Aphorismen auf Bewusstsein-ohne-Objekt

Diese Aphorismen von Franklin Merrell-Wolff gehören zu einer Bewusstseinsebene, auf der sich Denken und Musik vereinen. Sie sind Samen, die sich zu einem umfassenden System der Philosophie entwickeln können, während sie zugleich eine Substanz sind, die der Seele Nahrung gibt. Es ist nicht notwendig, dass der Leser sie versteht. Man sollte sie als Brennpunkte für die Meditation verwenden und ihre Bedeutung in seinem Bewusstsein entwickeln lassen, so wie eine Pflanze aus Samen wächst. Zuerst sind sie Symbole und Konzepte danach. Als Konzepte erleuchten sie den Weg zum Verstehen. Als Symbole öffnen sie die Tür zur Verwirklichung jener Wirklichkeit, die nicht gefühlt oder gedacht werden kann. (Beitrag stammt ursprünglich vom Juli 2018)

Aphorismen auf Bewusstsein-ohne-Objekt

1

Bewusstsein-ohne-Objekt ist.

2

Bevor Objekte waren, ist Bewusstsein-ohne-Objekt.

3

Obwohl Objekte zu existieren scheinen, ist das Bewusstsein-ohne-Objekt.

4

Wenn Objekte verschwinden/sterben, bleibt das Bewusstsein-ohne-Objekt davon völlig unberührt.

5

Außerhalb des Bewusstseins-ohne-Objekt ist nichts.

6

Innerhalb des Schoßes des Bewusstseins-ohne-Objekt liegt die Kraft des Bewusstseins, das Objekte projiziert.

7

Wenn Objekte projiziert werden, wird die Kraft des Gewahrseins als Subjekt vorausgesetzt, doch das Bewusstsein-ohne-Objekt bleibt unverändert.

8

Wenn das Bewusstsein von Objekten (individuelles Subjekt-Objekt-Bewusstsein) geboren wird, dann entsteht ebenfalls das Bewusstsein der Abwesenheit von Objekten (individuelles Leerheits-Bewusstsein).

9

Das Bewusstsein-von-Objekten ist das Universum.

10

Bewusstsein der Abwesenheit von Objekten ist Nirvana.

11

Innerhalb des Bewusstseins-ohne-Objekt liegen sowohl das Universum als auch das Nirvana, doch für das Bewusstsein-ohne-Objekt sind diese beiden identisch.

12

Innerhalb des Bewusstseins-ohne-Objekt liegt der Same der Zeit.

13

Wenn das Bewusstsein die Zeit erkennt, wird das Wissen um die Zeitlosigkeit geboren.

14

Sich der Zeit bewusst zu sein heißt, sich des Universums bewusst zu sein und sich des Universums bewusst zu sein bedeutet, sich der Zeit bewusst zu sein.

15

Zeitlosigkeit zu verwirklichen heißt Nirvana zu erreichen.

16

Aber für das Bewusstsein-ohne-Objekt gibt es keinen Unterschied zwischen Zeit und Zeitlosigkeit.

17

Innerhalb des Bewusstseins-ohne-Objekt liegt der Keim des weltraumhaltigen Raumes.

18

Wenn das Bewusstsein den weltraumhaltigen Raum erkennt, wird das Wissen über die räumliche Leere geboren.

19

Um sich des weltraumhaltigen Raums bewusst zu sein, muss man sich des Universum der Objekte bewusst sein.

20

Die Räumliche Leere zu verwirklichen bedeutet, zum Nirvanischen Bewusstsein zu erwachen.

21

Aber für das Bewusstsein-ohne-Objekt gibt es keinen Unterschied zwischen dem weltraumhaltigen Raum und der räumlichen Leere.

22

Innerhalb des Bewusstseins-ohne-Objekt liegt der Keim des Gesetzes.

23

Wenn das Bewusstsein von Objekten geboren wird, wird das Gesetz als eine Kraft aktiv, die immer auf das Gleichgewicht ausgerichtet ist.

24

Alle Objekte existieren als Spannungen innerhalb des BEWUSSTSEINS-ohne-Objekte, die dazu neigen, immer in ihre eigenen Komplemente oder andere zu fließen.

