Unpersönliches SEHEN sieht keinen Seher und funktioniert ohne Seher.
Vorhin, vor dem Aufwachen, konnte zum wiederholten Mal gesehen werden, wie Licht geboren wird: Aus einem nicht fühlbaren Kern, ohne fühlbare Ausdehnung, explodierte das Licht. Zuerst war da eine grenzenlose (Raum ohne Grenzen) Wahrnehmung von Nichts, reine Schwärze, ohne dass etwas dazu gewusst oder gefühlt wurde. Kein Gedanke, kein Gefühl, kein Körpergefühl, kein Gedächtnis, keine Bilder, keine Bewegung, kein Körper, keine Welt – einfach Nichts, totale Schwärze.
Dann tauchte im SEHEN ein winziger Lichtpunkt auf, der aus einem zentralen Punkt hervorzukommen schien. Dieser Punkt dehnte sich nicht sofort nach allen Seiten aus, sondern schoss zuerst als „Licht-Strahl“ aus dem Ursprungspunkt heraus, verbreiterte sich danach zu einer Art „Schirm“ – um unmittelbar danach alles auszufüllen. Das war die Geburt von Licht und mit diesem erschien die „Welt„, der „Körper„, das „Körpergefühl“ und das ungedachte „Wissen„, dass Licht an ist.
SEHEN muss schneller als das Licht sein, denn es sieht Licht in seinem Explosionsprozess, was mit der „physischen Wahrnehmung“ nicht möglich ist. Die „physische Wahrnehmung“ ist völlig anders: Die Finger fühlen den kühlen Kunststoff des Lichtschalters, die Ohren hören „Klack„, die Augen sehen, wie das Licht blitzartig den Raum füllt, ohne, dass ein Sehen von Einzelheiten erfolgt. Beim Ausschalten ist alles sofort dunkel. Nur bei den alten Glühbirnen gab es die Nachglühzeit der Glühwendel, die nicht in nahezu Nullzeit von 2000 auf 500 Grad abkühlen kann. Moderne LED’s wechseln ihren Zustand in extrem kurzer Zeit.
Was ist aber tatsächlich da? „Fühlen die Finger“ wirklich? „Hören die Ohren“ wirklich? „Sehen die Augen“ wirklich? Natürlich nicht! Die Sinne funktionieren als eine Art Informations- oder Projektionsmechanismus, nachdem das eigentliche SEHEN erfolgt ist. Und im Gehirn taucht dann die Vorstellung auf, dass „Finger fühlen„, „Ohren hören“ und „Augen sehen„. SEHEN sieht reine Funktion, reine Bewegung ohne künstlichen Überbau (Welt, Körper, Sinne).
Der Ausdruck „Die Augen sehen“ ist ein konditioniertes, gelerntes „Wissen“ (Worte, Beschreibung, gedacht und/oder ungedacht), das erst dann da ist, wenn der Körper wach ist und funktioniert. Schläft der Körper noch, dann ist da SEHEN von nichts und wenn das Licht eingeschaltet wird und der Körper immer noch schläft, erfolgt SEHEN, wie oben beschrieben, ohne jedes Dazwischenpfuschen einer Körpervorstellung.
Ein wirklicher SEHER sieht, dass er kein SEHER ist, sondern nur SEHEN. Alles, was über das SEHEN hinaus geht, sind nur konstruierte Worte, Beschreibungen des Nicht-Wissens, denn im Akt des SEHENS war kein Wissen, dass da gerade Licht geboren wird – das kam erst mit dem Auftauchen des Körpers und seiner Funktionen, also nach dem eigentlichen SEHEN. (Nach-Denken, Denken nach dem Ereignis).
Existenz ist stationär und eigenschaftslos – aber in Existenz entsteht Bewegung und diese Bewegung ist Leben. Leben ist Bewegung, Tod ist Stillstand – Existenz umfasst beide. Bewegung erhebt sich aus stationärer Existenz, aus der Stille – bleibt eine Weile, verändert sich, wird langsamer und fällt wieder zurück in Existenz, in die Stille. Es gibt also weder Leben, noch Tod, nur entstehende und vergehende Bewegung in endloser Folge. „Leben“ und „Tod“ aus menschlicher Sicht sind nur eine relative Vorstellung, bezogen auf eine relative Bewegung, die in und aus absoluter Stille entsteht und wieder vergeht. Ein endloses Zucken, Blitzen und Wirbeln im SEHEN. Aber was für ein grandioses Drama entsteht dabei im menschlichen Gehirn: Menschliches Leben in einer physischen Welt ist reines Kopf-Kino.
Regression:
SEHEN ist VOR dem Seher.
ICH BIN bevor Abraham ist.
ICH BIN ist ein Wort zuviel.
SEHEN ist SEIN.
SEHEN ist.