Das, was im Inneren zu tun ist, kann man als „Energiearbeit“ bezeichnen. Bei normalen Menschen ist der Beobachter im Vorderkopf das einzig bekannte Zentrum. Es ist bekannt, weil der Beobachter für das Sehen und das Denken zuständig ist und weil er seinen eigenen „Ich-Sinn“ hat, der gewöhnlich mit dem Ego verbunden ist – wenn keine anderen Ich-Zentren aktiviert sind. Solange keine anderen Zentren aktiv sind, fließt sämtliche Bewusstseinsenergie dem Beobachter-Zentrum im Vorderkopf zu – das stärkt das Ego ungemein und fördert die Vorstellung, „dieser Mensch“ zu sein, der sich im Spiegel betrachtet und der eigenverantwortlich in der „Außenwelt“ agiert.
Wenn man diese übermächtige Vorstellung loswerden will, muss man ihre Macht brechen, die darin besteht, dass sämtliche Bewusstseinsenergie in das einzig bekannte Zentrum fließt: den Beobachter. Man muss versuchen, die anderen Zentren zu aktivieren, das bewusste Ich, das etwas hinter der Beobachter-Stirn-Platte sitzt, das pure bewusste Ich, darunter und das pure Ich des Bewusstsehins hinter dem Hinterkopf. Sind diese Zentren aktiviert und werden sie bewusst wahrgenommen, dann teilt sich die Bewusstseinsenergie auf diese Zentren auf und der Beobachter verliert seine scheinbare Allmacht.
Die Meditation, von der ich gestern sprach, ist die Vertiefung der Energiearbeit mit offenen Augen. In der Meditation schließt man die Augen, was bewirkt, dass sich sämtliche Zentren mehr nach unten orientieren und Richtung Quelle hingeben können. Mit geschlossenen Augen hat man auch einen viel besseren Zugang zum Sein–Zentrum im Hara und zum Herz-Zentrum.
Wenn alle Zentren aktiv sind und das Beobachter-Zentrum an der Stirn seine Übermacht verloren hat, dann wird es transparent, was bedeutet, dass man sich nicht mehr (so sehr) als dieser Mensch empfindet, sondern als ein Netzwerk von bewussten „Ich-Knoten„, die in einem energetischen Raum situiert sind und selbst aus bewusster, subjektiver Energie bestehen.
Man emfpindet sich dann, wenn man das so nennen will, als „Seele„. Ich benutze lieber den Term „Wesenskern„, denn „Seele“ ist, genauso wie der Begriff „Gott„, mit sehr vielen falschen Vorstellungen befrachtet. Der Begriff „Wesenskern“ oder „geistiger Wesenskern“ ist relativ neutral und verhindert innere Bilder, wie zum Beispiel einen „gütig lächelnden uralten Mann mit weißem Bart„.
Die Wirklichkeit ist geistig/energetisch und nicht physisch – sowohl in dieser Scheinwelt, als auch in der Quelle. Die Wirklichkeit ist aber keinesfalls unpersönlich – jeder Wesenskern ist ein geistig-energetisches, subjektives Individuum.
Wer wirklich wissen will, der braucht nirgendwo zu lesen – außer dort, wo direkt auf sein Inneres verwiesen wird und aufgezeigt wird, wie man die Ich-Zentren erkennt und aktiviert. Es braucht keinerlei Theorie, Theologie oder sonstige „Lehren“ – sondern lediglich eine profunde Kenntnis der Praxis der Energiearbeit. Wir sind Energie, geistige Energie – und wir müssen (wieder) zu dem werden, was wir sind. Weg vom Traumbild, hin zur geistig-energetischen Realität. Aber die Realität schläft bei den meisten Menschen – das bedeutet, dass die Zentren zwar latent vorhanden sind – aber erst aktiviert und entwickelt werden müssen.
Das Leben in und mit der wirklichen Realität und deren Aktivierung und Entwicklung ist eine Möglichkeit, die jedem von uns gegeben ist. Wenn diese Möglichkeit aber nicht genutzt wird, dann wird der geistig-energetische „Konstrukt“ beim „Tod“ des Körpers in der Urenergie der Quelle aufgelöst, denn er hat während seines Traumlebens in der Scheinwelt kein Eigenbewusstsein entwickelt und ist somit immer noch inaktiv und damit praktisch tot.
Genau das ist der Unterschied zum Advaita/Zen/Buddhismus/Hinduismus. Dort wird von einer vollständig unpersönlichen Existenz ausgegangen. Die Urheber solcher Theorien haben es versäumt, ihre eigene, tiefere geistig-energetische Individualität zu entdecken – oder haben sie mit dem Ego verwechselt und daher jede Individualität als falsch bezeichnet, als etwas, das man ausrotten muss. Natürlich kann ich das nicht beweisen – aber ich weiß mittlerweile aus eigener Erfahrung, dass diese Theorien allesamt falsch sind!
Die geistig-energetische Basis jedes Lebewesens ist ein Wesenskern, eine geistige Wesenheit, die eine vollkommen subjektive Individualität aufweist. Das kann man aber erst dann erkennen, wenn man das weiß und ganz gezielt versucht, die zugehörigen Ich-Zentren zu aktivieren – wozu ebenfalls Wissen nötig ist. Wird man über die Schwelle katapultiert und tut das nicht, schwebt man bis zum Tod als „geistiges Nichts“ bezugspunktlos herum und glaubt, ein „unpersönliches Bewusstsein“ zu sein.
Diejenigen, die noch vor der Schwelle stehen – oder wieder dahin zurück gefallen sind – haben ohnehin keine Chance. Außer sie bekommen einen „Tritt“ vom Leben – denn über die „Schwelle“ oder „Brücke“ wird man befördert. Keine Traumperson kann aus eigener Kraft hinüber gehen. Wenn man aber vom Leben darüber hinweg befördert wurde – dann ist das nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt der Reise in die geistige Realität.