Nachdem in letzten Beitrag noch Unklarheiten waren, wie die Lebensenergie tatsächlich fließt und ob sie über die Hände abfließt oder nicht, machte ich gerade in der Badewanne einige Versuche. Folgendes kam dabei heraus: Die Lebensenergie fließt normalerweise von den Füßen her aufwärts. Der gesamte Strom hüllt den Körper allseits ein und fließt auch innerhalb des Körpers aufwärts.
Sobald man Daumen und Zeigefinger der linken Hand zusammenlegt, fließt die Energie auf der linken Körperseite im gleichen Moment von oben nach unten. Gleiches passiert, wenn man Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zusammenlegt – nur auf der rechten Körperseite. Legt man die Finger beider Hände zusammen, ändert sich die Strömung der Lebensenergie innerhalb des Körpers.
Zuerst dachte ich, dass sich die Strömungsrichtung umkehrt – das mag auch der Fall sein – aber wenn, dann fließt sie nur sehr schach, von oben nach unten. Tatsächlich fühlt es sich so an, als ob innen eine Art „Hohlraum“ entsteht, ein Raum, der nicht oder nur noch schwach von der Lebensenergie durchflossen wird. Es scheint so zu sein, dass sie in andere Bahnen außerhalb des Körpers umgeleitet wird. Diese äußerlichen Energie-Flüsse sind für mich momentan aber nur sehr schwer fühlbar.
Man kann den Unterschied der Energie-Strömung sehr einfach verifizieren, indem man die Aufmerksamkeit auf der Vorderseite der Augen und der Stirn ruhen lässt. Wenn man ganz genau in diesen Bereich hinein fühlt und nur die Finger der einen Hand zusammen legt, dann spürt man plötzlich, dass sich die eine Seite anders anfühlt, als die andere. Vielleicht spürt man ein Prickeln oder ein leichtes Strömen – dann achte man auf die Richtung und die Intensität und man wird einen deutlichen Unterschied feststellen.
Man kann das natürlich auch mit beiden Händen gleichzeitig machen – wichtig ist nur, dass man den Unterschied spürt. Das, was man da spürt ist der Fluss der Lebensenergie, die vom Absoluten kommend durch den Körper hindurch fließt und ihn belebt. Ich kann diesen Strom sehr stark fühlen und zwar überall im Körper. Man kann die Aufmerksamkeit natürlich auch am Hinterkopf ruhen lassen oder an den Ohren – es ist egal wo – wenn man nur überhaupt etwas spürt.
Die Flussrichtung der Lebensenergie bestimmt deutlich fühlbar das Verhalten und den Zustand des Bewusstseins. Das ist so, weil das Bewusstsein ein Energiefeld ist, das von der Lebensenergie durchströmt und in Flussrichtung abgelenkt wird. Strömt die Lebensenergie von unten nach oben, dann drückt sie das Bewusstsein zusammen zu einem kleinen „Ball„, der zentriert oben im Kopf sitzt. Weder das vordere, noch das hintere Zentrum und auch nicht das Herz- und das Seins-Zentrum sind dann ohne bewusste Anstrengung zu fühlen. Außer sie sind schon stabilisiert und daher dauerhaft fühlbar – sie sind dann sozusagen „selbstfühlend„.
Dreht sich die Flussrichtung innerhalb des Körpers aber nach unten um oder verringert sich drastisch, dann ändert sich das radikal. Zuerst fühle ich direkt eine Veränderung der Strömung und die Entstehung eines „Hohlraumes„. Gleich darauf spüre ich, wie das Bewusstsein nach unten rutscht und in Kontakt mit den beiden Kanälen vorne und in der Mitte kommt (essential und central Channel). Das Bewusstsein fängt völlig von alleine an zu „rasten“ – zu entspannen.
Das ist tatsächlich keine bewusste Aktion – das Bewusstsein „fällt“ von alleine an den richtigen Ort und entspannt. Im gleichen Moment, in dem der vordere Kanal berührt wird, fühle ich, dass sich das Seinszentrum im Unterbauch von selbst aktiviert und auch zum Herz-Zentrum kommt ein leichter Kontakt zustande. Tatsächlich ist das alles ein einziger, zusammenhängender Vorgang, der gleichzeitig geschieht.
Der innen entstehende „Hohlraum“ wird vom „Seelenkörper“ eingenommen, der die Form eines auf der Spitze stehenden, sehr schlanken Kegels hat. Früher nannte ich das eine Pyramide. Der Seelenkörper ist ein still stehendes Energiefeld, hat eine gewisse „Festigkeit“ und fühlt sich „schwarz“ oder „dunkel“ an, wie die Oberfläche eines völlig stillen Wald-Sees.
