Worte sind total täuschend und wer sie ununterbrochen benutzt, sieht nicht mehr das, was sie bezeichnen, sondern nur das Wort. Er hängt dann möglicherweise auch den unbekannten Dingen ein Etikett um, ein Label, auf dem „STILLE“ steht. „Ja, das ist die STILLE, die kenne ich ja schon“ – und schaut angestrengt in die leere Dunkelheit, um endlich die „Leere“ und das „Göttliche“ wieder zu sehen.
Es gibt zwei Arten, sich in der Selbsterkenntnis selbst ins Knie zu schießen:
1. Zu glauben, dass es total schwer ist, nur sehr wenigen Menschen zuteil wird und dass man einen Lehrer braucht.
2. Dass „es“ etwas Besonderes ist. Ich habe mir beides angetan.
Wenn stimmt, was Bernadette Roberts beschrieben hat, in ihrem Buch „The Experience of No-Self„, dann erleben viele alte Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg den Wegfall des Ego-Zentrums (Selbst), als Vorbereitung auf den Tod. Es ist also nicht so, dass das nur „eine Handvoll“ sind. Diese Handvoll sind nur diejenigen, die weltweit bekannt wurden: Jesus, Buddha, Meister Eckehart, Maharshi, Nisargadatta, Suzanne Segal, Bernadette Roberts. Das ist die erste Täuschung, denn es gibt möglicherweise sehr viel mehr – aber sie sind total unbekannt, weil keiner darüber spricht.
Nachdem Bernadette Roberts (BR) den Wegfall ihres Selbst-Zentrums erlebt hatte, traf sie ihre 85-jährige Nachbarin Lucille auf der Straße, die sie fragte, was es neues gäbe. Darauf sagte BR: „Ich habe mein Selbst verloren„. Lucille bekam einen Lachanfall und meinte (sinngemäß): „Du auch?“ und „Du bist Doch viel zu jung, das tritt doch erst kurz vor dem Tod auf!„
Daraufhin realisierte BR, dass es sehr viel mehr Menschen sein müssen, denen das passiert – sie sprechen nur nicht darüber. In der Folge sprachen die beiden öfter miteinander und glichen gegenseitig ihre Erfahrungen und Stationen ab, so dass BR einen Einblick bekam, was sich bei Lucille tat. Und beide erlebten praktisch das gleiche, nur „gefärbt“ von der jeweiligen, persönlichen Lebensgeschichte.
Das bedeutet für mich, dass „Erleuchtung“ nichts ist, was sehr selten ist, sondern, was nur sehr selten kommuniziert wird. Früher befragte man vor schwierigen Entscheidungen die „Alten“ und „Weisen“ und nannte das den „Ältestenrat„. Leider ist das heute meist der „Demenzrat„.
Mein nächster Schuss ins Knie war, dass ich allen Ernstes glaubte, dass das, was ich bereits GESEHEN hatte, noch nicht alles war, einfach deshalb, weil es so gewöhnlich war. Sogar darüber hatte ich schon geschrieben aber trotzdem nicht wirklich realisiert, dass ich immer weiter in die Leere und Stille starrte, um „etwas anderes“ zu erkennen. Aber ich habe nichts gefunden, außer immer noch mehr Leere und Nichts.
So langsam verstehe ich nun auch, warum das Leben mich gezwungen hat zu schreiben, obwohl ich das nicht wollte. Es führt hier einen „tollpatschigen Zirkusbären“ vor, der alle Fehler macht, die man überhaupt nur machen kann – und lässt ihn darüber schreiben. Somit könnte man sagen: Das, was hier steht ist so etwas wie eine „Negativ-Lehre“ – also alles das, was man auf keinen Fall tun sollte.
Eine weitere Sache ist mir heute Morgen klar geworden: Meine sehr schlechte Funktionalität als Mensch, ermöglicht es mir, viele Dinge leichter zu sehen, als andere – wenn ich sie denn sehe. Das Gehör ist schlecht, der Sehsinn ist schlecht, der Geruchsinn ist schlecht, das Gedächtnis ist sehr schlecht, tiefes Denken ist unmöglich – und mittlerweile ist der Verstand beinahe tot. Und eine Imagination, die in der Lage ist, innere Bilder zu produzieren kenne ich nur vom Hörensagen.
