Wenn jemand mit seinen Gefühlen, dem Umfeld, der Person, dem Körper und dem Geschehen so sehr verschmilzt, dass er vollständig glaubt, nur das zu sein, dann ist das vollständige Identifikation. So jemand erlebt seine Gefühle nicht, er ist seine Gefühle. Wenn da Traurigkeit ist, dann ist er Traurigkeit, wenn da Freude ist, dann ist er Freude, wenn da Gedanken sind, dann ist er die Gedanken. Solch ein Mensch, kann als ganzer Mensch bezeichnet werden, im Gegensatz zu den zerrissenen Menschen, die ihre Ängste und Gefühle bewusst oder unbewusst wegzuschieben versuchen. Das ist jedoch nur die lokalisierte, punktförmige Ebene. Ein Zentrum von Unzähligen.
Da gibt es aber noch etwas, was man als GANZHEIT bezeichnen könnte und das diesen Menschen und alles, was dazu gehört, erzeugt, enthält und vollkommen losgelöst erlebt. Der Mensch IST das Geschehen und die GANZHEIT ANIMIERT und SIEHT das Geschehen – ohne dass beide wirklich getrennt sind. Man könnte sogar sagen, dass das Geschehen sich selbst sieht – zumindest wird es hier in der Nacht so erlebt. Das ist die unpersönliche globale Ebene, die wie der leere Raum wirkt, IN dem die Punkte sind.
Wenn erlebt wird, dass der Mensch und die Welt IN MIR IST, dann kann das Drama, das lokal gespielt wird, nicht mehr wirklich ernst genommen werden. Ja, da ist Schmerz aber es ist nicht meiner (global gesehen), er poppt nur auf und verschwindet wieder. Ja, da ist Freude, aber es ist nicht meine, sie er-scheint wie die Sonne bei Sonnenaufgang und verblasst, wie die Sonne bei Sonnen-Untergang. In der Ganzheit sind das alles nur punktuelle Durchlaufposten, die kurz da sind und dann wieder verschwinden. Wenn die globale Sicht da ist, wird das genau so erlebt.
Jeder IST beides: Lokal und punktuell betrachtet ist er ein Mensch – ganzheitlich betrachtet, ist er das Ganze, das sich als jeder Punkt ausdrückt aber dabei immer das Ganze bleibt. Tatsächlich gibt es beide Sichten gleichzeitig und sie sind beide gleichzeitig erfahrbar.
Nur am Menschen (Inhalt) zu kleben ist vollständige Identifikation und das erscheint dann authentisch, weil das Gefühl da ist, dass man das ganz und gar und ausschließlich ist. Das ist aber unvollständig, das ist, wie nur das Wasser zu sehen aber nicht den Raum/Behälter, der es enthält. Ohne das enthaltende Glas würde das Wasser im Erdboden versickern und verschwinden.
In der Position als Nur-Mensch ist es fast unmöglich, nicht zu leiden. Außer, es wird geschafft, die Ursache des Leidens zu finden und sich davon zu distanzieren. Die Ursache des Leidens ist die Identifikation mit dem bewertenden Denkprozess, der Schlechtgefühle triggert. Dieser Denkprozess ist aber oft unbewusst und so muss der Denkprozess überhaupt erst einmal erkannt werden, bevor gesehen werden kann, wie er funktioniert und was er anrichtet.
Die globale Sicht bedeutet nicht, die Gefühle wegzuschieben – sondern sie als Mensch voll anzunehmen und sich ihnen zu öffnen – aber gleichzeitig zu sehen, dass das nicht ich bin, sondern dass es IN MIR IST – „ich bin der Zeuge“ des Menschen und seiner Erlebnisse. Aus der globalen, nicht-dualen Sicht, ist selbst der Tod eines Punktes, was für diesen oft sehr dramatisch ist, nichts Besonderes, sondern etwas, das ununterbrochen an sehr vielen Punkten gleichzeitig geschieht. Die globale Sicht heilt die Todesangst und auch alle anderen Ängste.