25

Der letztendliche Effekt des Flusses aller Objekte in ihre Komplemente ist die gegenseitige Aufhebung im vollständigen Gleichgewicht.

26

Bewusstsein des Feldes der Spannungen ist das Universum.

27

Bewusstsein des Gleichgewichts ist Nirvana.

28

Aber für das Bewusstsein-ohne-Objekt gibt es weder Spannung noch Gleichgewicht.

29

Der Zustand der Spannungen ist der Zustand des Werdens.

30

Das ewige Sterben ist endlos.

31

Der Zustand des Bewusstseins von Objekten ist also ein Zustand von sich immer erneuernden Verheißungen, die im Moment der Erfüllung in den Tod übergehen.

32

Wenn also das Bewusstsein an Objekten hängt, hört die Qual von Geburt und Tod niemals auf.

33

Im Zustand des Gleichgewichts, in dem die Geburt den Tod aufhebt, wird die unsterbliche Glückseligkeit des Nirwana verwirklicht.

34

Aber Bewusstsein-ohne-Objekt ist weder Qual noch Glückseligkeit.

35

Aus der großen Leere, dem Bewußtsein-ohne-Objekt, wird das Universum kreativ projiziert.

36

Das erfahrene Universum ist die geschaffene Negation, die sich immer widersetzt.

37

Der schöpferische Akt ist Glückseligkeit, der Widerstand, der unendliche Schmerz.

38

Endloser Widerstand ist das Universum der Erfahrung; die Agonie der Kreuzigung.

39

Endlose Kreativität ist Nirvana, die Glückseligkeit jenseits des menschlichen Empfindens.

40

Aber für das Bewusstsein-ohne-Objekt gibt es weder Kreativität noch Widerstand.

41

Immerwährendes Werden und Sterben sind endlose Handlungen.

42

Wenn das ewige Werden aufhört, wird die Ruhe verwirklicht.

43

Unaufhörliche Aktion ist das Universum.

44

Unendliche Ruhe ist Nirvana.

45

Aber Bewusstsein-ohne-Objekt ist weder Aktion noch Ruhe.

46

Wenn das Bewusstsein an Objekte gebunden ist, wird es durch die Formen eingeschränkt, die vom weltraumhaltigen Raum, von der Zeit und vom Gesetz auferlegt werden.

47

Wenn das Bewusstsein sich von Objekten löst, wird Befreiung von den Formen des weltraumhaltigen Raums, der Zeit und des Gesetzes erreicht.

48

Die Anhaftung an Objekte ist Bewusstsein innerhalb des Universums gebunden.

49

Befreiung von einer solchen Bindung ist der Zustand der unbegrenzten nirwanischen Freiheit.

50

Aber Bewusstsein-ohne-Objekt ist weder Knechtschaft noch Freiheit.

51

Bewusstsein-ohne-Objekt kann durch einen (nulldimensionalen)  RAUM symbolisiert werden, der nicht von der Anwesenheit oder Abwesenheit von Objekten beeinflusst wird, für die es weder Zeit noch Zeitlosigkeit gibt; weder ein weltraumhaltiger Raum noch eine räumliche Leere; weder Spannung noch Gleichgewicht; weder Widerstand noch Kreativität; weder Agonie noch Glückseligkeit; weder Aktion noch Ruhe; und weder Einschränkung noch Freiheit.

52

Da der GROSSE RAUM nicht mit dem Universum identifiziert werden soll, ist es auch nicht mit irgendeinem Selbst zu identifizieren.

53

Der GROSSE RAUM ist nicht Gott, sondern der (Comprehender) Erzeuger/Versteher/Zeuge/Vernichter aller Götter sowie aller niederen Geschöpfe.

54

Der GROSSE RAUM oder das BEWUSSTSEIN-ohne-Objekt ist die einzige Wirklichkeit, von der alle Objekte und alle Selbste abhängen und ihre Existenz ableiten.

55

Der GROSSE RAUM umfasst sowohl den Pfad des Universums als auch den Pfad des Nirvana.

56

Neben dem GROSSEN RAUM gibt es keinen anderen.

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