Hier ein schöner Artikel von Anadi, der sich damit beschäftigt, wie ein rebellischer Geist, der nicht mehr im Kollektiv leben kann, den Weg nach innen zu seinem wahren Selbst finden kann. Er geht, wie ich, davon aus, dass es unmöglich ist, die Masse in irgend einer Form zu beeinflussen und zu lehren. Das war in der Vergangenheit so und wird auch in Zukunft so sein. Das Kollektiv ist die „Gebärmutter des Leidens“ in der Einzelne dahin kommen können, ihr zu entfliehen und in sich selbst Zuflucht zu finden.
Gäbe es das Leiden nicht, wäre die Welt einfach nur schön und gut – wo wäre der Anreiz sein wahres Selbst zu suchen? Es gäbe schlicht und einfach keinen Grund dafür. Daher muss es diese „Gebärmutter des Leidens“ geben, um Einzelne dahin zu bringen, dass sie in sich suchen. Ich sehe das mittlerweile auch nicht mehr als schlimm an – es ist einfach so und damit muss man leben können.
Wer sensitiv genug ist, um die armseligen und geistlosen Verhältnisse des Kollektivs fühlen zu können, der muss in sich selbst die Kraft finden, das zu ertragen und erst Recht weiter nach innen zu gehen, denn Freiheit kann es nur in sich selbst geben, möglichst unabhängig vom Kollektiv.
Ganz unabhängig kann man nie sein, denn man benötigt Waren und Leistungen, die meist nur vom Kollektiv erzeugt werden können. Aber man muss ja nicht mit dem Bäcker, Fleischer oder Autohändler „ins Bett gehen„…man bezieht die Leistungen, bezahlt und ist frei. Freiheit in der Unfreiheit – das ist eine hohe Kunst.
Allerdings darf man nicht dort stehen bleiben, denn es geht letztlich darum, sich selbst in sich selbst in seiner ganzen Tiefe zu entdecken. Wer das wirklich schafft, der hat die Krone verdient. Allerdings wird diese nicht vom Kollektiv verliehen, sondern vom Ursprung. In diesem Fall hat die „Gebärmutter des Leidens“ funktioniert – alle anderen Gefängnis-Insassen benötigen offensichtlich noch einige Durchläufe…