Seit langen Jahren kenne ich einen Menschen, der sich auch mit Selbsterkenntnis beschäftigt hat. Zeitweise hatten wir auch telefonischen Kontakt und am Anfang habe ich eine Menge gelernt. Dann drehte sich das und er lernte von mir – weil er in Bezug auf seine Kindheit schwer geschädigt war und damit nicht zurechtkam und ich ihm zuhörte.
Aber es gab zwei Dinge, die ich nie verstand – bis heute Morgen. Das Eine war, dass er mich nie ausreden ließ. Meistens sprach er und wenn ich dann mal was sagte, unterbrach er meistens, mit den Worten: „Das muss ich noch schnell sagen…„
Das andere war, dass er wie anbetoniert wirkte. Was er einmal in seinem Schädel abgespeichert hatte, das bekam man nicht mehr heraus.
Das Dumme ist, dass ich diesen Menschen ganz gern mag aber mit seiner Art so gar nicht zurecht komme. So besuchte ich seine Seiten alle paar Tage, einfach, um zu schauen, wie es ihm geht. Und oft fand ich dann vor, dass er erneut in irgendwelche Fallen getappt war, so dass hier der Wunsch aufkam, ihm zu helfen.
Dass das nicht funktionieren kann, weil es sich bei diesem Menschen um den Typ „Stausee“ bzw. „stehendes Gewässer“ handelt, ist mir erst heute Morgen wirklich klar geworden. Ich weiß nicht, ob es diesen Begriff in diesem Zusammenhang gibt, er kam heute Morgen genau so hoch. Dieser Typ Mensch neigt dazu, alles, was er einmal gelernt hat, wie ein Bild abzuspeichern. Und wenn er auf dieses Wissen wieder zugreifen will, holt er sich das Bild (Dump, Image, Abbild, Archivbild) heraus und schaut es an. Das macht er mit sämtlichen Wissensfragmenten so. Dadurch entsteht im Laufe der Zeit eine sehr große Wissens-Sammlung – aber da das alles fixe Bilder sind, handelt es sich dabei um totes Wissen. Abgespeicherter Wissensmüll.
Als ich das heute Morgen erkannte, erkannte ich auch, dass mir diese Besuche auf seiner Seite nicht gut tun, denn sie bringen mich immer wieder mit Unwahrheit und Starrheit in Kontakt. Ich habe die Seite seit mehreren Tagen nicht mehr besucht – und werde sie auch nicht mehr besuchen.
Der Typ Mensch, der hier schreibt ist wie ein Trockenflussbett in der Wüste, das wird „Wadi“ genannt. Normalerweise ist in dem Flussbett keinerlei Wasser, da der Boden aus Geröll und Sand besteht. Das heißt, dass alles, was darin fließt, sehr schnell versickert und in tiefe Bodenschichten verschwindet, an die man nicht leicht heran kommt.
Wenn es in der Wüste endlich einmal regnet, dann regnet es meistens sehr stark – so stark, dass das Wasser nicht sofort versickern kann. Es läuft daher auch oberirdisch ab und sammelt sich in tieferen Rinnen, den Wadis, in denen es dann wie in einem Wildbach reißend fließt. Das geht so lange, bis schließlich alles oberirdische Wasser abgeflossen ist, dann versickert auch das Wasser in den Wadis im sandigen Untergrund aufgrund fehlendem Nachfluss.
Hier ist das genau so. Etwas erscheint in der Wahrnehmung, wird als Unwahrheit erkannt und dann kommen automatisch ein oder mehrere intuitive Wahrheitspakete hoch, die vom Verstand automatisch in Worte übersetzt werden. Manchmal kommt es auch zu Interferenzen mit der Wahrheit selbst – dann kommen solange Wahrheitspakete hoch, bis es keine Unklarheiten mehr gibt.
Dann hört der Schwall schlagartig auf. Das hochgekommene Wissen zieht sich zurück und es bleibt buchstäblich nichts zurück. Daher wird das Hochgekommene meistens sofort aufgeschrieben, denn ansonsten ist es unwiederbringlich weg. Da auch nicht über das Hochgekommene nachgedacht wird, versickert es buchstäblich im Untergrund und lässt das vorher nasse Flussbett trocken zurück. „Der hier“ funktioniert also ganz genau so, wie ein Wadi in der Wüste. Wenn es regnet, fließt das Wasser, wenn es nicht regnet, ist es trocken. In Selbsterkenntnis-Sprache übersetzt, bedeutet das Nicht-Wissen.
Der große Unterschied zwischen Stausee und Wadi ist, dass der Stausee Massen an totem Wissen beherbergt. Das Wadi beherbergt überhaupt kein Wissen, sondern weiß nur dann etwas, wenn es regnet – wenn etwas hochkommt. Und das, was da hoch kommt, ist immer frisch aus der Quelle. Es sprudelt, frisch und kühl und immer neu – und wenn der Wasser-Schwall endet, ist es weg.
Darum gibt es hier auch immer wieder neue Analogien zu dem hochkommenden Wissen. Die denke ich mir nicht aus – die kommen zusammen mit dem Wissen hoch.
Jeder Mensch ist wie ein Filter, der nur ganz bestimmte Frequenzen aus dem Gesamtspektrum erkennen und abbilden kann. Alles andere bleibt im Filter hängen. Da sich die Struktur eines Menschen im Laufe der verschiedenen Selbsterkenntnis-Prozesse dynamisch verändert, ändert sich damit auch der Filter und so passiert es, dass gestern vielleicht die Frequenz 123.456 nicht durch kam – aber heute kommt sie durch und lässt das immer gleiche, universelle Wissen anders aussehen. Das führt dann zu anderen Analogien (bildhaften Vergleichen).
