Was ist Wachheit und wie trainiert man sie?

Jeder, der sich ins Auto setzt, ist zumindest im ersten Moment hellwach, schaut, ob alles frei ist und fährt los. Diese helle Wachheit, des um sich Schauens und Prüfens, ob alles frei ist – kann man mit der hellen Wachheit vergleichen, die hier gemeint ist. Weitere Momente der Wachheit ergeben sich zum Beispiel in Gefahrensituationen, wenn der Körper bereits bremst, bevor der Gedanken-Apparat überhaupt merkt, dass Gefahr im Verzug ist.

Wenn hier davon gesprochen wird, dass den ganzen Tag, rund um die Uhr Wachheit da ist, dann ist genau diese Wachheit gemeint. Das äußert sich zum Beispiel auch darin, dass die Augen viel weiter geöffnet sind, als in einem gedanken-vertieften Zustand. Außerdem ist hier der Denk-Apparat sehr still und entspannt.

Hier muss nichts getan werden, um diese Wachheit zu starten – sie ist einfach immer im Vordergrund. Und wenn darauf hingewiesen wird, dass man das trainieren kann, was tatsächlich machbar ist, dann ist damit gemeint, zu probieren immer wach zu sein. Und wenn das nicht probiert wird, dann wird sich diese Wachheit auch nicht einstellen.

Hier geschah das durch das Hören auf den inneren Ton. Nach ein paar Monaten wurde festgestellt, dass es unmöglich ist, diese Wachheit eigenmächtig dauerhaft einzuschalten. Einige Tage nach dem bitteren Eingeständnis dieses Scheiterns wurde  unter anderem diese Wachheit dauerhaft eingeschaltet. Wie das genau geschah ist unbekannt – bekannt ist nur, wann das geschah.

Das hat nichts mit einer tatsächlichen Änderung zu tun – sondern man zeigt dem ausführenden Prinzip einfach, was man will, dass man es ernst meint und dass man es nicht kann. Wenn man Glück hat, wird dann das Angestrebte getan. DAS meine ich mit „trainieren„.

Man kann das so verstehen, wie wenn ein Kind versucht, etwas zu tun, was es (noch) nicht kann. Normalerweise lassen die Eltern das Kind eine Weile gewähren und wenn es um Hilfe bittet, dann gewährt man sie und zeigt dem Kind, wie es geht oder tut, was das Kind tun will aber nicht kann.

Wir sind im Prinzip eine Funktion des Universums, das wiederum im Bewusstsein erzeugt wird. Diese Funktion muss lernen, gut zu funktionieren, indem sie sich möglichst wenig gegen das stellt, was durch sie getan werden soll. Dazu muss sie aber erst einmal begreifen, dass sie keineswegs eigenständig ist, sondern eine abhängige Funktion, die ihren Beitrag leisten muss, damit andere Dinge funktionieren können.

Wenn das längere Zeit ernsthaft versucht wird – wenn versucht wird, zu begreifen, was ist und wie es ist und wenn versucht wird, still, wach und gegenwärtig zu sein und wenn das einfach nicht klappen will – dann wird „zum richtigen Zeitpunkt von geeigneter Stelle aus nach-geholfen„. Das ist zumindest meine Erfahrung. Andere würden dann sagen, dass ihnen ihr Guru geholfen hat – aber so etwas gibt es hier nicht.

Hier existiert mit Sicherheit auch nicht mehr Klugheit als in anderen Menschen, dafür wahrscheinlich mehr Naivität. Genau aus dieser „kindlichen Naivität“ heraus wurde versucht, eigenständig zu begreifen, wie die Dinge funktionieren – und dabei wurde mir Hilfe zuteil.

Wenn etwas zusammengebaut werden muss, dann wird das zuerst immer ohne die Gebrauchsanleitung probiert. Erst dann, wenn das nach mehrmaligem Probieren nicht funktioniert, wird die Anleitung gelesen. Dadurch kommt es zwangsläufig zu Fehlern und aus denen wird immer am meisten gelernt. Probieren, hinfallen, aufstehen, erneut probieren… Genau so funktioniert hier  auch die Selbsterkenntnis.

Selbsterkenntnis – dieses Wort hört sich immer so hochtrabend und wissend an – tatsächlich ist das hier eine „probieren-stolpern-hinfallen-aufstehen-weitergehen-Selbsterkenntnis„. Genauso praktisch und „hemdsärmelig„, wie das Mauern einer Ziegelwand oder die Reparatur eines Motors: „Ich kann es nicht richtig oder gar nicht aber ich probiere es trotzdem„.

Genau so wurde auch mit dem Hören auf den inneren Ton verfahren: Es wurde einfach gemacht, ohne genau zu wissen, „wie es geht„. Mit anderen Worten: „trainieren“ bedeutet in meinen Augen es einfach ausprobieren, ohne erst groß nachzufragen, wie „das geht„.

Die innere Führung oder die wahre Intelligenz kommt automatisch zum Vorschein, wenn man nur oft genug auf die Schnauze fällt und sich eingesteht: „Scheiße, ich kann es nicht!“ Aber man kann das nicht erzwingen oder die höhere Intelligenz austricksen – denn die ist, was jeder ist und weiß daher sehr genau, was gerade abläuft und was echt ist oder nur vorgespielt.

Es muss probiert werden und wenn es lange und ernsthaft genug probiert wurde, dann erscheint eine helfende Hand und schiebt „das Hänschen“ auf die nächste Stufe. Das ist das Prinzip des Trainings oder auch das Prinzip des ernsthaften Probierens.