Wie entsteht etwas neues, frisches, grünes, leuchtendes?
Indem das, was vorher war, abstirbt und vernichtet wird. Es muss Platz gemacht werden, denn neu und alt sind zwei – und zwei passen nicht an den Ort, in den Zeitpunkt, in dem nur eines Platz hat: Das Jetzt.
Damit etwas absterben kann, muss es losgelassen werden. Der Baum muss im Spätherbst alle seine schönen Blätter loslassen, die er im Frühjahr mit Liebe hervorgebracht hat. All das leuchtende, nasse, feuchte, trockene, buntgefärbte Laub – all das muss er loslassen.
Dann kommt der Winter – es sieht so aus, als ob der Baum tot ist und nie wieder austreiben wird. Aber wenn man genau hinschaut, dann sieht man kleine Knospen, Keime des Lebens, des Werdens. Der Baum weiß, ohne zu wissen, dass das Leben immer weiter geht.
Fallen die Blätter im Herbst, kommt mit Sicherheit wieder ein Frühling, in dem neue austreiben können. Diese Sicherheit gibt es – weil Leben immer weiter geht! Vielleicht nicht an diesem Baum – oder mit dieser Spezies – aber mit anderen und in der Summe geht nichts verloren, denn Leben ist immer.
Leben ist – es ist nichts besonderes oder spezielles – Leben ist! Und weil es nur ist und nichts besonderes oder spezielles ist, kann es jede Form annehmen, kann auch einmal eine Weile untätig sein, an einem Ort, zum Beispiel nach einem Vulkanausbruch. Aber einige Zeit später, blitzt plötzlich etwas Grünes hervor, in all dem Chaos und ein Pflänzchen schiebt sich hervor, zwischen Steinen und Staub.
Es schaut erst vorsichtig: kann ich schon? Und dann schiebt es sich mit Macht ins Licht und wird zu einem Strauch und dann zu einem mächtigen Baum. Leben ist – es ist immer! Die Form mag sich ändern, die Zeit, der Ort – aber Leben ist immer.
Und auch, wenn Menschen Dinge loslassen müssen, Hoffnungen, Aussichten – das Leben geht weiter, auch mit diesem Menschen. Hoffnungen aufzugeben, bedeutet nicht, dass Leben endet. Oft kommt dann erst einmal eine Zeit, in der sich dieses Leben beweisen muss: Kann ich überhaupt leben, überleben? Kann ich annehmen, was ist? Kann ich etwas machen, aus dem, was mir gegeben wird? Aber dann, irgendwann, kommt der nächste Wachstums-Schub, erscheinen neue Knospen, Blätter und Blüten. Vielleicht entsteht dann das, was vorher unmöglich war…
Vertrauen in’s Leben, ist das wichtigste Kapital, das Leben hat. Der Baum vertraut, er kann gar nicht anders, denn er kann nicht weglaufen. Er muss die Dinge so annehmen, wie sie ihm gegeben werden. Er kann nicht weglaufen, auch dann nicht, wenn die Motorsäge aufheult. Dann stirbt er, mit Anmut und Hingabe.
Wenn Dein jetziges Leben trostlos ist, dann lass es los, lasse es sich vernichten, damit es sich neu entfalten kann. Das bedeutet nicht unbedingt den Tod, sondern oft nur das Ende des Gewohnten. Und nur im Sterben des Gewohnten, des Alten, kann etwas neues entstehen. Also lasse es gehen, lasse es los – und entfalte Dich neu.
Sei der Beobachter, der Genießer des Lebens!
Leben geschieht immer aus sich selbst heraus. Alles geschieht immer nur aus sich selbst heraus. Du bist nur der Beobachter des Lebens – es geschieht Dir, geschieht in Dir – beobachte und genieße. Und oft ist in dem, was scheinbar hässlich und unausstehlich ist, ein Glück, etwas schönes.
Und wenn außerhalb Deines Körpers nichts schönes ist: Du bist da! Du existierst! Du kannst atmen – frische Luft atmen! Dein Körper ist schmerzfrei, Du kannst gehen und laufen, kannst sehen und hören, kannst tasten und schmecken – und in der Nacht kannst Du schlafen. Du kannst fühlen, alles fühlen was da ist! Was für ein Wunder!
Feiere dieses Wunder! Jetzt! Immer! Das ist Leben! Und kümmere Dich nicht darum, ob Du fünf Minuten später vielleicht nicht mehr feiern kannst – denn wenn Du das tust, dann kannst Du nie das Leben feiern! Feiere das sich von selbst entfaltende Leben! Die Natur tut das – sie feiert sich selbst.
Es gibt auch eine Zeit der Vorsorge, dann geschieht Vorsorge und Du schaust dabei zu. Alles kann beobachtet und genossen werden – und derjenige, der das kann, das bis Du. Dass Du das kannst, bedeutet aber noch nicht, dass Du es auch tust. Stelle Dir die Frage: Will ich mein Leben annehmen, wie es ist oder will ich etwas anderes erreichen?
Wenn Du leben willst, musst Du erst einmal das annehmen, was da ist. Indem Du das tust, kommt Frieden in Dein Leben und Stille. Und dann, plötzlich, wird alles leuchtend und Du kannst auch in den kleinsten und scheinbar hässlichsten Dingen die Schönheit des Lebens sehen. Und Leben ist immer schön – nur Deine Gedanken und Gefühle über das Leben – die müssen nicht unbedingt schön sein.
Aber sie sind nicht die Hauptsache, sondern nur Reaktionen auf etwas, das vorher da war. Menschen leiden nie an der Realität, sondern immer nur an ihren nicht eingetretenen Vorstellungen. Wenn Du das sehen kannst, dann kannst du das Ursprüngliche genießen und das Sekundäre, die inneren Reaktionen (Gedanken, Gefühle) einfach nur beobachten. Mit der Zeit werden die Reaktionen dann einfach wegfallen, weil sie nicht mehr ausgelebt und beachtet werden.
Halte Dich an das Ursprüngliche: atmen, schauen, hören, riechen, schmecken, fühlen, gehen, essen, schlafen… Wenn Du das alles vollkommen bewusst wahrnehmen und genießen kannst, dann ist das so viel, dass Du sehr bald das Gefühl haben wirst, in der vollkommenen Fülle zu existieren und nie wieder etwas anderes wollen!