Was ist dieses „Ich“ eigentlich? Es ist im Wesentlichen ein körperliches Gefühl, eine oder mehrere Kontraktionen im Körper und das Wissen um persönliche Daten. Wenn man die Übung zum Vereinigen der Räume macht, dann spürt man deutlich, wo diese Kontraktionen sitzen. Bei mir zum Beispiel im Augenbereich. Entspannt sich dieser, dann lässt das Gefühl stark nach, im Körper zu sein. Dann fühlt es sich eher so an, als ob der Körper im Bewusstseins-Raum enthalten ist.
Es ist aber nicht so, dass dann eine Desorientierung stattfindet, sondern der Raum, in dem die Objekte erscheinen, ist immer stationär. Er verändert sich nie. Das wird aber normalerweise nicht bemerkt, weil das Körpergefühl sehr viel stärker ist, als dieses subtile Gefühl, der Raum zu sein. Das führt zum Irrtum, zur „Erbsünde“, zu glauben, ein Körper zu sein!
Ich habe mit der Zeit gelernt, unfokussiert Auto zu fahren und fast alle Tätigkeiten so auszuführen. Das hat den Vorteil einer umfassenderen Sicht. Nur, wenn etwas sehr genau gesehen werden muss, zum Beispiel beim Lesen oder Schreiben, wird fokussiert. Heute Morgen, auf der Fahrt ins Büro, schneite es ziemlich stark und es war noch dunkel. Die Augen waren entspannt und nicht fokussiert, die Räume vereinigt und das Körpergefühl sehr transparent. Das Auto fuhr mit etwa 80 km/h und der Schnee kam leicht schräg von vorne oben.
Plötzlich war das klare Gefühl da, dass das Bewusstseinsfeld vollkommen stationär steht, es darin schneit und die Landschaft sich durch das Feld hindurch bewegt. Dieses Gefühl war schon oft da – aber noch nie so extrem. Es war, als ob alles einfach durch läuft und es in mir schneit. Der Schnee kam von vorne und flog durch „mich“ hindurch. Aber „ich“ war kein Körper oder sonstiges „Etwas“, sondern da war gar nichts zu spüren – es war alles leer – und der Schnee flog durch diese „Leere“, durch diesen leeren Raum hindurch.
Als das gesehen wurde, verspannte sich der Augenbereich ein wenig und plötzlich war der Körper wieder spürbar und mit ihm das Ich-Gefühl, lokalisiert im Augenbereich. Das Bemerken der Verspannung, führte zur erneuten Entspannung und zum Entfokussieren der Augen und der Aufmerksamkeit, die Räume wurden wieder eins – und das Körpergefühl und das „Ich“ waren wieder weg.
Die persönliche Identität, das „Ich“, hängt an zwei Komponenten: dem Gefühl „ich bin der Körper“ und dem Wissen um Name und andere persönlichen Daten. Wenn nicht gedacht wird, gibt es kein Wissen – weil dann das Gedächtnis nicht aktiv ist. Da das Ich ein künstliches Etwas ist, ein Konstrukt, der auf bestimmten Gegebenheiten aufbaut, muss es verschwinden, wenn diese Gegebenheiten verschwinden. Wenn also kein oder kaum ein Körpergefühl da ist und kein Gedächtnis, dann gibt es dieses Ich auch nicht – zumindest solange nicht, wie die genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wenn beide Räume zueinander offen sind, dann ist da nur ein Gefühl der Leere, in dem Objekte schweben.
Ich muss das einmal ganz klar sagen, damit hier nicht das Gefühl aufkommt, dass hier ein „Oberschlauer“ schreibt, ein „Besserwisser“, ein „erleuchteter Meister“ oder so etwas! Das bin ich nicht! Es gibt gar keine „erleuchteten Personen“! Mit „Erleuchtung“ wird die endgültige Auflösung des „Ich“ im Ozean des absoluten Bewusstseins bezeichnet. Folglich wäre ein „Erleuchteter“ ein Jemand, eine Person ohne ein „Ich“. Das kann es aber gar nicht geben, denn das „Ich“ ist die Person. Ohne ein „Ich“ gibt es schlicht und einfach niemanden mehr – nur noch den Raum des absoluten Bewusstseins, der um seine Existenz weiß. Andere Menschen sehen den Körper und denken, dass er eine Person ist – aber das ist eine Täuschung – da ist nur noch der Körper, aber es ist niemand darin, weil es kein künstliches „Ich“ mehr gibt, was sich damit identifiziert. Folglich kann es keine Erleuchteten geben, nur den Prozess der „Erleuchtung“, in dem das „Ich“ aufgelöst wird. Danach ist da kein „Jemand“ mehr – danach gibt es nur noch:
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Alle Menschen sind unterwegs in die selbe Richtung: auf dem Weg, ihre wahre Identität wieder zu entdecken – die Identität mit dem absoluten Bewusstsein. Wir alle sind dieses absolute Bewusstsein – aber kaum einer weiß es bewusst. Somit gibt es keine wirklichen Unterschiede zwischen den Menschen, denn wenn einer „erkennt“, dann wird unmittelbar völlig klar, dass er nie ein Mensch war, sondern immer nur das absolute Bewusstsein, das sich vor sich selbst versteckt hat. Falls nicht nur „erkannt“ wird, sondern auch noch das „Ich“ aufgelöst wird, bleibt nur noch ein leerer Körper übrig, der tut, was er noch zu erledigen hat, bevor er irgendwann stirbt. Nur dass das klar ist: Es gibt auch hier keinen Unterschied! Alle Körper sind leer! Jeder glaubt nur, dass er der Körper ist – aber er ist es nicht und war es nie, denn das ist völlig unmöglich!
Das, was ich hier mache, ist, über das zu schreiben, was ich erlebe und erkenne und zwar so klar, wie möglich – mehr nicht! Da mein Gedächtnis sehr schlecht ist, muss ich alles aufschreiben, sonst vergesse ich es sehr schnell. Und wenn ich das ohnehin tue, dann kann ich es auch öffentlich stellen, denn ich hatte und habe massive Probleme, Beschreibungen zu finden, in denen detailliert aufgeführt war, wie sich bestimmte Zustände anfühlen, wie man sie identifizieren kann. Das möchte ich anderen ersparen, denn dieses Herumtasten führt immer wieder zu Irrtümern, die dann später korrigiert werden müssen. Das sieht man im Blog ganz genau, wenn man alle Beiträge nacheinander durchliest.
Das, was bei „mir“ passiert, fühlt sich so an, als ob „es“ sich langsam ins „Nichts“ hinein tastet… Es ist ein langsames Wiedererkennen, ein Schmecken dessen, was wirklich da ist und sich völlig von dem unterscheidet, was einem vom Umfeld gesagt wurde und wird und auch von den Sinnen. Das, was hier beschrieben wird, ist das Protokollieren eines hochdynamischen Prozesses, der in „mir“ abläuft – und momentan noch „Dieter“ genannt wird. Es ist ein langsamer Dekonstruktionsprozess. Ich weiß, dass das auch in einem Blitz geschehen kann – bei mir läuft es eben so ab. Warum? Das weiß ich nicht!