Viele gehen davon aus, dass sie der Mittelpunkt der Welt sind, weil es für sie so aussieht, als ob sie im Mittelpunkt des Kopfes eines Körpers sitzen und die Welt wäre um sie herum. Das ist ein selbstzentriertes Weltbild, das aber so nicht ganz stimmt.
Tatsächlich ist es so, dass die Welt als virtuelles Geschehen vom Gewahr-Sein in sich selbst erzeugt wird, ähnlich dem, wie ein Träumer seinen ganz privaten Traum im Hirn erzeugt. Aus der Sicht des Gewahr-Seins ist die Welt eine Traum-Illusion und nicht existent. Aus der Sicht der Welt ist das Gewahr-Sein nicht existent. Aus einer ganzheitlichen Sicht heraus existiert sowohl das Gewahr-Sein, als auch die Welt – aber nicht unabhängig voneinander, sondern als untrennbare Einheit.
Es ist offensichtlich die Natur des Gewahr-Seins „Welt“ zu erzeugen und wahrzunehmen – und diese Welt ist nicht außerhalb des Gewahr-Seins, sondern innerhalb. Daher ist es völlig unmöglich für uns Menschen, herauszufinden, ob es außerhalb unserer natürlichen Grundlage, welche das Gewahr-Sein darstellt, noch etwas geben könnte.
Die Welt ist aber nicht nur enthalten, sondern um das Ganze auch zu beleben und interessanter zu machen, gibt das Gewahr-Sein einen Splitter (ich habe das als Strahl erlebt) von sich selbst in jedes Wesen hinein. Der Effekt ist, wie oben beschrieben, dass dann der Gewahrseins-Splitter, der sich mit dem Körper identifiziert, obwohl er ja identisch mit dem Gesamt-Gewahrsein ist, meint, dass die Welt um ihn herum existiert. Wenn aber dieser winzige Teil des Gewahr-Seins erkennt, dass er nicht der Körper ist, sondern Gewahr-Sein, dann muss er auch irgendwann erkennen, dass er nicht im Körper ist, sondern der Körper und die Welt in ihm sind – in ihm, dem Gesamtgewahrsein.
Das hört sich reichlich theoretisch an – aber ich hatte im November 2014 ein Erlebnis, in dem ich mich als das Gesamtbewussstsein erlebte und die Welt in mir erkannte. Das war zwar im Halbschlaf, so wie nahezu alle meine Erlebnisse – aber ich erinnere mich genau daran, trotz meines schlechten Gedächtnisses. „Ich“ wurde dabei „nach oben“ gezogen, heraus aus dem Körper und der Welt und erkannte, dass nicht ich in der Welt bin, sondern die komplette Welt in mir.
Tatsächlich ist es so, dass jeder einzelne Standpunkt richtig ist. Der Einzelmensch, der die Welt um sich herum sieht, hat Recht, denn aus Sicht des Gewahrseins-Splitters in ihm, ist die Welt tatsächlich um ihn herum. Aus der Sicht der Welt gibt es so etwas wie ein Gewahr-Sein gar nicht, denn man kann es nicht wahrnehmen – aber beweisen, dass die Welt real ist, weil man zB blutet, wenn man sich den Kopf stößt. So würde niemand auf die Idee kommen, dass die Welt ein geistiges Erzeugnis ist – denn sie funktioniert nach den Naturgesetzen. Das tun Träume in gewisser Weise aber auch…
Aus Sicht des Gewahr-Seins wiederum ist die Welt irreal, da dieses gewahrt, dass es die Welt erzeugt und wahrnimmt. Je nachdem, wie man schaut, kann man also mit Recht behaupten, dass es das jeweils andere nicht gibt – das ist die relative Sichtweise.
Die absolute Sicht bekommt man nur, wenn man sich den Gesamtkonstrukt bewusst macht und die jeweiligen Abhängigkeiten und möglichen Perspektiven. Das ist so etwas, wie höhere Physik – von der ich nur instinktiv eine Ahnung habe. Berechnen kann ich so etwas nicht – aber ich kann es instinktiv fühlen – ich „weiß“ darum.
Mir ist gestern auch klar geworden, dass nicht „die Anderen“ krank oder deformiert sind, sondern ich und die wenigen, die ähnlich funktionieren. Der herkömmliche Massenmensch funktioniert wie eine gut geölte Maschine. Er ist völlig unbewusst, fühlt sich seiner selbst aber völlig sicher, glaubt, sich und sein Leben beherrschen zu können, ist völlig glatt und geschmeidig. An Nachrichtensprechern und den Leuten, welche diese imitieren, wird das völlig klar. Das sind Sprechroboter mit perfekter Intonation, Aussprache, Rhetorik, Redefluss und Selbstbeherrschung. So einer würde niemals „Mist“ oder „Scheiße“ sagen oder anfangen zu stottern.
