Individualität

Ich möchte einmal kurz etwas zur Idividualität sagen. Grundsätzlich ist es so, dass die Wahrheit immer paarig auftritt. Es gibt zum Beispiel das Äußere, das scheinbar eine feste Welt ist, mit echten Menschen. Das ist allerdings nicht die Wahrheit – denn sobald man erkennt, dass das Innere existiert, dass man in Wirklichkeit Bewusstsein ist, erkennt man zwangsläufig, dass die Erscheinungs-Welt im Bewusstsein ist und nicht außerhalb als getrennte Welt. Das ist ein Beispiel für Paarigkeit: innen-außen.

Gleiches gilt für Individualität. Es gibt die scheinbare Individualität im Außen, wenn ein Mensch meint, dass er dieser individuelle Mensch ist und selbstbestimmt in der Welt existiert. Jedem, der sich auch nur einige Minuten mit dem beschäftigt hat, was da immerzu abläuft, wird sofort merken, dass er ununterbrochen automatisch reagiert. Warum? Weil ein normaler Mensch kein bewusstes Bewusstsein hat. Somit weiß er gar nicht wirklich, dass er existiert.

im letzten Absatz wurde die falsche Individualität behandelt, von der in alten Selbsterkenntnis-Schriften die Rede ist, wenn gesagt wird, dass sie stört und dass man sich davon distanzieren muss. Es gibt aber noch eine andere Form der Individualität. Die Individualität des eigenen Bewusstseins, das jeder ist. Diese Individualität kann nicht erlebt werden, solange man die Zentren der Individualität im Bewusstsein nicht erweckt. Diese Zentren sind kein Märchen und auch keine Einbildung, sondern Realität – allerdings erst dann, wenn man sie in sich fühlen kann.

Was sind diese Zentren? Es sind lokalisierte Verdichtungen im Bewusstseinsfeld, die der Sitz der eigenen Subjektivität sind und die unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Ohne das Fühlen dieser Zentren erlebt man das Bewusstsein als frei schwebend. Es wirkt dann wie eine Art „schwebendes Gas„, das nicht wahrgenommen werden kann, so dass man auch keine Begrenzungen und damit auch nicht die „Lokalität“ erkennen kann, in der sich das Bewusstsein aufhält.

Interessanterweise scheint es so zu sein, dass jemand, der das so erlebt, keine Möglichkeit hat, da heraus zu kommen. Ich erlebte bereits mehrmals solche Zustände, die ich als mystischen Zustand identifizierte. Es war dann immer so, dass ich das Gefühl hatte, mich maximal auszudehnen und nicht mehr wusste, wo ich eigentlich war. Das kam allerdings nicht mehr vor, seit ich begonnen habe, die Bewusstseins-Zentren zu verkörpern.

Ich kenne mittlerweile vier dieser Zentren: Das bewusste Ich am Vorderkopf mit dem reinen bewussten Ich und dem fundamentalen Ich und dem visuellen und mentalen Beobachter. Dann das reine Ich des Bewusstseins am Hinterkopf, das Herz in der Mitte der Brust und das Sein im Unterbauch. Anadi hat vor Kurzem noch ein fünftes Zentrum entdeckt: das intuitive Ich.

Nochmal zurück zur Individualität: worauf es ankommt, das ist, zu erkennen, dass man nicht der äußere Mensch ist, sondern dass dieser im eigenen Bewusstsein erscheint. Sobald man das wirklich erkennt und sich ganz mit dem Bewusstsein und der eigenen Subjektivität identifiziert, hat man die Schein-Individualität hinter sich gelassen – und verkörpert seine wirkliche Individualität – die Individualität seines eigenen Bewusstseins.

Damit sollte klar sein, dass ich niemals das Ego-Ich meine, wenn ich vom „ICH“ spreche und von Subjektivität oder Individualität. Mit ICH ist immer das subjektive Bewusstsein selbst gemeint! Das Ego-Ich ist nur ein mentaler Konstrukt und kann nicht ohne das Bewusstsein existieren – denn es muss igendwo erscheinen können. Natürlich gilt das auch für jegliches andere Objekt, das im Bewusstsein erscheinen kann: Erst muss eine Leinwand (Bewusstsein) da sein, bevor ein Lichtstrahl (Objekt) darauf projiziert werden kann.