Ich merke deutlich, dass ich immer leerer werde. Damit einher geht aber auch das Gefühl, weniger Liebe zu empfinden, insgesamt immer neutraler zu werden. In Bezug auf die Reaktionen auf Gesellschaft und Umfeld ist es sicherlich begrüßenswert, weniger zu reagieren, als vielmehr zu agieren oder neutral zu bleiben. Das gilt aber nicht in Punkto Liebe.
Hinzu kam, dass ich gestern, den ganzen Tag über, starke Bauchschmerzen hatte, was ziemlich ungewöhnlich ist. Daher fragte ich mich, bevor ich ins Bett ging, was los ist und was zu tun ist. Kaum lag ich im Bett, kam die Antwort in Form eines äußerst intensiven Körpergefühles, das so stark war, dass ich nicht einschlafen konnte. Ich lag stundenlang wach und fühlte nur die ungeheure Intensität des Körpers und der Energieflüsse darin – in der Mitte der Brust und im Unterleib, bis hinab zu den Füßen. Und das war die Antwort. Es geht also für mich jetzt darum, das absolute Bewusstsein mit dem Fühlen und Lieben der eigenen Existenz zu ergänzen.
Leben ist aktive Liebe, die sich selbst in Form von Myriaden Formen ausdrückt und dann das Ausgedrückte gewahrt und fühlt. Mit Liebe ist hier aber nicht die persönliche Liebe gemeint, die sich nur auf eine Person oder eine Familie bezieht – das ist die persönliche oder bedingte Liebe.
Mir geht es hier mehr darum, die Liebe zum fühlenden Leben an sich zu entwickeln. Wobei sie ja gar nicht entwickelt werden muss, sie ist ja schon da – sie muss vielmehr wiedergefunden und zugelassen werden, weil sie durch die egoische Selbstbezogenheit praktisch verschüttet ist.
Man könnte das auch Herzöffnung nennen – aber das ist hier nicht mehr nötig, denn das Herz ist schon offen, wie ein Scheunentor. Was hier nötig ist, das ist, sich einfach auf die Herzgegend in der Mitte der Brust zu fokussieren und dort einzusinken. Das reicht bereits aus, um unpersönliche Selbstliebe zu empfinden, die dann auch auf alles ausgedehnt werden kann.
Was das unterstützt, ist die Lebendigkeit des Körpers direkt zu fühlen, indem die Vibrationen, Energieflüsse und subtilen Bewegungen bewusst gespürt werden. Das alleine erzeugt schon ein tiefes Gefühl der Verbundenheit zum Leben, denn, wenn ich alles bin, bin ich auch der Körper und der Körper ist nichts anderes, als ein direkter Ausdruck des Lebens=Liebe.
Eine andere Möglichkeit, die früher sehr stark vertreten war, ist die Liebe zu einem Meister oder Guru zu entwickeln. Aber wenn ich mir anschaue, was heutzutage diesen Titel trägt, kommt mir das Grausen. Für mich ist das Leben selbst der Meister und es führt mich immer wieder in herausfordernde Situationen, die dann gemeistert werden müssen. Wer sich das bewusst macht, kommt nicht umhin, das ganz genauso zu sehen – denn das ist bei jedem anderen Menschen ganz genauso – darum lautet der Untertitel des Blogs auch „Dem Leben lauschen„.
Der wirkliche Meister ist das Leben und die Liebe selbst. Und für diejenigen, die damit nichts anfangen können, erscheinen das Leben und die Liebe als externer Meister. Aber heutzutage gibt es praktisch nur noch Schüler, die auf dem Wege sind, ein Meister zu werden – das trifft selbst auf diejenigen zu, die sich Meister nennen. Meist sind es nur Theoretiker, die viele Bücher und Schriften gelesen haben aber die zugehörigen Erfahrungen nie gemacht haben. Im Prinzip ist das Betrug, denn sie können nicht geben, was sie nicht haben – und auswendig lernen, kann jeder Depp. Das trifft besonders auf die Robenträger zu – außen Hui und innen Pfui.
Für mich ist ein wirklicher Meister, Einer, der Keiner mehr ist.
Nachtrag 1: Hier sieht man, wie sich das bei mir dynamisch entwickelt. Zuerst geht es immer mehr in eine Richtung und wenn verstanden und gefühlt wurde, um was es ging, tritt etwas auf, das eine Richtungsänderung erzwingt. Dann geht es in die neue Richtung, nur, um einige Zeit später wieder die Richtung zu wechseln. Und wenn man das Ganze von oben betrachtet, erscheint es wie ein Irrgarten, mit klaren Realisations- und Umkehr-Punkten, die alle angelaufen werden müssen, um vollständig zu werden. Aber es ist vorher nicht klar, wann und wo jeweils so ein Umkehrpunkt ist. Das wird erst in der Rückschau klar.
Nachtrag 2: Wahre Liebe ist Liebe, die sich selbst (die Liebe) liebt. Leben ist der Ausfluss von sich selbst liebender Liebe.