahrung, die hier ständig durch die normale Erfahrung hindurch gemacht wird, ist wie folgt: Etwas fühlt sich an, wie fest – zB „der Fuß drückt fest auf den Erdboden„. Wenn aber wirklich exakt und tief gespürt wird, ist dieser Druck wie eine Wolke aus extrem schnell aufpoppenden und wieder verschwindenden „Energieblitzen“ oder „Vibrationen„. Das ist letztlich die schwingende Lebenskraft selbst. Und nur die eigene Vorstellung „das ist Erdboden und der ist fest“ macht daraus den aggregierten Wahrnehmungs-Eindruck „fester Erdboden„.

Das gleiche gilt für das „Bewusstsein“ oder „Gewahrsein„. Wenn man Advaita-Texte liest, erfährt man, dass „Bewusstsein“ ein ewiger Hintergrund ist (universelles Bewusstsein, Brahman, Para-Brahman). Die Bewusstseins-Erfahrung (I-AM, Präsens, nicht-konzeptueller Gedanke) kann hier innerhalb eines Sekundenbruchteiles verifiziert werden, denn sie ist immer da.

Aber diese Erfahrung ist eben kein Hintergrund und auch nicht dauerhaft, sondern entsteht mit jedem Aufblitzen eines Wahrnehmungs-Pixels immer wieder neu. Diese Erfahrung wirkt nur dann als fest und unveränderlich, wenn man sich darauf fokussiert. Lässt man diese Erfahrung aber los und defokussiert  komplett – dann ändert sich das schlagartig.

Dann erlebt man sich nämlich als diffuse aber hochlebendige Wolke von aufleuchtenden Energiepixeln – und dann wird sofort klar, dass es absolut nichts unveränderliches und ewiges gibt, sondern nur DAS.

Diese Unveränderlichkeit ist ein weit verbreitetes Märchen, das hier bis vor einem Jahr auch geglaubt wurde. Das hat aber letztlich damit zu tun, dass immer automatisch von der eigenen Existenz ausgegangen wird. Wenn nicht mehr als Mensch und Ego, dann wenigstens als Bewusstsein.

Es gibt aber keine Existenz „von etwas“ – das ist nur ein Mythos – es gibt aber auch keine reine Nicht-Existenz. Die Wahrheit ist irgendwo in der Mitte. Etwas blitzt auf und erscheint, als ob es da wäre – obwohl seine Existenz und sein Verschwinden nicht greifbar und nachweisbar sind.

Versuche doch einmal ein Ereignis innerlich zu greifen – das geht nicht. Es erscheint in der Aufmerksamkeit und verschwindet wieder aber es kann niemals, auch nicht mit höchster Konzentration, erfasst und festgehalten werden. Wer das wirklich versucht, greift ins Leere – oder erkennt bei hoher Konzentration und Detailschärfe spontan die ultraschnell vibrierenden Energiepixel. Aber die Erscheinung an sich kann nicht ergriffen werden, das ist genauso unmöglich wie ein Spiegelbild zu ergreifen.

Wenn dann durch Vergleich erkannt wird, dass es absolut keinen Unterschied gibt zwischen Schirm (Hintergrund) und Pixel (Vordergrund), kann der Hintergrund getrost losgelassen werden. Damit gibt es keinen Hintergrund mehr, nur noch Vordergrund oder nur noch DAS. Das ist keine an den Haaren herbeigezogene Logik – das muss direkt gesehen bzw. gefühlt und erkannt werden – ansonsten wirkt es nicht.

Advaita bleibt genau vor diesem Vergleich stehen und damit in subtiler Dualität: „Bewusstsein erkennt etwas“ oder „etwas steigt im Bewusstsein auf„. Eines erkennt ein Zweites. Zwar wird gesagt, dass beide gleich sind – aber es wird trotzdem gesagt, dass etwas aus einem anderen aufsteigt und das ist falsch. Auch zu sagen: Bewusstsein ist ein Meer und die Erscheinungen sind nur die Wellen und die Wellen sind das Meer, bildet noch eine Dualität.

  1. Der erste notwendige Schritt, um das zu überschreiten wäre: Erkenne die Identität zwischen Schirm und Pixel. Da ist also kein Hintergrund, der den Pixel erkennt – wie eine Kamera ein Objekt aufnimmt – sondern der Pixel erkennt sich dynamisch selbst.
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  2. Der zweite Schritt wäre: erkenne, dass jeder Pixel unglaublich schnell vibriert und blitzt – also fluktuiert – auftaucht und wieder verschwindet.
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  3. Der dritte Schritt wäre: erkenne, dass „die erscheinende Welt“ nichts anderes ist, als dein Glaube an genau diese Welt. Der Glaube, also die innere Vorstellungswelt, formt die scheinbar im Außen erscheinende Welt und wie sie erscheint.
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    Mit anderen Worten: Die scheinbar „außen“ erscheinende Welt IST die dynamisierte Vorstellungswelt, die mit anderen dynamisierten Vorstellungs-Welten interagiert.
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    Poetisch ausgedrückt wird daraus: Jeder Tautropfen spiegelt sich in allen anderen – und in jedem Tautropfen sind alle anderen gespiegelt. Das ist nicht einmal eine Einheit. Warum? Weil es gar nichts anderes gibt, als DAS. Wenn es nur Eines gibt, kann nicht von Einheit gesprochen werden. Darum IST der Geist (Mind) Berge, Täler, Flüsse und Wesen – oder einfach ALLES.
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    Es muss nur die Vorstellung losgelassen werden, dass etwas da sein muss, womöglich sogar etwas ewiges, aus dem das alles aufsteigt. Dann bleiben nur die Erscheinungen übrig – also die Welt – aber eben nicht fest, sondern als eine Art virtuelle Welt, wie eine Traumwelt. Und ganz wichtig: Es gibt kein Ich, das diese Welt träumt. Der scheinbare getrennte Träumer Mensch/Person/Ego/Ich ist auch nur Teil des Traumes.
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    Mit anderen Worten: Es gibt nur den Traum und der Traum ist die Welt und somit Berge, Täler, Flüsse, Wesen – und Egos.