Hey, Mahasattva, Großartiges Wesen, höre!
Die Natur des Vielen ist nichtdual
und die Dinge an sich sind rein und einfach;
Hier-und-Jetzt-sein ist ohne Erschaffen,
und es scheint in allen Formen, immerfort allgut;
Schon vollendet, ist Anstrengung überflüssig
und Spontaneität ist allgegenwärtig.
Hey, Mahasattva, Großartiges Wesen, hör zu!
Alles und jedes entströmt aus mir,
somit offenbart sich alles und jedes,
Offenbarung des zeitlos reinen Wirklichkeitsfeldes.
Alles Äußere und Innere ist das zeitlose Feld der Wirklichkeit,
und in solch einem makellosen Feld des Spiels
sind Buddha und fühlende Wesen nicht verschieden –
warum also versuchen daran etwas zu ändern?
Es gibt kein Bestreben in müheloser, voll entfalteter Kreativität,
und derart offene, spontane Vollendung ist immer dasselbe;
im Reinen Feld der Wirklichkeit, in dem die Beabsichtigung
und Ausführung der Handlung eines sind,
können wir Unschuldige da, wie verirrt auch immer, je etwas verkehrt machen?
Die freudvoll-reine Vereinigung im Verhalten der Lebewesen (Tantra),
vom Verblendeten als pervertierter Pfad betrachtet,
ist identisch mit dem Reinen Prozess Samantabhadras:
wer diese Gleichheit begreift, ist Buddha, der Herr der Welten.
(Warum? Weil alles nur der Eine Geist ist, der die Wesen und Ereignisse projiziert.)
Auf dem getäuschten extremistischen Pfad, „Ich“ und „Mein“ denkend,
betreten verblendete Unschuldige einen strukturierten Weg der Dharma-Praxis,
ohne Aussicht, zu erkennen, dass er nirgenwo hinführt:
Als könne Wirklichkeit jemals durch Suchen gefunden werden.
Die Unterweisung durch meisterliche Nachäffer, denen es an direkter Einsicht mangelt, ist beladen mit falschen Konzepten von Vorbereitung und Technik;
deshalb ist derjenige, Meister, der das Gold vom Belag reinigt,
der authentische Lehrer, die wertvollste Quelle, ist jedes Lösegeld wert.
Hey, Großartiges, unwandelbares Wesen, höre!
Hey! In diesem freien Feld, ungreifbar, wie Raum,
nirgends aufzufinden, lässt sich nichts objektivieren;
ein unstrukturierter Prozess der Erfahrung, der in der subtilsten Projektion vorkommt:
das unbestimmbare Konzept von „Reinem Sein“ ist selbstentsprungenes Gewahrsein,
eine nicht-denkende, allgegenwärtige, authentische Präsenz,
und dieses unfassliche, freie Feld braucht keine Umänderung.
Die Essenz durch abgeleitete Phänomene suchend,
erfreue Dich an ihrem nicht-konzeptuellen Aspekt allein:
die manifeste Essenz ist einfach Reines Sein.
Dieser eine Nukleus, unteilbar und eigenschaftslos,
ist die unbestimmte Wirklichkeit unrsprünglichen Gewahrseins;
in dieser lebhaften, ungedachten, wit-offenen Essenz,
auf dem Pfad der reinheit, liegt erhabene Gleichheit.
Unveränderlich und unveränderbar, gibt es nichts zu erstreben,
ein Objekt der Wahrnehmung, keinen wahrnehmenden Geist.
Drang zu direkter Selbst-Wahrnehmung erfordert die Festlegung auf eine Ursache,
meditative Selbstvernarrtheit jedoch kann keine echte Gleichheit hervorbringen.
Dieser allumfassend einen Buddha-Dimension kann nichts hinzugefügt werden,
und da das Wirklichkeitsfeld unbegrenzt ist, kann sie nicht verringert werden;
im Spiel der Wirklichkeit gibt es keinen Raum für gesteigerte stimmung,
weil Freude überall gleichmäßig in der Weite des selbstentsprungenen Feldes vorhanden ist.
Es gibt darin keine großartige Vision mit dem Auge der Einsicht zu sehen
und nichts Besonderes zu hören, weil nichts erklärt werden kann;
Heiliges und Profanes sind immer unauflöslich miteinander verwoben
und ein letztgültiges Ziel, ein bevorzugter Ort, kann nicht genannt werden.
Der Pfad Reinen Geistes kann nicht als wahr oder falsch gedacht werden,
weil selbst-entsprungenes Gewahrsein an sich nicht definiert werden kann;
in der direkten, lebhaften Präsenz zeitloser, umfassender Gleichheit
entsteht Denken nur schattenhaft.