Der Normalmensch ist eine perfekt funktionierende Maschine. Der Ausnahmemensch, der, der immer daneben steht, der ausgegrenzt wird, weil er irgendwie anders ist, der hat irgendwo einen Schaden. Er spürt, dass er anders ist, dass er nicht wirklich dazugehört – und irgendwann macht es dann „Klick“, wenn er ganz viel Glück hat. Ab dem Moment will er gar nicht mehr normal sein – einfach deswegen, weil er weiß, dass die anderen nur Maschinen sind. Er dagegen ist eine defekte Maschine, die erkannt hat, dass sie keine Maschine ist, sondern das lebendige Leben selbst, das unbegrenzte und unsterbliche Gewahr-Sein. Dann ist er am Ziel.
Die Crux an der ganzen Sache ist, dass die Welt mit den körperlichen Sinnen wahrnehmbar ist. Das Gewahr-Sein, das die Welt hervorbringt, kann aber überhaupt nicht von Menschen wahrgenommen werden – man kann nur darum wissen. Obwohl alles das Gewahr-Sein ist – weil es gar nichts anderes gibt – kann man es als Mensch nicht wahrnehmen und direkt erkennen. Man muss sich bewusst und absichtlich damit identifizieren – nur dann kann man das Gewahr-Sein schon als Mensch bewusst sein.
Man kann sich das vorstellen, wie ein Kino. Das gesamte Kino mit allen Funktionsprinzipien, Mechanismen und den Besuchern wäre dann das Gewahr-Sein. Der Projektor wäre der Mechanismus des Seins, der die Welt projiziert. Die Leinwand wäre der Teil des Seins, auf dem die Welt erscheint und der sie wahr-nimmt. Die Objekte oder Bilder, die auf der Leinwand erscheinen sind dann die Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, Flüsse und sonstigen Konstrukte. Und die Besucher im Kino sind die „Splitter“ des Gewahr-Seins, die so in die Handlung des Films hineingezogen werden, dass sie glauben, in den Wesen, die auf der Leinwand erscheinen zu sein und sogar identisch mit ihnen. Die möglichen Perspektiven ergeben sich, wenn man sich mit jeweils einem der Bestandteile identifiziert und aus dessen Blickrichtung schaut. Die absolute Perspektive ergibt sich, wenn man sich selbst als außerhalb des Kinos seiend vorstellt und das gesamte Kino mit allen Mechanismen betrachtet.
Wenn man es auf diese Weise neutral betrachtet, dann kann man sich das sehr gut vorstellen. Aber man muss sich immer darüber klar sein, dass es sich hier um eine primitive Vorstellung und Analogie handelt. Wie die Dinge tatsächlich beschaffen sind, wird niemals ein Mensch herausfinden, außer das Gewahr-Sein selbst würde sich ihm vollständig offenbaren. Aber selbst dann unterliegt dieses Wissen der Interpretationsfähigkeit dieses Menschen und kann niemals rein und original sein. Somit ist es unmöglich, das Tatsächliche vollständig zu erfassen und und zu erklären – man kann sich nur damit identifizieren und es damit bewusst sein.
Aus dem gesagten ergibt sich völlig klar und eindeutig, dass die Bilder auf der Leinwand, welche einzelne Menschen darstellen, niemals in irgendeiner Weise frei sein können, einen freien Willen haben oder irgendwelche Handlungen ausführen können, außer denen, die gerade jetzt auf der Leinwand erscheinen. Genauso klar ergibt sich, dass niemand dieser Mensch auf der Leinwand sein kann, durch dessen Augen er scheinbar schaut – das sind nur sich auf der Leinwand bewegende Bilder, die keinen Eindruck auf ihr hinterlassen. Jeder, der die Welt um sich herum sieht, ist in Wirklichkeit einer der Bewusstseins- oder Gewahrseins-Splitter, die im Kino sitzen und die Vorstellung genießen.
Natürlich ist völlig klar, dass das hier Gezeigte, nur ganz wenige Menschen verstehen werden. Die anderen werden die Worte lesen – sie sind ja in deutsch geschrieben – aber sie werden den wahren Sinn der Worte nicht verstehen können. Das macht aber nichts, denn auch diese Menschen sind nur das unermessliche und ewige Sein selbst und spätestens mit dem Tod des physischen Körpers wird das offenbar. Dann werden sie im Kinositz aufwachen, feststellen, was sie wirklich sind und herzlich über den gerade erlebten Alptraum lachen.
Darum, Du Sehender, kämpfe Deinen Kampf, lebe Dein Leben – völlig furchtlos und mutig – denn Du sitzt nur im Kino und schaust der Handlung zu…