Wenn diese Sinne hervorragend funktionieren, dann machen sie das Erkennen eines puren Nichts unmöglich, denn sie lassen den Menschen in einem unendlichen Daten-Strom ununterbrochen „etwas“ erkennen. Mit anderen Worten: So ein Mensch ist niemals leer. Aber nur dann, wenn innen alles leer und still ist, kann die Leere direkt gesehen werden. Sie ist nicht „irgendwo“ – sie ist HIER und JETZT und ÜBERALL – SIE IST ALLES!
Das Nichts ist nicht „etwas“ – zumindest nicht „etwas beschreibbares„. Mein Fehler war, dass ich ununterbrochen, mit allen Sinnen und mit dem inneren Fühlsinn, in die Leere starrte, um „etwas anderes“ zu erkennen. Aber da ist nichts, außer der Leere und die wird in jedem Augenblick offenbar, wenn ich nur die Augen schließe. Geht es noch dümmer?
Das alles zeigt mir auch, dass ein Mensch, der einen sehr gut funktionierenden Verstand „besitzt“ und ein sehr gutes Gedächtnis – kaum jemals in die STILLE fallen wird – außer in einem Moment der totalen Schwäche und des totalen Loslassens – also als einmaliges Erlebnis. Der Verstand funktioniert einfach viel zu gut, er erinnert sich vielleicht zurück, bis in ein Alter von drei Jahren, kann alles herunterbeten, was er jemals erlebt hat – und tut das auch ununterbrochen. So jemand wird praktisch nie erleben, dass der Verstand still ist – denn er IST sein Verstand – er IST seine persönliche Geschichte, die er gedanklich ununterbrochen wiederholt. Genau das ist die Person: ein Bündel von persönlichen Daten, die ununterbrochen wiedergekäut werden. Du willst etwas gegen das Ego unternehmen? Dann werde still!
Hier ist das nicht mehr so – hier ist die STILLE ununterbrochen da.
Vielleicht ist mein Verstand einfach auch deshalb still, weil er nur so ein armseliges, verkrüppeltes Ding ist. Auf der anderen Seite war es mein tiefster Wunsch, dass dieses Geräuschmonster endlich seinen Geist aufgibt und ich habe lange dafür gekämpft, nur um mein totales Scheitern eingestehen zu müssen. Erst danach wurde das Ding ferngesteuert still-gelegt. Seither ist er ein zahmes Kätzchen.
Zusammengefasst:
- Möglicherweise gibt es tausende, zehntausende oder gar hunderttausende „Erleuchtete“ ohne Selbst.
. - Es ist total einfach, das alles zu verifizieren – solange man sich nicht selbst verarscht, indem man annimmt: Es ist schwer, es ist etwas Besonderes und ich brauche unbedingt einen Lehrer.
. - Man braucht keinen Lehrer – das ist ein natürlicher Prozess und das Leben führt einen zielsicher – wenn man sich führen lässt.
. - Nichts von all dem kann man aus eigenen Kräften „einfach so“ tun: Man muss es durchleben, muss viele Fehler machen und erst im Scheitern wird „es“ offenbar(t). Und das nicht nur einmal, sondern offensichtlich immer wieder. Zumindest hier ist das so.
. - Dieser Prozess ist ein ununterbrochenes Entleeren von mentalen Inhalten und Schwächen des Egos – damit es am Ende einfach abfallen kann.
. - Die einzige mir bekannte „Praktik“ ist: Möglichst lange, möglichst still, entspannt und hellwach in das Bewusstsein schauend in sich zu ruhen – aber nicht als temporäre „Meditation„, sondern ununterbrochen, während der gesamten Wachphase! Das ist dann gleichzeitig auch der Endzustand – wenn es durchgehalten wird.
. - Ich bin ein größerer Ignorant, als ich es jemals für möglich gehalten habe!