Seine Nicht-Existenz ist nicht ohne Quelle – seine Essenz besteht in einer Abwesenheit und seine Leerheit ist kein Nichts – sie ist als leere Objekte vorhanden;
durch Vergegenwärtigung der Natur des Raumes, ohne Begierde,
wird die Verzückung vollkommen freier Handlung erlebt;
und in diesem unbeabsichtigten Feld entsteht ursprüngliches Gewahrsein.
Wenn die alten Weisen ihren leidenschaftlichen Willen einsetzten,
verloren sie sich völlig in der Qual übertriebener Anstrengung;
die Allwissenheit des Eintauchens in den natürlichen Prozess erzeugt,
wenn sie ausgesprochen wird, eine konzeptuelle Meditation.
Das Verlangen nach reiner Freude ist eine Krankheit der Anhaftung;
wird sie nicht durch das Allheilmittel unerschütterlicher Gleichheit geheilt,
sind selbst die ursächlichen Grundlagen höherer Zustände von Leidenschaften durchsetzt.
Diejenigen, die durch diese ansteckende Krankheit
in einem negativen Prozess, sich nach Fortschritt sehnend, gefangen sind,
sind wie Tiere, die einer Luftspiegelung nachjagen –
ihr Ziel existiert nirgendwo im Universum;
selbst die ursächlichen Grundlagen der zehn Bodhisattva-Stufen verdunkeln den Geist.
Ultraschnelles ursprüngliches Gewahrsein, jenseits von Denken,
ein spiritueller Freund – ein Juwelenquell,
absichtslos, von wechselnden Umständen unabhängig,
erfüllt seiner eigenen Natur gemäß alle Wünsche.
Analysiert ist sie gar nichts – wenn gelassen, feine Verzückung;
sie ist wahrlich unsichtbar und gewährt dennoch jeden Wunsch;
der Meister, nichts wissend von Selbst und Anderen, eine Schatztruhe;
die glückverheißende Insel, offenbart aus selbstlosem Mitgefühl.
Unbewegt im Innern, kann es nicht aufgefunden werden,
und nach außengewendet, kann es nicht dargestellt oder isoliert werden;
weder heraus- noch einwärts gekehrt, ist dieses selbstlose Mitgefühl unveräußerlich – es verweilt hier zeitlos.
Das sehnen nach Glück schließt sein Aufkeimen aus –
das Glück ist bereits hier, doch trachtet es nach sich selbst;
in völliger Verwirrung streben wir beharrlich nach Nirvana,
obschon solch greifendes Selbst keine Buddha-Vision hat.
Wo kein Buddha voahanden ist, da lässt sich kein Buddha benennen,
und wo Buddha sich offenbart, ihn zu benennen ist ein Fehler:
der Versuch, den Buddha „da draußen“ zu entdecken ist ein falscher Pfad,
da alle Dinge formlos und ohne eine Spur von Substanz sind.
Vollkommen, jenseits von Verlangen, wuhig verweilend,
substanzlos und völlig ungreifbar,
hängt die Natur des wundersamen Ambrosia
von keiner Technik ab.
Gesprochene Übertragung, aufsteigende Vision,
die wie ein Zaubertrick erscheint,
entsteht in pulsierend vernebeltem Gewahrsein.
Auf diesem universellen, mächtigen Weg , befreit und einladend,
verlangt es unserer Natur nach nichts,
und sie gibt nicht den geringsten Anlass zu Voreingenommenheit.
Wie beim dahinsegelnden Garuda (mystischer Adler),
keine Umständlichkeit, keine Vereinfachung,
nichts zu verlieren und nichts zu gewinnen.
Diese unendliche Ausdehnung, einem Ozean gleich,
bringt die Vielzahl der Dinge hervor;
sie ist kreatives Potential, nicht verschieden von Raum,
unvorhersehbar in den Formen, die sie annimmt.
In der Reinen Essenz des Geistes,
entsteht spontan ultimativ erhabener Samadhi;
eine Vision wie ein weiter Ozean,
unstrukturiert und ausgedehnt, wie der Raum.
[…] Quelle: [Eye of the Storm] [Im Auge des Sturms]
Dies ist die ursprüngliche Übertragung von Vairotsana, aus der das tibetische Dzogchen hervorgegangen ist. Im Gegensatz zum heutigen, kontaminierten und verkomplizierten Dzogchen, ist diese Übertragung absolut rein und klar – zumindest, soweit ich das erkennen kann. Und weil sie so klar und rein ist, kann diese Übertragung reinsten Wissens in einem Satz wiedergegeben werden:
Es gibt nur reinen Geist, reines Sein, reines Gewahr-Sein,
dieser reine Geist bringt ALLES hervor,
und das Hervorgebrachte ist wiederum nur reiner Geist,
ohne jede Spur von Substanz und Festigkeit.
Somit IST nur reiner Geist.