Just enjoy the Show – ist falsch

Die Tatsache, die im gestrigen Beitrag beschrieben wurde, kam gestern hoch, nachdem gestern den halben Tag lang der Satz „Just enjoy the show“ immer wieder hoch kam. Dieser Satz stammt aus einem Lied von Lenka und begleitet mich schon seit fast zehn Jahren. Er hat mir damals, in einer Zeit starker innerer Not, buchstäblich den Arsch gerettet. Aber gestern war das anders. Gestern kam der Satz immer wieder hoch, weil ich fühlte, dass etwas damit nicht stimmt. Am Abend schließlich öffnete sich das Feld und ich konnte sehen, dass dieser Satz einen Erfahrenden impliziert.

Das war mir nicht aufgefallen, weil er mich schon so lange begleitet. Man kann das auch ganz klar wahrnehmen, dass da niemand ist, der wahrnimmt, sondern dass da Wahrnehmung ist und Teil dieser Wahrnehmung ist alles, was wahrgenommen wird, auch jeder Gedanke, jede gerade aktive Vorstellung und jede Energiekontraktion. Wenn die Wahrnehmung nicht durch diese gedachten und gefühlten Referenzpunkte schaut, sondern völlig frei fließen und alles umfassen kann, dann wird das hundertprozentig klar und eindeutig erkannt. Irgendwo las ich einmal den Satz: „Der Beobachter ist die letzte Bastion des Egos„. Man könnte ihn noch etwas modifizieren, um den Sachverhalt klarer zu machen: „Die Vorstellung, ein Beobachter zu sein, ist die letzte Bastion der Vorstellung des Egos.

Da ist kein Ego – das ist nur ein Bündel von Gefühlen und Vorstellungen, die auf den, aus sich selbst hervortretenden Lebensstrom, projiziert werden. Eine Projektion ist jedoch ein Kunstobjekt, rein fiktiv, eine Vorstellung, wer der „Träger“ der Wahrnehmung und Handlungen sei. Es ist ein künstliches, gedankliches Objekt, das nur mit einem aktiven Zwangs-Gedankenstrom und aktiven Energiekontraktionen am Leben gehalten werden kann. Fällt eines von beiden, ist die Vorstellung bereits schwer beschädigt, fallen beide, ist sie restlos verschwunden. Das Ego ist eine durch Erziehung und Ausbildung erzeugte Fiktion, die aus Gewohnheit am Leben gehalten wird – und je älter ein Mensch wird, umso tiefer schleifen sich die Gewohnheiten ein und umso unwahrscheinlicher ist es, dass sich daran noch irgend etwas ändert.

Es gibt keinen Träger von irgend etwas – Handlung und Wahrnehmung geschieht spontan aus sich selbst heraus.
Die Live-Show sieht sich selbst.

Apropos Gewohnheit: auch einen Blog immer weiter zu betreiben ist nichts als Gewohnheit. Bekommt diese durch Impulse des Lebens einen Schlag, fällt sie ab. Und hier ist es so, dass etwas, das einmal abgefallen ist, nicht aus eigenem Impuls wieder aufgenommen wird. Zum Beispiel bin ich vor Beginn des Studiums (2002) aktiv und leidenschaftlich Wildwasser gefahren. Seit Beginn des Studiums hängt das Kanu in der Garage und wurde seitdem nicht mehr benutzt. Alles hat seine Zeit und kein Ding und keine Beschäftigung ist wertvoller als eine andere.

Das Ding, welches das von außen be-urteilt ist die Vorstellung, dass im Gegenüber ein Ego aktiv ist, das in der Lage ist, „richtig“ und „falsch“ zu agieren. Es ist aber nicht nur so, dass die eigene Person fiktiv ist – alle Personen sind fiktiv! Darum sind auch die jeweiligen Schlüsselpersonen der Gesellschaft und Politik fiktiv und man muss feststellen: Gesellschaft und Politik geschieht. Das festzustellen, ist keineswegs fatalistisch, sondern wahrhaftig.

Es ist so einfach: Was geschieht, das geschieht und was nicht geschieht, das geschieht eben nicht.

Und plötzlich ist das Leben so einfach…

Person erfährt Leben ⇒ Leben erfährt Leben.