Die Inszenierung glaubt der Inszenierende zu sein

Das Ego ist Teil der Inszenierung, innerhalb der es sich mental bewegt. Es ist, wie wenn eine Geschichte lebendig würde und sagte: „Ich tue jetzt dies und anschließend das.“ Wenn man dann fragt, was man wirklich ist, erkennt man letztlich, dass die Inszenierung, die Schein-Person und die Frage in etwas erscheint, das man nicht objektiv erkennen kann, sondern nur als reine Subjektivität.

Die Feststellung: „Ich bin ein Mensch“, ist definitiv Teil des Traumes. Es ist nicht der Mensch, der träumt oder im Kinosessel sitzt – der Mensch, inklusive Ego-Person-Verstand, Wahrnehmungen, Gedanken, Vorstellungen, inneren Bildern, Emotionen, Gefühlen und Umgebung – der komplette menschliche Inhalt IST das Geträumte.

Es ist also nicht so, dass da ein Mensch ist, der „ein Ego hat, das vernichtet werden muss“ – sondern der gesamte Mensch, inklusive Ego, inneren und äußeren Wahrnehmungen und allem, was sonst noch zum Menschsein gehört, IST ein Traum. Mensch-Sein ist ein Traum! Was vernichtet werden muss, ist der GLAUBE, ausschließlich ein Mensch zu sein.

Erkannt werden muss: ICH BIN Bewusstsein, das träumt, ein Mensch zu sein!
Und: ICH BIN Bewusstsein, welches das Universum und alle Wesen träumt!

Da das Ego aber über bzw. in diese erkennende Subjektivität (Bewusstsein, Gewahrsein) projiziert wird, die nicht objektiv erkannt werden kann, sieht es so, als ob das Ego dieses Subjekt wäre. Aber das ist es nicht – das Ego ist ein Teil der scheinbar nach außen projizierten Realität, ein integrierter Bestandteil der sich selbst ausrollenden Traum-Inszenierung oder Simulation.

Mit anderen Worten: Der Träumer, das Ur-Bewusstsein, träumt, das objektive Subjekt (Ego, Person) zu sein, also ein psycho-somatischer Organismus, der „Ich“ ist – und „außerhalb“ sind noch andere Traumgestalten in einer gemeinsamen Traumumgebung.

Weil das tatsächlich Existierende nicht objektiv wahrnehmbar ist, ist alles Wahrnehmbare immer Teil des Traumes. In diese Kategorie fallen nicht nur Wahrnehmungen, Gedanken, Vorstellungen, Gefühle und Emotionen – sondern auch Lichtphänomene, Energieströme und bildhafte Visionen, die man in der Meditation oder im Halbschlaf wahrnehmen kann. ALLES, was temporär auftaucht und wieder verschwindet und auch alles, was scheinbar „immer da ist„, wie ein altes Gebäude oder ein uralter Baum, ist Traum-Bestandteil.

Das Echte ist das, was alles wahrnimmt aber selbst niemals objektiviert bzw. wahrgenommen werden kann.

Damit ist allen Versuchen, zu sagen: „Ich bin Licht oder Energie“ oder „das da ist ein Gott“, der Boden entzogen. Das ist der Grund, warum im Buddhismus gesagt wird: „Wenn Dir (ein gestaltlicher) Buddha begegnet, dann töte ihn„. Was hier getötet wird, ist nicht „der Buddha„, sondern der worthafte Gedanke oder die bildhafte Vorstellung eines Buddhas.

Alles Wahrnehmbare und Vorstellbare ist Teil des Traumes.

Das „Nichts“, das dann noch übrig bleibt, bist Du. Aber das ist kein vollkommenes Nichts, sondern nur ein objektives Nichts – ein Kontinuum ohne Objekte. Und da man Subjektivität nicht sehen kann, meint man, dass man eine „Leere“ entdeckt hätte. Die vermeintliche Leere ist zwar eine objektive Leere oder Leerheit – aber dafür eine subjektive Fülle. Subjektivität ist das, was nicht objektivierbar ist und was jeder IST – reine Selbstheit, reines ICH-Bewusstsein, reiner Geist, reine Potentialität.

Die sogenannte Leere oder Leerheit beruht also nur darauf, dass die reine Subjektivität nicht physisch wahrgenommen werden kann. Hundert Prozent Leere bedeutet hundert Prozent Geist, Bewusstsein und Potentialität.

Wenn jemand, der nur auf physische Wahrnehmung gepolt ist, plötzlich die Leere wahrnimmt, erkennt er normalerweise nicht, WAS die Leere wahrnimmt – nämlich er selbst, das Bewusstsein, die nicht-objektive, nicht-physische, rein subjektive Selbstheit.

Wenn aber, während der Wahrnehmung der objektiven Leere, die Wahrnehmung auf die Wahrnehmungsfunktion selbst gelenkt wird – oder auf die Bewusstheit, bewusst da zu sein – dann wird erkannt, dass die Leere reine Subjektivität ist. Die Leere ist leer von „etwas“ aber voll von Subjektivität/ICH und Potential.


Nachtrag:
Natürlich bedeutet das, was hier steht, nicht, dass es keine Menschen gibt! Hier geht es lediglich darum, die Unwirklichkeit des Menschseins im Vergleich zur realen Wirklichkeit des Bewusstseins zu beschreiben, in dem der Traum des Menschseins stattfindet.

Um ruhig leben zu können, muss man „sich selbst“ (den Menschen, die Person) als gegeben annehmen und umarmen und darf nicht versuchen, daran herumzubasteln oder „das Ego zu killen„. Einfach von Moment zu Moment achtsam schauen, was passiert, das alleine sollte bereits reichen, um diverse Egomanöver zu durchschauen und Schattenanteile zu integrieren.

Absolut essentiell ist aber in meinen Augen, von Anfang an zu verstehen, was real und was unreal ist. Wer wirklich erkennen kann, dass das hier eine Inszenierung ist, der außerhalb des Traumes keine Realität zukommt, für den wird vieles leichter und akzeptabler.

Wozu sich über Politik, Gesellschaft, Religion und Unbewusstheit aufregen, wenn klar gesehen wird, dass sämtliche Protagonisten auch nur Traumfiguren sind? Alles, was über den aktuellen Moment und das, was darin spontan geschieht, hinausgeht, kann man daher getrost ignorieren.