Ich setze diese Helligkeitseigenschaften in Anführungszeichen, weil ich sie nicht sehen kann – ich fühle sie – und das, was ich fühle, übersetzt sich in mir in den „optischen Eindruck“ von „dunkel„. Die Lebensenergie fühlt sich völlig anders an, als das Energiefeld des Seelenkörpers. Sie „prickelt„, „rauscht“ und fließt deutlich fühlbar. Sie wirkt wie das grieselige, verrauschte Bild, das ein Fernsehgerät zeigt, wenn kein Programm-Signal anliegt.
Anadi spricht in seinen Audios davon, dass man, um den Durchbruch des Seins in Richtung des Absoluten zu erreichen, einen dauerhaften Druck nach unten ausüben muss, um das Portal des Seins offen zu halten. Ansonsten muss man immer wieder von neuem anfangen, die Öffnung gegen den Druck der Lebensenergie zu etablieren. Ich kann das gut nachempfinden und mein Körper weiß genau, was er tun muss, um diesen Druck zu erzeugen.
Aber es geht viel einfacher, zumindest, in der Meditation, wenn man die Finger zusammen legen kann. Dann entwickelt sich innen der Hohlraum, der den Kontakt zum Sein sehr leicht ermöglicht und die vertikale Hingabe unterstützt. Ich dachte zuerst, dass das eine Täuschung sein muss – aber das Ergebnis der willentlichen Konzentration nach unten, in Zusammenarbeit mit dem verlängerten Ausatmen, ist exakt das gleiche, wie beim Zusammenlegen der Finger. Das Endergebnis ist vollkommen identisch – nur beim Zusammenlegen der Finger ohne jede Anstrengung.
Das Dumme ist nur, dass man die Finger nicht ständig zusammenlegen kann, denn das tägliche Leben erfordert ja sehr oft den Einsatz von Daumen und Zeigefinger – selbst beim Programmieren. Aber auch dafür gibt es ein Hilfsmittel: Sobald das Bewusstsein in Ruhe und der Kontakt zum Sein und zum Herzen hergestellt ist, kann man die Finger auseinander nehmen und mit einer andauernden, Konzentration auf den aktuellen Zustand kann man diesen halten. Sobald das Bewusstsein nicht mehr rastet oder man das Sein aus dem Fokus verliert, legt man die Finger zusammen, wartet bis sich der Zustand stabilisiert und lässt wieder los.
Man kann dabei auch gleichzeitig die Zunge an den Gaumen anlegen, was eine horizontale Ausdehnung des Bewusstseins nach vorne und hinten bewirkt, wodurch es sehr einfach wird, den Kontakt zum puren Ich des Bewusstseins und zum universellen Bewusstsein herzustellen und aufrecht zu erhalten. Auch das kann periodisch erfolgen.
Ich habe diese Vorgehensweise nicht selbst entwickelt, das ist nicht mein Verdienst, genausowenig, wie die Initiation vor zwei Jahren. Das alles ist mir geschehen. Mein Körper hat das von selbst gemacht und ich habe nur beobachtet, was da passierte und dann begonnen, damit zu experimentieren. Der Körper hat seine eigene Intelligenz und ich weiß, dass ich von Innen reichlich Hilfe bekomme, wenn ich willig bin und mitarbeite oder einmal nicht weiter weiß. Bisher habe ich immer Hilfe bekommen – ausnahmslos immer! Allerdings nicht immer sofort. Das hängt definitiv an meiner Mitarbeit und ob ich dem Inneren mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zumesse, als dem scheinbaren Außen.
Wenn ich mir andere Menschen anschaue und wo deren Fokus der Aufmerksamkeit ruht – nämlich zu einhundert Prozent außen, auf ihren Wahrnehmungen, der Umgebung, der „Politik„, im Verstand oder auf ihren körperlichen Gefühlen und Emotionen – dann wundert mich nicht, dass sie innen tot sind. Der innere Fortschritt ist ein direktes Produkt andauernder Aufmerksamkeit nach innen, auf die Zentren des Bewusstseins und des Seelenkörpers. Das, worauf die Aufmerksamkeit ruht, wird genährt und entwickelt sich. Das wird aber erst dann klar erkennbar, wenn man sich mit dieser Materie intensiv beschäftigt.
Wer nach „außen“ schaut, sieht die Täuschung – wer nach „innen“ schaut, sieht sich selbst.