Heute bekam ich eine Mail von einem Dirk E. Er erzählte mir etwas von seinem Weg, auf dem er versucht, das Leiden zu beenden. Dabei geht er davon aus, dass man die Welt so anerkennen muss, wie sie ist, ohne sie zu kritisieren. Seine Beobachtung ist bisher, dass dies das Leiden nicht beendet. Das kenne ich genau so – und mir ist mittlerweile klar, dass das Leiden auf diese (psychologische) Weise nicht aufgelöst werden kann. Warum? Weil die Ursache des Leidens nicht psychisch ist, sondern seelisch.
Wenn man daher versucht, mit psychischen Manövern das Leiden zu beenden, dann passiert entweder gar nichts oder das Leiden wird in eine unbewusste Ecke (unter den Teppich) geschoben, in der es weiterhin existiert aber vom Individuum nur noch unterschwellig wahrgenommen werden kann, Mit anderen Worten: es wird verdrängt.
Wie kann man dann Leiden beenden? Dazu muss man wissen, was Leiden wirklich ist. Mit Leiden meine ich nicht, sich schlecht behandelt oder unverstanden zu fühlen oder das Alleinsein nicht zu ertragen und so weiter. Leiden ist der Zustand der Seele, in dem sie nicht ganz und heil ist. Leiden kann daher nur beendet werden, wenn man sich selbst – also das eigentliche innere Wesen – grundsätzlich heilt und perfektioniert. Damit ist nicht gemeint, die Person, die Psyche oder den physischen Körper zu perfektionieren oder das gesellschaftliche Auftreten, den weltlichen Erfolg oder sonstige im allgemeinen positiv besetzte Ziele zu erreichen. Das sind alles nur sekundäre Erscheinungen und aus innerer Sicht gesehen, mehr oder weniger unwichtig.
Leiden ist energetische und geistige Disharmonie, Dissonanz und die Unzugänglichkeit innerer Zustände und Portale. Demzufolge ist Nicht-Leiden der vollkommene Friede und die vollkommene Stille, die sich aus der perfekten Harmonie und dem perfekten Zusammenspiel der inneren Energiefelder und dem Zugang zur universellen und absoluten Ebene ergibt.
Das ist alles reichlich abstrakt für denjenigen, der noch keinen Schritt nach innen getan hat. Aber jeder Weg fängt mit dem ersten Schritt an und der besteht darin, anzuerkennen, dass man Leiden nicht unbedingt auf der Ebene heilen kann, auf der es erscheint, sondern auf der Ebene – auf der es ausgelöst wird.
Das ist so, wie wenn ich versuche, das ausgeströmte Wasser eines Stausees mit Eimern wieder in den See zu befördern, ohne den Grund des Ausströmens zu beheben. Bevor das Zurückschöpfen des Wassers Sinn macht, muss ich erst den Defekt am Damm beheben. Zu versuchen die defekte Psyche zu reparieren, entspricht genau diesem sinnlosen Wasserschöpfen.
Die grundsätzliche Frage ist hier: Wer oder was bin ich, in welchem Zustand bin ich und was hat das mit dieser Psyche zu tun? Finde heraus, was Du bist und heile Dich selbst (das innere Wesen) und dieses wird die Psyche und den Körper heilen.
Warum ist das so? Weil der Körper, die Psyche und die Umwelt nichts anderes sind, als ein dynamischer Ausdruck Deines eigenen, inneren Seins und Deiner grundlegenden Existenz. Man schaue sich den schiefen Turm von Pisa an – der ist krumm und schief, weil er auf Sand gebaut ist und Sand ergibt immer ein extrem ungünstiges Fundament. Genauso ist es hier auch. Wer innerlich diffus ist, wattig, unklar, keine Tiefe im Bewusstsein spürt und/oder in Gedanken und Gefühlen versackt, der ist nicht heil und gesund.
Bevor das Äußere (Psyche, Körper, Umwelt) heilen kann, muss erst das Innere heilen, auf dem das Äußere aufbaut, denn das Innere bildet die Matrix des äußerlichen Lebens. Und wenn die Matrix gestört oder fehlerhaft ist, dann können die Lebens-Energien keinen vollständigen und heilen Organismus erzeugen.
Mit diesen Zeilen will ich nicht etwa erreichen, dass „jemand“ diesen Weg aufnimmt! Diese Zeilen sind ein Ausdruck meines Seins, das die an sich selbst gestellte Frage des Leidens so gut beantwortet, wie es ihm momentan möglich ist. Lernen findet immer in sich selbst und mit sich selbst statt – und wenn ein äußerer Bezugspunkt als Lehrer oder Hinweisgeber auftaucht, dann repräsentiert dieser nichts anderes, als das innere Sein – denn es gibt schlicht und einfach nichts anderes. Alles sichtbare ist nur ein dynamischer Ausdruck dieses Seins in Raum und Zeit.