Kein Hintergrund

Wenn Bewusstsein als Hintergrund der Erscheinungen erkannt wird, so wie es hier für mehrere Jahre der Fall war, dann liegt das daran, dass das scheinbar vorhandene Ich-Zentrum  unwissentlich als Hintergrund projiziert wird.

Wenn „ich“ nicht der Körper bin, dann bin „ich“ das, was diesen Körper hervorbringt und gewahrt: „Bewusstsein“.

Später: Wenn ich nicht „Bewusstsein“ bin, dann bin ich das, was Bewusstsein hervorbringt: „Brahman“.

Noch später: Wenn ich nicht „Brahman“ bin, dann bin ich das, was Brahman hervorbringt: „ParaBrahman“. Und so weiter.

Das ist ein endloser Vorgang, denn auf jeder „Erkenntnis-Stufe“ kann „etwas“ vorausgesetzt werden, das die jetzige Stufe hervorbringt. Das ist ein künstliches Am-Leben-Erhalten eines vorgestellten „Ich-Zentrums„.

Tatsächlich gibt es gar kein Ich und keine Erkenntnis-Stufen.

Was in jedem Augenblick gesehen wird, ist ein Ausschnitt aus einem unendlichen Welt-Prozess von ungeheuer vielen, gegenseitig vernetzten Prozess-Schritten bzw. Einzel-Bewegungen.

Jeder Prozess-Schritt hängt mit jedem anderen zusammen – genauso, wie es in der Datenverarbeitung ist. Jedes Bit hat einen Zustand, der von anderen Zustands-Bits abhängt. Kein Bit kann für sich alleine existieren, sondern ist in einem vernetzten Prozess involviert, der unendlich viele andere Bits/Punkte einschließt.

Es ist ganz einfach so, dass „der Geist“ oder „die Quelle“ nichts verborgenes ist, das erst noch entdeckt werden muss.

Alles das, was in jedem Augenblick erfahren wird, der scheinbar Erfahrende, das scheinbar Erfahrene und das scheinbare Wissen daraus – IST diese Quelle. Sie muss nicht gesucht und gefunden werden – sie IST sämtliche Subjekte, Objekte, Bedingungen, Bewegungen und Handlungen.

Die Quelle IST der Weltprozess und der Weltprozess IST „ich“.

Platt gesagt: „Die Quelle“ erzeugt unaufhörlich „Wesen“ – sie „west„, sie erzeugt unaufhörlich „Objekte“ – sie „objektelt„, sie erzeugt unaufhörlich „Gedanken“ – sie „denkt„, sie erzeugt unaufhörlich „Bewegungen“ – sie „bewegt“ und sie erzeugt unaufhörlich „Welten/Universen“ – sie „weltelt„. Und so weiter.

Die Quelle“ ist aber nicht ein „Etwas„, das von diesen Vorgängen getrennt ist, oder aus der heraus sie geschehen – „Die Quelle“ IST diese Vorgänge.

Noch platter gesagt: „Jeder von uns“ atmet die Quelle, isst sie und scheidet sie wieder aus. „Jeder von uns“ ist die Quelle, die sich als unpersönlicher Gesamtprozess in der jeweiligen Aggregat-Vorstellung „Ich, der Körper„, „Ich das Bewusstsein„, „Ich, Brahman„, „Ich, ParaBrahman“ oder „Ich X“ verliert.

Das geht solange, bis die Ich-Vorstellung, in die der Prozess an dieser Stelle verliebt ist, soweit verwässert und durchschaut ist, dass sie abfällt.

Es gibt keinen Dummkopf, Dieb, Mörder, Politiker, Geistlichen – und auch keinen Schüler und Meister – es gibt nur den Prozess, der die Einzel-Bewegungen und Einzel-Erscheinungen erzeugt, aus denen sich diese nur vorgestellten Aggregate zusammen setzen.

Das Aggregat „mein Körper“ existiert nicht wirklich – es ist zusammen gesetzt aus sehr vielen Einzel-Erscheinungen und wird durch eine gedankliche Klammer „mein Körper, abgegrenzt von den anderen Körpern“ zusammen gehalten.

Es gibt auch keinen lokal abgegrenzten „Meister„, der einen davon getrennten, lokal abgegrenzten „Schüler“ lehrt. Es gibt nur den Weltprozess, der das alles scheinbar hervorbringt und durch alle Punkte gleichzeitig wirkt – weil alle Punkte Prozess-Schritte sind.

Ein Meister, der glaubt, ein Meister zu sein und bewusst lehren zu können, ist genauso weit, wie der Schüler, der glaubt, ein Schüler zu sein, der bewusst auf dem Weg ist, ein Meister zu werden.

Solange da eine Vorstellung von „dem hier„, abgegrenzt von „dem dort„, vorhanden ist, gibt es keine Befreiung, denn Abgrenzung ist Leiden. Das kann jeder ganz alleine für sich feststellen – er braucht nur seine Vorstellungen, „wie es ist“ und sein darauf basierendes Lebens- und Existenzgefühl anzuschauen. Wenn die Summe der vorgestellten Schritte oder Punkte mehr als Eins ist, dann ist diese Vorstellung falsch, dann hat sie einen Wahrheitsgehalt von Null!

Bei ernsthaftem und tieferem Hinschauen und Untersuchen, würde sich mit zunehmender Fühl-Leistung zwangsläufig die Auflösung des „Sehens“ erhöhen und die Wahrheit heraus stellen. Dazu braucht es keinerlei Bücher oder Schriften, sondern nur den unbeugsamen Willen, „es“ wirklich wissen zu wollen und tatsächlich hinzuschauen.

Bücher und Schriften von angeblichen „Meistern“ sind nur eine Strategie des Prozesses, um zu verhindern, dass ein Mensch tatsächlich hinschaut. Wer glaubt, weiß nicht und will auch nicht wissen, denn das Gefundene könnte den Glauben gefährden. Das wäre fatal, denn das angebliche Ich ist nichts anderes, als der von der Wirklichkeit abweichende Glaube, „wie es (angeblich) ist„.

Es muss aber nichts geglaubt werden, denn die Wahrheit ist ja klar sichtbar – wenn die Vorstellungen durchschaut werden.