Als ich gerade mit dem Hund draußen war, kam ich an einem Biber-See vorbei. Der etwas stärkere Wind, der heute weht, erzeugte darauf lauter kleine Wellen, die sich gegenseitig beeinflussten. So etwas nennt man Interferenz und als ich das sah, stieg in mir sofort die Impression auf, dass Leben ganz genauso funktioniert, wie diese sich gegenseitig beeinflussenden Wellenmuster.
Gleiches gilt natürlich auch für das Lernen. Niemand lernt nur für sich selbst, da jeder automatisch immer mit anderen verknüpft ist und die verschiedenen Wellenmuster des Lebens sich auch immer gegenseitig beeinflussen. Es gibt Menschen, die, auch, wenn sie keinen Kontakt miteinander haben, doch so miteinander verbunden sind, dass sie sich gegenseitig beeinflussen und davon lernen.
In Indien nennt man das „Karma„, im Westen sagt man dazu: „Gesetz von Ursache und Wirkung„. Das lässt sich auch nicht umgehen, denn auch eine Nicht-Handlung ist ein Ausdruck des Lebens, der eine Wirkung erzeugt und daher immer auch entsprechende Gegenwirkungen. Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass immer dann, wenn ich bewusst versuche, jemanden zu beeinflussen, oft das genaue Gegenteil passiert.
Wenn ich aber einfach nur das schreibe, was gerade heraus will, ohne Hintergedanken, dann entfaltet sich oft eine unerwartete Wirkung. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, was hier vor sich geht aber jetzt ist es mir klar geworden. Ein sich Öffnen und Ausdrücken ist ein mehr intuitiver Prozess, bei dem das gerade Notwendige sich entfaltet. Ein bewusstes Beeinflussen ist dagegen mehr vom linearen Verstand ausgelöst und da dieser immer beschränkt ist, muss auch die Wirkung beschränkt sein.
Man kann das aber auch nicht abstellen, wie ich ebenfalls bemerkt habe. Das hat auch etwas mit Lernen zu tun. Man bekommt solange die immer gleichen Muster vorgesetzt, bis es irgendwann einmal von innen heraus „Klick“ macht und sich etwas verschiebt. Dann ist dieses Muster erlöst und kann enden.
Überhaupt ist das ganze Leben nichts anderes als ein einziger Lernprozess. Was viele Menschen als Spaß, Freude oder Leiden bezeichnen, ist die Stimulanz, die den inneren Lernprozess aktiviert und befeuert. Ohne diese Stimulanz würde einfach gar nichts passieren. Selbst dann, wenn man schon sehr weit fortgeschritten ist, benötigt man äußere Einflüsse – außer man ist soweit, dass man jedes feine, innere Wispern intuitiv fühlt und darauf eingeht. Solange man aber nicht soweit ist, benötigt man gröbere Stimulanzien und die kommen meist von „außen“ – also aus der Projektionsebene.
Ich habe zum Beispiel auch bemerkt, dass ich selbst von Menschen lerne, die mich anschreiben, weil sie Fragen oder Probleme haben. Viele glauben, weit zurück zu sein und keinen Kontakt nach innen zu haben. Wenn ich aber die Texte, die sie schreiben, auf mich wirken lasse, dann spüre ich, dass sich da etwas ausdrückt, das nicht vom Verstand dieser Menschen kommt, sondern aus einer weit tieferen Schicht.
Die Worte kommen vom Verstand, denn alles, was kommunikativ ausdrückt werden soll, muss durch den Verstand gehen, der die Sprache erzeugt. Aber die eigentliche Botschaft wird unsichtbar zwischen den Zeilen übertragen – und sie kommt aus einer sehr tiefen Schicht, deren sich diese Menschen selbst nicht bewusst sind – und die mich oft genug zum Staunen bringt.
Das Interessante ist, dass diese Menschen oft gar nicht merken, wie unglaublich tiefgründig sie selbst sind und sich daher an einen Mittler wenden, der ihnen helfen soll, diese Schicht zu entdecken und zu aktivieren. Dabei ist diese Schicht bereits ununterbrochen aktiv und wirkt durch diese Menschen hindurch – ohne dass sie das merken.
