Equivalence

In der Programmiersprache Fortran, die in meinem beruflichen Betätigungsfeld viel benutzt wird, existiert ein Konzept namens Equivalence. Das ist ein Übereinanderlegen verschiedener Speicherbereiche. In C++ entspricht das dem Konzept von Union – was es mittlerweile auch in Fortran gibt, wie auch vollständige Objektorientierung.

Im Körperbewusstsein existiert dieses Prinzip auch – indem Dauerspannungen hinter den Augen und im Bauchbereich über das Gefühl der Leere gelegt werden. Diese Überlagerung bewirkt, dass das starke Subjektivitätsgefühl, das der Leere inhärent ist, sich auf den Körperkonstrukt überträgt. Damit wird das Gefühl: ICH BIN überlagert mit dem Körpergefühl und daraus entsteht dann: Ich bin der Körper.

Hier ist das deswegen so gut zu beobachten, weil beides zugleich aktiv ist und soviel Sensibilität vorhanden ist, dass tatsächlich beides zugleich gewahrt werden kann. Es ist möglich, zwischen den beiden Ebenen hin und her zu wechseln, ohne aber jemals den Blick auf die Leere zu verlieren. Das ist hier, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr möglich. Was das letztlich ausgelöst hat, ist unbekannt.

Tatsache ist aber, dass im Gegensatz zu früher, jetzt ununterbrochen die Leere gewahrt wird und dass damit auch erfahren wird, dass die ständig gefühlte Subjektivität zur Leere des leeren Bewusstseins gehört und nicht zum Körper. Damit wird ständig dynamisch erkannt, dass das zwar „mein Körper“ ist – aber auch, dass ICH nicht der Körper bin. Da es aber keinen Unterschied gibt, zwischen dem, was in der Leere erscheint und der Leere selbst, kann auch gesagt werden: ich bin ALLES – also auch der Körper. Definitiv falsch ist aber zu sagen: Ich bin exklusiv der Körper.

Es gibt bei jedem normalen Menschen eine innere Hauptstimme, die dominiert. Diese wird temporär immer wieder von Nebenstimmen überlagert, die genau das Gegenteil fordern, mindestens aber eine Abweichung, von dem, was die Hauptstimme fordert. Dann übernimmt wieder die Hauptstimme und versucht sich durchzusetzen, dann kommen wieder Nebenstimmen und so weiter. Diese mentale Überlagerung ist im normalen Menschen die Basis für das chaotische Zwangs-Denken.

Die Körpergefühl-Überlagerung, zusammen mit der Stimmen-Überlagerung und dem Zwangsdenken, erzeugt eine so starke Überlagerung des bei jedem Menschen ständig vorhandenen Gefühls der Leere, dass das identisch ist mit einer scheinbaren totalen Trennung von der Leere des Seins.

Dieser Block ist in normalen Menschen so massiv, dass es praktisch ausgeschlossen ist, ihn zu durchbrechen. Hinzu kommt, dass der normale Mensch zutiefst glaubt, das, was er normalerweise im Vordergrund wahrnimmt, tatsächlich zu sein, so dass er, wenn man ihn auf die Leere als Ursprung hinweist, das Gefühl hat, seine Existenz soll ihm geraubt werden. Daraus folgt dann eine massive Gegenwehr.

Tatsächlich gibt es aber nicht den geringsten Unterschied, zwischen dem Normalzustand des normalen Menschen und dem, was hier erlebt wird, denn die Leere ist immer und überall gleichzeitig vorhanden. Es ist einzig der Glaube, das vordergründig Wahrgenommene tatsächlich zu sein, was die Trennung ausmacht. Da diese Trennung aber nicht real vorhanden ist, es ist ja nur eine innere Überzeugung, ist sie rein imaginär. Es wird nur geglaubt, dass da eine Trennung ist – aber tatsächlich ist gar keine da. Letztlich ist es nur ein einziges Daten-Bit, was den Unterschied ausmacht:

bool getrennt;
Function Normalzustand: getrennt = true;
Function Erleuchtung:      getrennt = false;

Aber obwohl es nur ein Bit ist, und absolut gesehen keinen Unterschied macht, ist der relative Unterschied gewaltig – er könnte gar nicht größer sein. Der Normalmensch schaut ausschließlich nach außen und lässt sich von jedem Ereignis einfangen. Er glaubt der Körper zu sein und eine Person und in einer Familie und der Gesellschaft eingebettet zu sein. Seine Glaubenssätze sind sein Leben und wenn man sie ihm nimmt, glaubt er zu sterben.

Der Nicht-Normalmensch, der die Leere gewahrt und erkennt, dass die Erscheinungen aus ihr hervorgehen und in ihr erscheinen, sieht dagegen, dass es sich bei den scheinbar äußeren Vorgängen um traumhafte Sequenzen handelt, die außer zum Zweck des körperlichen Überlebens, nicht weiter wichtig sind. Darum engagiert er sich auch kaum noch emotional und lässt den Dingen ihren Lauf. Das ist aber kein bewusster Wunsch oder Absicht, sondern entsteht als natürlicher Ausfluss aus diesem Sehen.