Wahrnehmen – das ist alles

Das, was wahrgenommen wird, was erfahren wird – das Wahrnehmen – ist alles. Es gibt keinen Erfahrenden, nur Erfahrung. Der scheinbare Erfahrende, das „Ich“ oder „Ego„, ist nur ein Bestandteil des unpersönlichen Er-Scheinungs-Stromes.

Frage Dich einmal: „Was ist jetzt da?“ oder „Was ist sich der Zeilen hier bewusst?“ Und ruhe dann in dem Raum, in der Lücke, die auf die Frage folgt.

Was wird dann innerlich gesehen, nicht gedacht? Die Antwort erscheint, wenn die Zeile mit dem Rechts-Pfeil mit der Maus markiert wird – aber prüfe zuerst, was du selbst siehst

Nichts!

Wer einfach in dem ruht, was auf die Frage erscheint, der ist in seinem natürlichen Zustand. Damit ist nicht der er-scheinende Inhalt gemeint, zB Wahrnehmungen, Gedanken oder Gefühle, sondern die tatsächliche Erfahrung der Leere oder Lücke.

Dort zu ruhen, als DAS zu ruhen und einfach zu schauen, was kommt und geht, bedeutet pures Sein und pures Wissen. Der zusätzlich er-scheinende Inhalt ist auch eine gültige Erfahrung, genauso wie die Erfahrung der Leere. Alles (etwas) zieht einfach an Nichts (nicht-etwas) vorbei.

Ein Vogel zwitschert – und ohne ihn zu sehen, wird spontan gewusst, dass das ein Vogel ist und keine Kuh. Die Sonne scheint warm auf die Haut und die Wärme wird spontan und direkt gespürt, ohne dass da Gedanken sind: „schön warm„.

Dieses Wissen ist spontan und unmittelbar vorhanden, Gedanken kommen erst später. Was gibt es mehr zu tun, als in diesem leeren, spontanen Wissen zu ruhen, zu sein? Das ist es, was hier seit Jahren von selbst abläuft. Dies könnte man „frei fließende,  nicht-anhaftende Lebens-Praxis“ nennen – oder kürzer „nur er-leben„.

Jegliche andere Form von Praxis, zB Lehren und Schriften, sind immer mit zusätzlichen Worten und Gedanken verbunden. Weiterhin geht es in den meisten „Schulen“ um Selbstverbesserung. Da geht es zB darum, „Exzellenz zu erreichen„, die „Lebensführung zu verbessern„, „liebevolle Gedanken zu kultivieren“ und „die Menschheit zu retten„. Also aus herkömmlicher Sicht, nur gute und ertrebenswerte Absichten.

Wer strebt aber die Selbstverbesserung an? Zwei Egos: Lehrer und Schüler, denn der Versuch der Anstrengung und Selbstverbesserung (Änderung) und die Überwachung dieser Änderungs-Versuche, erzeugt und festigt kontinuierlich das Ego von Lehrer und Schüler. Aber das können und wollen diese natürlich nicht sehen, denn das würde das Spiel der endlosen Ego-Erhaltung entlarven. Das trifft nur dann nicht zu, wenn der Lehrer vollkommen eins mit dem Ganzen ist und keine Spur von Ego mehr in sich trägt.

Dabei ist das Einzige, das wirklich gewusst werden muss, die nachprüfbare Tatsache, dass es weder ein „Ich„, noch innere und äußere Subjekte und Objekte gibt, sondern nur lichthafte Er-Scheinungen – und dass das, was „ICH BIN„, genauso wie die Er-Scheinungen nur als unpersönliche Präsenz erkennbar ist. Es gibt nur unpersönliche Präsenz.

Wenn das wirklich klar ist, reicht es aus, einfach als diese unpersönliche Präsenz zu ruhen und zu schauen. Sie muss nicht gesucht werden – sie ist schon immer da und sie kann auch nicht verändert oder verbessert werden – sie ist immer genau so, wie sie gerade ist.

Der Rest klärt sich von selbst, denn wenn man alles Hochkommende einfach nur still, hellwach und aufmerksam an sich vorbei ziehen lässt, ohne es anzufassen oder besonders zu beachten, lösen sich alte Hindernisse und Anhaftungen auf und es kommen keine neuen dazu. Was kann einfacher sein?

Wenn einer überhaupt nicht präsent sein kann, weil er ständig von irgendwelchen Inhalten abgelenkt wird, dann muss er lernen, seine Aufmerksamkeit einspitzig auszubilden, durch objektlose Meditation, Achtsamkeitspraxis oder Hören auf den inneren Ton, was ihn in der Präsenz fest hält.

Wird das nicht gemacht, gibt es kaum eine Chance, den ständig anstürmenden Inhalten standzuhalten und ohne Anhaftung an sich vorbei ziehen zu lassen. Ganz unten finden sich einige Links zur Mahamudra-Meditation, die im Wesentlichen identisch ist mit dem ursprünglichen ZaZen und daraus besteht, immer auf die leere Natur des Geistes zu schauen.

Einer, der überwiegend entspannt und mühelos DA ist, braucht einfach nur DA zu sein. Einfach entspannt schauen: „Was ist jetzt?“ – ohne „Was ist jetzt?“ zu denken und ohne das, was erscheint, zu benennen, zu verurteilen oder darüber nachzudenken.

Wenn aber doch benannt, verurteilt oder nachgedacht wird, dann ist eben jetzt das da und wird angeschaut. Alles ist gültig und wird mühelos angeschaut, wie es von Moment zu Moment vorbei zieht.

Ähnlich wie die Bilder im Kino – aber ohne besonderes Interesse und ohne sich in die Handlung hinein ziehen zu lassen. Wenn man sich doch hinein ziehen lässt und das merkt, kehrt man einfach wieder still und ohne Selbstkritik zum Beobachten zurück.

So kann Leben mühelos und ohne Stress erlebt werden – und schließlich wird erkannt: nicht „Ich“ lebe dieses Leben, sondern das Leben lebt sich selbst durch diese Körper-Wahrnehmung und „mich“ gibt es nur als Vorstellung und Bestandteil des unendlichen, unpersönlichen Er-Scheinungs-Stromes.

Leben ist: Licht an,
∞ * (Bilder, Geräusche, Geschmäcker,
Gerüche, Gedanken, Gefühle)
Licht aus.

Wenn Handlung ansteht,
entsteht Handlung,
spontan und natürlich.

Wenn keine Handlung ansteht,
entsteht Nicht-Handlung,
spontan und natürlich.

Wenn Wissen gewusst werden soll,
erscheint Wissen,
spontan und natürlich.

Wenn Erfahrung gemacht werden soll,
erscheint Erfahrung,
spontan und natürlich.

Wann immer etwas erscheinen soll,
erscheint genau DAS,
spontan und natürlich.

Einfacher geht es nicht,
nur komplizierter.