Daher sprachen alle großen Lehrer niemals mit dem Menschen (der Handpuppe), sondern wandten sich immer an diese tiefe Schicht, die sie in den Menschen direkt sehen konnten. Aber die Menschen selbst hatten keinen Zugang dazu, weil sie sich mit dem Menschen im Spiegel identifizierten und nicht auf die Idee kamen, dass sie nur eine Handpuppe sind, die von dieser tiefen Schicht animiert wird.
Ich weiß nicht, ob die Seelen, die sich in Form von Menschen gegenseitig helfen, auch ohne, dass die Menschen sich dessen bewusst sind, dies vor Antritt der jeweiligen Inkarnation „absprechen„. Tatsache ist aber, dass es ganz bestimmte Menschen sind, die sich näher sind und oft im Gleichtakt laufen und sich regelmäßig gegenseitig helfen. Das muss nicht direkt sein, indirekt funktioniert das genauso.
Es gibt aber auch Menschen, die mehr außerhalb stehen und sich trotzdem oft als hilfreich erweisen. Überhaupt kann alles, jeder noch so kleine, erfahrbare Eindruck im Bewusstsein, eine Hilfe sein und ich nutze das auch ganz bewusst, weil ich weiß, dass das hier eine/meine Lernsituation ist – und es wäre ausgesprochen dumm und anmaßend, das Angebotene nicht zu nutzen. Die Situation, in der sich jeder Mensch befindet, ist kein Zufall, sondern von innen heraus beabsichtigt.
Wenn man lernen will, diese Situationen zu verstehen, muss man sich bei jeder auffälligen Situation nur fragen: „Wozu ist das gut, was will mir das sagen?“ Und meine Erfahrung ist, dass ich oft schon relativ kurz darauf einen inneren, intuitiven Impuls spüre, der mir klar macht, um was es geht. Oft sehe ich auch ein Wort oder einen Satz an einer Wand, auf einem Auto, in einem Buch oder im Internet, was mich direkt auf die Antwort hinweist, wenn ich einmal etwas länger brauche um zu kapieren, was anliegt. Ich spüre dann dabei eine so deutliche innere Resonanz, dass ich un-mittelbar „darum weiß„. Es ist dann von einer Mikrosekunde auf die andere einfach „da„.
Ich weiß aus langer Erfahrung heraus, dass das so funktioniert und daher nutze ich das. Jahre später, nachdem ich das erstmals bemerkt hatte, las ich zufällig bei Castaneda, dass sein Lehrer „Don Juan“ diese Funktion ebenfalls nutzte und bewusst auf solche Situationen wartete, um zu sehen, was der nächste notwendige Schritt ist – da wurde mir klar, dass das nicht nur bei mir so ist…
Zum Beispiel bekam ich irgendwann ein Signal, dem ich aber nicht traute. Das war, als ich gerade mit dem Hund draußen war. Nachdem ich nicht auf das innere Signal ansprang, bekam ich einen körperlich fühlbaren Impuls, auf einen anderen Weg einzubiegen, den ich selten benutze. Ein paar Minuten später kam ein großer schwarzer Vogel (Krähe?) angeflogen und kreiste dreimal direkt über meinem Kopf – und zwar so tief, dass ich ihn beinahe mit der Hand erreichen konnte – und krächzte dreimal. Ich wusste im selben Moment, dass dies ein direktes Signal von innen war und zwar als Reaktion auf meinen Unglauben. Deutlicher hätte das nicht sein können – denn mir zitterten buchstäblich die Knie, als mir das klar wurde!
Jeder der das nicht kennt, wird das automatisch als Aberglauben abtun (habe ich früher auch so gemacht) – es ist aber real! Man muss sich doch nur vergegenwärtigen, dass diese Welt hier im Geist existiert und jegliche Äußerung, nur ein Eindruck im Bewusstsein des Betrachters ist, um unmittelbar sehen zu können, dass jederzeit alles erscheinen kann.