Heute Morgen meditierte ich im Bett. Der Schwerpunkt des Ich-Gefühls wurde dabei bewusst in die Mitte des Kopfes verlagert, direkt über den Zentral-Kanal und leicht nach unten verschoben. Dann wurde die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf den Raum unterhalb des Zwerchfells gerichtet. Als die Aufmerksamkeit beide Punkte korrekt erfasst hatte und das Ruhen in ihnen begann, löste sich das normale Körpergefühl fast auf. Es wurde viel transparenter und die Erfahrungs-Ebene erhob sich in mehreren Stufen über den Körper und dehnte sich dann in alle Richtungen gleichmäßig aus – wie eine Kugel.
Der Körper blieb dabei beweglich und auch fühlbar, aber wie hinter einem leichten Watte- oder Taubheits-Gefühl. Testhalber nahm ich die Haut an einer empfindlichen Stelle am Hals zwischen zwei Fingernägel und drückte fest. Der scharfe Schmerz war fühlbar, aber so, als gehörte er nicht zu mir – da war Schmerz aber es war nicht „meiner“.
Dann nieste der Körper einmal. Dabei trat eine Druckwelle auf, die vom Mittelpunkt der Kugel gleichmäßig in alle Richtungen nach außen lief und dann langsam verebbte. Ähnlich wie die konzentrischen Wellen auf einer ruhigen Wasserfläche, die von einem hinein fallenden Stein ausgelöst werden – aber nicht zweidimensional, sondern im dreidimensionalen Raum. Kurz darauf begann die Kirchturmglocke 6:00 Uhr zu schlagen und danach zu läuten. Bei jedem Auftreffen des Klöppels auf die Glocke gab es einen „Einschlag“ im Mittelpunkt des Raumes und die Wellen liefen nach außen aus.
Nach dem Ende des Läutens versuchte ich zu denken. Die Gedanken erschienen in diesem Raum – sie waren auch nicht von „mir“ (dem Raum) getrennt oder unnatürlich, sie waren einfach ein lebendiger und kreativer Ausdruck dessen, was ich bin und nichts störendes. Wie aufsteigende Blasen im Wasser. Alle Wahrnehmungen, der Körper und die gesamte Umgebung waren in diesem Raum.
Es gab kein Innen und kein Außen – nur diesen Raum, in dem alles war und nichts war getrennt von diesem Raum. Es gab auch keinen Fokus auf irgend etwas. Da war nur ein strahlender Mittelpunkt, wie eine „schwarze Sonne“, die gleichmäßig nach allen Seiten strahlte und gleichzeitig kamen alle Strahlen wieder zurück auf diesen Mittelpunkt. Es gab kein Innen und kein Außen, kein Oben und kein Unten, kein Hinten und kein Vorne – es war ein gleichmäßiger, unstrukturierter Raum. der in alle Richtungen offen war.
Das Ich-Gefühl war zwar vorhanden – ich war es, der das alles erlebte – aber das Gesamtgefühl war vollkommen unpersönlich und kalt. Der Raum ist nicht „etwas“ – er ist das, was alle Objekte enthält, ist aber gleichzeitig sowohl der Raum, als auch sein Inhalt. Daher kam auch das Gefühl, dass die Schallwellen durch „mich“, den Raum, hindurch liefen, was ganz klar gefühlt wurde. Dieser Raum ist lebendig, er ist, was ich bin.
[Nachtrag am 26.02.2016 22:15 Folgendes habe ich gerade gefunden: Shifting into being is the first step of coming to the place inside where we truly abide in the dimension beyond me. Of course in surrender to consciousness we also move beyond me, but the nature of being is even more impersonal because it is closer to the source, to the ground of absence. From the standpoint of the ultimate reality, the absolute is deeper than universal consciousness. [Quelle] Dieses unpersönliche Gefühl scheint also an dieser Stelle normal zu sein. Ende Nachtrag]
Dieser Zustand hielt auch dann noch an, als der Körper das Bett verließ, sich anzog, frühstückte, Zähne putzte, rasierte, etc. Erst im Auto, auf der Fahrt ins Büro, begann der Raum zu kontrahieren und nach etwa fünf Minuten war er wieder im Kopf fühlbar, wie üblich. Mein Eindruck war, dass das mit der stärkeren mentalen Konzentration und Fokussierung zu tun hat, die beim Autofahren aufgebracht werden muss. Insgesamt dauerte das Ganze etwa zwei Stunden.
Der Zustand war vollkommen ruhig, transparent, vereinheitlicht (kein innen/außen), absolut bewusst, ohne Fluktuationen und grenzenlos offen und weit. Es waren zwei Ebenen da: Zum Einen der Raum als eine Art „Container“ und zum Anderen der Körper und sonstige Welt-Objekte. Beide Ebenen waren untrennbar miteinander verbunden und der Körper war voll funktionsfähig. Es fühlte sich vollkommen natürlich an, als wäre es schon immer so gewesen – wie ein Nachhause kommen, wie wenn ein Wassertropfen sich im Ozean auflöst.
Nachtrag 1: was hier fehlte, war Selbstliebe, das wird hier beschrieben.
Nachtrag 2: Im Rückblick erkannte ich, dass ich noch nicht über die Pforte im Hara hinausgelangt war. Offenbar habe ich mich an der Pforte umgedreht oder es ist irgend etwas anderes geschehen – jedenfalls war das, was ich da erlebte, noch innerhalb des Bewusstseins. Es war eine energetische Expansion und Perspektivänderung, eine Ansicht des Bewusstseins aus der Vogelperspektive. Wer durch die Pforte geht, ist nicht mehr hier – er ist jenseits von hier, auf der anderen Seite – und dort gibt es keinen Körper.