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Ich spüre aber auch deutlich, dass all diese öffentlichen Eingeständnisse das Ego schwächen. Früher hätte ich mich das nie getraut – aber ich bin schon längst über die Schwelle hinweg, dass ich das als beschämend empfinde. Außerdem: wenn niemand darüber schreibt oder spricht, dann kann auch niemand davon lernen. Und ich habe sehr viel von anderen Beschreibungen gelernt – was ich durch das öffentliche Schreiben zurück geben kann. Das ist ein (indirekter) Energieausgleich. Ich würde niemals Geld dafür nehmen, denn alleine nur das Geschenk der inneren Stille ist soviel wert – das kann ich niemals mit irgend etwas aufwiegen.
Daher ist jede neue Beschreibung meines Er-Lebens ein bescheidenes Zurück-Geben des Erhaltenen. Und da ich nicht weiß, ob das überhaupt jemandem etwas nutzt, sage ich einfach „Mülleimer“ dazu. Das schützt mich davor, es als „wertvoll“ zu betrachten – und damit „mich selbst“ (Ego) als „wertvoll“ oder gar „wichtig“ anzusehen. Denn, sowohl dieser Körper hier, als auch das Mental, das Gedächtnis, die Sinne und das, was in mir aufsteigt, kommt nicht von mir – es ist ein Geschenk, eine kostenlose Gabe des Lebens. Für Erwerbs-Arbeit muss Geld verlangt werden, denn man muss von irgend etwas leben. Aber wenn man soweit alles hat – dann gibt man einfach, was man kann. Das hier ist mein Zurück-Geben – und ich erwarte nichts dafür, nicht einmal Dank – denn ich habe bereits bekommen.
Nachdem ich mir das alles jetzt mehrmals durchgelesen habe, merke ich erneut, was für eine verlogene Pest diese Neo-Advaita-Pseudo-Gurus wirklich sind. Die leben davon, den Leuten Lügen zu erzählen und gaukeln dafür „Zustände“ vor, über die sie irgendwo gelesen haben. Das belegen sie mit einer angeblichen „Lehrzeit“ bei einem anderen Pseudo-Guru. Was lernen sie da? Wie man es glaubhaft anstellt, einen „Guru“ zu spielen. Ein beliebter und gern benutzter Trick ist es zum Beispiel, einem „Guru“ „zu folgen“ und dann, wenn er gestorben ist, zu behaupten, von ihm als „erleuchtet“ oder „realisiert“ anerkannt worden zu sein. Sobald die Leute das glauben, kann man Bücher verkaufen, Satsanghallen füllen und wird interviewed – kurz: man kann schön Knete machen. Und nur darum geht es diesen Leuten – das ist schlicht und einfach ein fettes Business!
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Es gibt nur einen Guru – und das ist das Leben selbst.
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Wer das Gegenteil behauptet, der beweise es eindeutig! Das ist gewöhnlich aber nicht möglich, denn nur einer, der selbst in sich die Stille fühlt, kann sie auch in anderen fühlen – so einer wird aber niemals in ein Satsang gehen. Wenn so einer einen Clown sehen will, dann geht er in den Zirkus. Da alle anderen aber notorische Verstandes-Plärrer sind und STILLE nur als Wort kennen, müssen sie glauben, was die Satsang-Blender behaupten. Und genau das wissen die! Im besten Fall kann man solche Leute als „Therapeuten“ ansehen, die billige „Lebensweisheiten“ aus bunten Eso-Zeitschriften teuer an den Mann bringen: „Werde ruhiger, entspanne Dich, die Dinge geschehen ohnehin nur, Du bist schon erleuchtet, alles ist Illusion – OM“ – und dergleichen mehr. Für mich sind das schlicht und einfach: Betrüger.
Aber wie jeder Teil der nicht veränderlichen Realität passiert auch das nur – genauso wie das Falschgeldsystem. Ganz offensichtlich ist es in diesem Teil Realität normal, dass betrogen wird – und man erkennt deutlich: je größer der Betrug, umso erfolgreicher und umso höher steigt der Betrüger auf. Eine kleine Lüge wird oft sofort als solche erkannt. Aber eine große oder sehr große Lüge, wird oft als Realität geglaubt, einfach deshalb, weil die Leute nicht glauben, dass sie so dreist belogen werden können. Genau das ist vollkommen falsch! Man schaue nur auf die Religionen, auf das Falschgeldsystem und die Politik und wie hoch deren Protagonisten gewöhnlich steigen.