Ich hatte einfach nicht begriffen, dass das dort nicht so abläuft, dachte, dass es sich dort nur um eine Hemmung handelt, die man vielleicht durch Hilfestellung überwinden kann. Aber das war eine grobe Täuschung. Da lässt sich gar nichts machen – dieser Typ Mensch beherbergt alles Wissen, was er braucht und er greift immer wieder auf dasselbe Wissen zurück. Dazu macht er sich zB Wikis, also Wissens-Sammlungen, in denen er Texte von anderen (zB Gurdjieff) abschreibt, bzw. aggregiert und die er offenbar immer wieder liest. Dass sich auf diese Weise nie etwas Neues ergeben kann, das scheint er nicht zu merken.
Tatsache ist, dass ich mich zum Affen gemacht habe, indem ich immer wieder versuchte, zu helfen, obwohl dort gar keine Hilfe gewünscht war – und weil ich nicht erkannte, dass es sich um einen total anderen Typ Mensch handelt, der gar kein frisches Wissen verarbeiten kann, weil er zugestopft ist, bis zu den Haarwurzeln mit uraltem, totem Wortmüll.
Es gibt da ein Buch: „Wer den Wind reitet„. In diesem Buch sagt Peter, der Schüler, zu Sabazius, seinem Lehrer, dass er etwas interessantes in einem Buch gefunden habe. Worauf Sabazius an den Bücherschrank geht, ein Buch heraus nimmt und in der Mitte durchreißt. Ich weiß nicht mehr genau, was er ihm sagte – aber sinngemäß ging es darum, dass in Büchern nur Wortkonserven sind, niemals die Wahrheit. Im Zen sagen sie, dass man eine Tasse mit altem Tee erst ausleeren muss, bevor neuer eingefüllt werden kann.
Mir war das noch nie so klar geworden, wie heute Morgen, direkt nach dem Aufwachen, als das Bild mit dem „Stausee“ bzw. „stehendem Gewässer“ hoch kam: Man kann einem solchen Menschen nichts beibringen, weil er immer schon alles weiß – oder besser: weil er glaubt, schon alles zu wissen.
Noch etwas ist mir klar geworden: Die allermeisten Menschen – mehr als 99% – haben offenbar ein fest eingebranntes Weltbild, auf das sie immer wieder zurück greifen. Dadurch, dass sie immer in dieser Weltbild-Rinne laufen, wird diese so tief eingeschliffen, dass sie im Laufe der Jahrzehnte das Licht nicht mehr sehen können, weil die Rille zu einer engen aber tausende Meter tiefen Schlucht geworden ist. Von dort kann man niemanden mehr heraus holen – schon gar nicht, wenn er beinahe 70 Jahre alt ist.
Dieses eingeschliffene Weltbild muss nicht einmal gruppenkonform sein – es gibt, wie ich jetzt gelernt habe, auch Menschen, die sich ein Weltbild aus alten und überholten Selbsterkenntnis-Texten (zB „vierter Weg„) zusammenbasteln und stur daran festhalten.
Aus diesem Grund hören sich die meisten Menschen auch wie eine alte, eingeschliffene Schallplatte an, die immer in der gleichen Rille läuft. Sie sagen immer das Gleiche und verweisen auf früher angelegte Texte, in denen die Wahrheit angeblich zu finden sei. Da gibt es nichts zu helfen – da ist jede Vorstellung von Hilfe nur reine Selbst-Verarschung.
Das war eine bittere aber höchst notwendige Lektion! Sie zeigte mir eindeutig, dass ich kein Lehrer-Typ bin, sondern eher ein Schreiber, denn ich komme nicht damit klar, wenn einer etwas einfach nicht kapieren will – oder kann. Es wird dann solange versucht, die Wahrheit in immer neuer Form, in den Nicht-Kapierenden hinein zu stopfen, dass es schon beinahe weh tut.
Die Antwort ist aber sehr einfach: Ich darf nicht versuchen, jemandem etwas beizubringen, sondern muss einfach aufschreiben, was hoch kommt – unabhängig davon, ob es Menschen gibt, die das aufnehmen können oder nicht.
Das reguliert sich automatisch, denn hier werden immer nur die Menschen lesen, die auch einen Nutzen davon haben. Alle anderen werden flüchten oder gar nicht erst hier landen. Denn das, was hier steht, wirkt potentiell zersetzend auf fest gefügte Weltbilder – und es gibt nicht sehr viele Menschen, die das ertragen.
Im Umkehrschluss darf ich keine Seiten anlaufen, die auf mich zersetzend, bzw. aufwühlend wirken – weil sie aus meiner aktuellen Sicht die Unwahrheit enthalten, eine verdrehte Wahrheit oder weil dort ein starres Weltbild vermittelt wird – denn das tut mir einfach nicht gut. Das ist im Prinzip das gleiche, wie bei den Mainstream-Medien, von denen ich mich schon lange fernhalte, weil sie mir nicht gut tun.
Nachtrag: Das war eindeutig ein Teil der Schattenarbeit, denn damit wurde etwas aufgearbeitet, was mich lange Jahre gefesselt hat. Ob es ganz aufgearbeitet ist, muss sich noch zeigen.