Vielleicht sollte der Titel besser lauten: Was geschieht und was schreibe ich mir selbst zu?
Mal Klartext: Nehmen wir einmal an, dass Ramana Maharshi Recht hat und es möglich ist, den Verstand zu beherrschen. Nehmen wir weiter an, dass ich das nicht kann – ich kann also nicht einmal meine eigenen Gedanken beeinflussen – bilde mir aber ein, die Welt beeinflussen zu können. Wo in meinem Körper bin ich dann und mit was bin ich dann identifiziert?
Die Antwort kann sich jeder selbst geben, denn das ist absolut klar zu sehen.
Noch ein Hinweis: Was ist, wenn sich die aus sich selbst heraus erscheinende Welt plötzlich ändert, eine Welt und deren Zustand, die Du Dir nicht ausgesucht hast, die Du bei Deiner Geburt nur vorgefunden hast – genauso wie den Körper und Deine Lebensumstände? Kannst Du irgend etwas davon ändern oder Dir Deine zukünftigen Krankheiten aussuchen, den Todeszeitpunkt und dessen Umstände? So, das kannst Du also nicht. Wie kommst Du dann darauf, die ablaufenden Veränderungen der Welt aufhalten zu wollen. Wer bist Du?
Das ist genauso unmöglich, wie den Bahnverlauf eines 10 km durchmessenden Asteroiden, der droht, mit der Erde zu kollidieren, mit irgendwelchen Raketen zu beeinflussen. Man würde das in höchster Verzweiflung trotzdem versuchen – und natürlich nichts ausrichten.
Wir sind in diese Zeit hinein geboren worden und haben einfach das Pech, das alles jetzt erleben zu müssen. Das ist genau das gleiche, wie ein Neugeborenes, das auf dem Weg vom Krankenhaus nach Hause mit den Eltern einen schweren Unfall erlebt, bei dem es beide Beine verliert. Kann es dagegen irgend etwas tun?
Wir Menschen sind alle in der gleichen Situation – wir müssen das, was sich uns als Leben zeigt, schlucken. Das kann mit oder ohne Reibung geschehen – nur das liegt in unserer Hand. Mit anderen Worten: wir können versuchen uns zu wehren und werden dann leiden – oder wir nehmen unser Leben hin und machen es uns damit leichter. Das ist unsere einzige Wahl.
Man kann alles mögliche versuchen – letztlich wird man immer erkennen, das sich das durchsetzt, was leicht und locker (von selbst) passiert – und dass das, was man mit Gewalt zu erreichen versucht, nicht klappt.
Als ich noch den vorherigen Blog schrieb, war ich noch auf dem Veränderungstrip, schrieb mir stundenlang die Finger wund und war oft ärgerlich, weil kaum einer etwas tat. Mittlerweile nehme ich das hin und kümmere mich nur noch um mich selbst. Ich sehe nun die Unmöglichkeit dessen, was ich zuvor versuchte zu erreichen. Das Einzige, was dabei wirklich passiert, ist, dass man sich selbst verarscht – und irgendwann muss man das einfach bemerken.
Eine Gesellschaft ist entweder bereit zur Veränderung oder nicht – einbläuen kann man das den Menschen nicht. Da muss erst etwas passieren, was den Widerstandsgeist weckt, wie zum Beispiel in Hirschaid. An diesem Beispiel kann man das gut studieren. Und wenn etwas passiert, kann niemand die Richtung steuern, in die das Ereignis tendieren wird. Das alles entfaltet sich einfach – es ist ein aus sich selbst ablaufender Weltprozess.
Ich schreibe hier über Selbsterkenntnis, nicht weil ich jemanden dazu bringen will, sich selbst zu erkennen – das wäre geradezu lächerlich. Ich schreibe, weil es aus mir heraus will und ich lasse das zu. Das Schreiben ist Teil des Prozesses, mich selbst immer tiefer zu verstehen. Ob das in irgend einer Weise einen Wert darstellt, kann ich nicht sagen – außer, dass es zu dem Zeitpunkt, als es geschrieben wurde, die von mir gefühlte Wahrheit war. Es ist aber in keinem Fall meine Leistung – denn es bringt sich letztlich selbst hervor.
Auch wenn jemand bewusst Werte schaffen will: Texte und Bücher schreiben, Musik machen oder anderweitig kreativ tätig sein möchte – dann ist das immer das Leben selbst, das sich durch dieses Werkzeug so ausdrückt, genauso, wie durch jeden anderen Menschen auch. Aus herkömmlicher Sicht ist es immer der Künstler selbst, der das alles schafft. Wenn man aber genauer hinschaut, dann sind sowohl der Künstler, als auch sein Werk nur Erscheinung im Bewusstsein. Wo ist da ein unabhängiger Eigenwille?
Vor Jahrzehnten waren viele Menschen in Deutschland kreativ tätig – heute sind das viel weniger – hat da irgend jemand Schuld? Was ist mit deutschen Auswanderern – haben die Schuld? Ist da jemand drin, der handeln kann, unabhängig von dem, was sich ereignet? Oder ist es nicht vielmehr so, dass die Menschen in diesem Land sich genau so entwickeln, wie das jeweils sein muss? Das bedeutet natürlich nicht, dass „man“ nichts tun kann – aber „man“ kann immer nur das tun, was sich ohnehin durch einen hindurch ereignet.
Wir sind hier nicht in einem Deep-State – sondern in einem Deep-Dream!
Und unsere Aufgabe ist nicht, diesen Traum zu verändern, sondern daraus aufzuwachen!