Selbsterkenntnis ist ständige Transzendenz des Bekannten

Man könnte auch sagen, dass Selbsterkenntnis Wiederentdeckung der realen Wirklichkeit bedeutet – Selbst-Erinnerung. Natürlich IST jeder IMMER das, was er wirklich ist. Aber wenn keine Änderung erfolgt, wenn es keine Überschreitung des scheinbar Bekannten gibt, dann ist das in meinen Augen keine Selbsterkenntnis, sondern Welt-Erkenntnis, Stabilisierung im bereits Bekannten – also lediglich „besseres Funktionieren im Leben„. Das ist nicht, was hier passiert.

Meiner eigenen Erfahrung nach, muss Selbsterkenntnis  im ersten wirklichen Schritt in eine stabile Plattform münden, die es ermöglicht, vollkommen mühelos in der Stille zu verbleiben. Mit anderen Worten: die Erfahrungsebene muss sich in eine stabile Schicht verschieben – raus aus der Denkkapsel, hinein in die Stille und den Frieden des Seins.

Dazu ist bei mir keinerlei Meditation oder sonstige Übung notwendig. Hier besteht „Meditation“ daraus, einfach in der Stille zu verbleiben, die ich ohnehin immer bin. Die Sichten, die sich ergeben, sind immer nur temporär, denn sie ändern sich ständig, da sich mit jedem neuen Schritt andere Facetten der Wirklichkeit zeigen. Sie werden auch nicht gesucht, sondern stellen sich von selbst ein. Und da hier nichts getan wird, kann gesagt werden, dass die Dinge sich aus sich selbst entwickeln.

Es gibt offensichtlich massive Unterschiede in der Auffassung darüber, was Selbsterkenntnis ist und was nicht. Ein besseres Funktionieren stellt sich von selbst ein, wenn der Intellekt mit der kosmischen Intelligenz verbunden ist. Dann wird aber auch unmittelbar gesehen, dass das „persönliche Ich“ nur eine Fiktion ist und dass das bessere Funktionieren auf weniger Reibung zurückzuführen ist und nicht auf ein besseres Verständnis einer Person – sondern vielmehr auf einem besseren Verständnis und der Lösung von dieser Person.

Das Leben in dieser relativen Welt dauert solange an, wie es eben andauert und es beinhaltet, was es eben beinhaltet. Worauf es aber wirklich ankommt, ist, dass irgendwann absolut klar wird, dass da kein Individuum ist, sondern „nur“ ein individualisierter Ausdruck des Lebens. Das Leben drückt sich als dieser scheinbare Mensch aus. Tatsächlich ist da nur das Leben selbst. Das ist keineswegs eine Einbildung, denn es wird ja vollkommen eindeutig gesehen und/oder gefühlt: Das Leben ist „ich„. Alles andere folgt daraus von selbst.