Energie und Glück

Ganz offensichtlich gibt es mindestens zwei Arten, wie sich Lebens-Energie im Menschen äußert. Zum Einen gibt es die Möglichkeit, dass sich die Energie direkt im Schaffen äußert – dann sagt man, dass dieser Mensch produktiv ist. Das fühlt dieser Mensch dann als Freude oder Befriedigung. Solche Menschen sind oft auch rastlos und müssen tun und schaffen, um glücklich zu sein. In Ruhe werden sie zappelig und haben das Gefühl unbedingt wieder etwas tun zu müssen.

Dann gibt es aber noch eine Möglichkeit, die ich seit einiger Zeit erfahre. Das Schaffen ist reduziert – es wird zwar normal gearbeitet aber es ist keinerlei Drang da, mehr zu tun, als notwendig. Die überschüssige Energie strömt deutlich fühlbar über den Rücken nach oben in den Kopf und produziert auf diesem Weg ständig leichte bis starke Glücksgefühle im ganzen Rückgrat und am Hinterkopf, hinter dem Kopf und an der höchsten Stelle des Kopfes. Das ist so, als hätte ich einen ständigen Orgasmus im hinteren und oberen Teil des Körpers.

Das ist keine Folge einer Meditation oder irgendwelcher Übungen, denn ich tue in dieser Hinsicht absolut gar nichts mehr. Ich nehme auch keine Drogen (habe ich noch nie) oder denke positiv etc. – ich bin einfach nur still da und fühle die Energie in stetem Strom aufsteigen. Das führt letztlich zu vollkommener Bedürfnislosigkeit – denn es gibt praktisch nichts, was ich bisher kennengelernt habe, das auch nur annähernd an diese permanenten Glücksgefühle herankommt.

Selbst wenn es etwas gäbe, ist das immer zeitlich limitiert (zB Wunscherfüllung). Die Lebensenergie strömt aber vom Aufwachen bis zum Einschlafen ununterbrochen – und natürlich auch nach dem Einschlafen noch, ansonsten gäbe es ja kein Aufwachen mehr. Man könnte direkt sagen, dass dies das natürliche Glücklichsein des Menschen ist, denn es hängt von überhaupt nichts ab – nur von seinem Lebendig-Sein.

Diese Gefühle sind nicht immer sehr stark, manchmal sind sie auch nur schwach ausgeprägt oder fast gar nicht fühlbar. Dann dominieren der Frieden und die Stille. Ich weiß nicht, ob das so bleiben wird oder wie das überhaupt entstanden ist – es war einfach plötzlich da.

Nachtrag: Wenn die Aufmerksamkeit zeitweise nicht auf der strömenden Energie liegt, dann wird sie auch nicht so stark oder gar nicht wahrgenommen. Die Stärke hängt definitiv damit zusammen, dass die fließende Energie ständig im Fokus ist.

Wenn man eine Tätigkeit zu verrichten hat, kann man die Aufmerksamkeit teilen – ein Teil auf die Tätigkeit und ein Teil auf den Energiefluss. Das reicht aus, um diese Gefühle spüren zu können. Sie sind einfach die Folge eines natürlichen und ungehemmten Energieflusses von ganz unten, nach ganz oben und zurück – und der bewussten Wahrnehmung davon.

Wenn man alles loslässt – auch die Gedanken – und total entspannt, dann wird man ebenfalls Glücksgefühle finden, denn unser natürlicher Zustand ist Stille, Freude und Glückseligkeit. Der Ärger, die Sorgen und der Stress sind Folge, meist sinnloser, gedanklicher Tätigkeit und Identifikation.

Wirkliches Denken muss zielgerichtet und tätigkeitsorientiert sein – dann stört es nicht und verursacht keinen Ärger. Bei solchem Denken kann man sich ebenfalls glücklich und friedlich fühlen. Nur das verrückte hin-und-her-Gehüpfe – wie eine verrückte Affenherde – sorgt für Ärger.