Das zwanghafte Denken, das ununterbrochen um das Ich kreist, ist die eigentliche Trennung. Ohne zu denken gibt es kein Ich, keine Persona, da kann der Gedanke „das habe ich getan“ gar nicht erst aufkommen. Denken und Ich treten nur miteinander auf. Aber dieses Denken kann nicht von sich aus überstiegen werden. Etwas anderes muss dazukommen, etwas, das man nicht selbst machen kann, obwohl man auch das ist. Die Transzendenz des Ich und des Denkens, egal ob gleichzeitig oder nacheinander, ist reine Gnade.
Das gleiche gilt für die Gesundheit des Körpers, dass der Atem regelmäßig fließt und das Herz regelmäßig und kräftig schlägt, dass Nieren, Leber und Verdauung arbeiten – und dass der Körper überhaupt gesund und lebensfähig geboren wurde. Man muss sich nur einmal klar machen, was alles schief gehen kann, mit so einem hochkomplexen Gebilde, wie dem menschlichen Körper, den wir noch dazu einfach so vorfinden…
Kein Mensch wäre in der Lage solch einen Körper zu bauen, zu beleben oder zu steuern. Jeder ist abhängig davon, dass die Natur korrekt und zuverlässig arbeitet und ob sie das tut oder nicht, das haben wir nicht in der Hand. Es ist sehr heilsam, das einmal aus dieser Perspektive zu sehen und sich die zu Frage stellen, wie es sein kann, dass man die Biologie, die Gesundheit und die gesamte Umgebung nicht wirklich steuern kann und keine Ahnung hat, wo das alles eigentlich herkommt – aber sich trotzdem einbildet, „alles in der Hand zu haben„. Tatsächlich ist es so, dass das kleine Ich vom Unbewussten gelebt wird, anstatt selbst zu leben.
Das Ich wird nicht in einem Schlag überwunden – selbst dann, wenn man über die Schwelle hinaus ist, erfolgen immer wieder Rückfälle und man glaubt, „etwas“ tun zu müssen – zumindest geht es mir so. Ich denke das liegt daran, dass diese Konditionierungen so tief sitzen, so dass es möglicherweise viele Jahre benötigt, bis das Meiste abgetragen ist.
Das ist ein selbstlaufender Prozess, den man nicht steuern kann und der die Interaktion mit dem Leben benötigt, um das Ich immer wieder hervorzulocken – genau dabei wird dann gelernt und dekonditioniert. Daher glaube ich nicht, dass es Menschen gibt, die überhaupt kein Ich haben, denn meiner bisherigen Erfahrung nach wird es nicht wirklich getötet, sondern transzendiert, umgewandelt und reintegriert.
Ein natürliches Ich ist einfach ein nach außen gerichteter Ausdruck des Selbst.