Meditation bedeutet nicht, sich auf irgend etwas zu konzentrieren. Es bedeutet auch nicht, etwas gedanklich zu durchdringen oder einen Gedanken fest zu halten. Meditation ist nichts, an dem das Ego oder der Verstand beteiligt sind. Im Gegenteil – bei echter Meditation gibt es keine Gedanken und das Ego muss sich hingeben.
Echte Meditation, wie ich sie mittlerweile erlebe, bedeutet, in reiner Subjektivität zu sitzen, sie zu umarmen und in sie hineinzuschmelzen – und sie dann loszulassen und nach unten hin zu entspannen – in Richtung Schwerkraftzentrum des Absoluten. Diese Vorgänge werden von der inneren Aufmerksamkeit (pure attention) ausgeführt und gefühlt, nicht vom nach außen gerichteten Beobachter.
Das ist echte Meditation und nichts anderes – und wenn man das so ausführt, voll und ganz darin aufgeht, gibt es weder eine Umwelt, noch Gedanken und auch das Körperbewusstsein vergeht größtenteils. Übrig bleibt ein Fluss aus reiner Subjektivität, der sich aus allen Zentren wie ein Wasserfall nach unten ergießt. Seit ich das so erlebt habe, kann ich nur noch darüber lachen, wie ich früher versucht habe, die Gedanken anzuhalten. Das ist zwar geglückt und hat möglicherweise wegen der hohen Intensität auch zu dem Durchbruch vor zwei Jahren geführt – ist aber für die Meditation nicht notwendig.
Wer also bereits fest jenseits des Verstandes gegründet ist, braucht keine Gedanken anzuhalten! Es reicht völlig aus, ein Zentrum der Subjektivität zu verkörpern und darin aufzugehen und der Verstand samt Inhalt löst sich in Nichts auf. Das ist so, weil die geistigen Energien limitiert sind – wenn einhundert Prozent der Energie in ein Zentrum fließt, bleibt nichts für andere Zentren oder unbewusste Gedankenspielereien übrig.
Und was ist mit denjenigen, die noch nicht jenseits des Verstandes gegründet sind? Die brauchen ein Wunder und/oder einen Tritt vom Leben, der sie über die Schwelle hinaus katapultiert. Idealerweise gleich so weit und so gründlich, dass eine Rückkehr zur völligen Unbewusstheit unmöglich wird. So war das bei mir.
Vielleicht war das aber auch eine seltene Ausnahme, denn bei mir ist einiges anders, als bei normalen Menschen. So kann ich zum Beispiel überhaupt keine inneren Bilder sehen. Wenn ich die Augen zumache, ist alles schwarz und tot. Ich weiß nicht, wie dieser Körper aussieht, außer beim Blick in den Spiegel, was unter anderem am schlechten Gedächtnis liegt. Wenn die Augen geschlossen sind und die Gedanken ruhen, dann ist in mir nur noch subjektive Präsenz und sonst nichts.
Es fällt mir auch sehr leicht, Energie zu fühlen, sowohl innerlich, als auch äußerlich. Wärend andere eine Wünschelrute benutzen müssen, brauche ich nur die Hand auszustrecken und wenn ich beide Hände ausstrecke, eine zur Energiequelle und die andere in eine andere Richtung, dann kann ich das Energiegefälle spüren und die Richtung, in welche die Energie fließt.
Ich beschreibe das so deutlich, damit andere, die vielleicht ähnliche Erfahrungen machen, erkennen, dass dies keine negativen oder unnatürlichen Eigenschaften sind. Energiefühligkeit ist wichtig, denn das Innere besteht aus reiner, geistiger Energie. Und wer diese Energie nicht fühlen kann – der fühlt innen gar nichts. Wenn so einer irgendwann jenseits des Verstandes landen sollte, wird er nicht spüren, dass er reine, energetische, subjektive Präsenz ist und daher glauben, dass er „nichts“ ist. Möglicherweise sind so die „Nicht-Ich-Lehren“ entstanden.
Wenn hier vom „Ich“ die Rede ist, dann ist damit selbstverständlich nicht der psychosomatische Anteil des Menschen gemeint – das Ego – sondern das innere, geistig-energetische Wesen, das sich selbst als subjektives ICH erlebt.