Verstandesmenschen sind und denken eindimensional und daher nehmen sie auch nur so wahr. Man kann es so sagen: jeder kann nur das sehen und erkennen, was innerhalb seiner Sichtweite, seines Verständnishorizontes liegt. Die Sichtweite kann man nicht beeinflussen – sie hängt davon ab, dass eine bestimmte Energie sich in dem Menschen möglichst ungehindert ausdrücken kann.
Wie kommt man dann zu einer höheren Sichtweite? Indem man sich dieser Energie öffnet, zu einem Kanal wird, durch den diese Energie sich ausdrücken kann. Das kann man aber nicht machen und auch nicht beabsichtigen. Dafür muss man zuerst erkennen, wer man wirklich ist – das nennt man Selbsterkenntnis. Die kann man aber auch nicht einfach so anfangen – so nach dem Motto: Ach, ich habe Langeweile, machen wir doch mal Selbsterkenntnis, meditieren oder treiben sonstige Esoterikpraktiken. So funktioniert das ganz sicher nicht!
Es gibt Menschen, die müssen zur Selbsterkenntnis finden – das ist ihre Lebensaufgabe und da können sie weder etwas dafür tun, noch dagegen. Das sind immer nur sehr, sehr wenige. Ich spreche hier nicht von Leuten, die sich in Esoterikkreisen herumtreiben, sondern von Menschen, die vom Leben auf individuelle Art und Weise so behandelt (gequält) wurden, dass sie zu sich selbst finden müssen.
Irgendwann übertreten sie dann die Schwelle der Erkenntnis und das ist dann der erste Schritt zu einer höheren Wahrnehmung. Es gibt da noch weitere Schritte – aber die kann man erst dann erkennen, wenn man die davorliegende Schwelle überschritten hat. Und auch hier kann man wieder nichts tun – das geschieht alles ganz natürlich und logisch und man tut gut daran, das einfach geschehen zu lassen und weder etwas zu forcieren, noch zu bekämpfen.
Wer erkennt, wer er wirklich ist, muss ein Gefühl des Glücklichseins empfinden, denn er ist dann weitgehend immer bei sich selbst und erlebt wahre Einsamkeit. Damit meine ich nicht, dass er einsam ist, sondern er weiß, dass er alles und daher alleine ist. Das hat auch nichts mit einem Dauergrinsen zu tun, sondern mit totaler Präsenz im Hier und Jetzt und im Körper. Es ist auch kein ätherisches Gefühl des Schwebens – sondern im Gegenteil: so einer wird erst so richtig bodenständig und schlagkräftig – in jeder Beziehung. Das liegt daran, dass er die Lebensimpulse nicht mehr unterdrückt, sondern ungefiltert geschehen lässt. So ein Mensch kann unbedarften Gemütern durchaus als Choleriker oder Wüterich erscheinen. Aber das ist immer das Problem des Urteilenden nicht des Verurteilten.
Noch etwas: das hat absolut nichts damit zu tun, dass ein Mensch, der die Last der Selbsterkenntnis tragen muss, in irgendeiner Weise elitär wäre. Einer, der vom Leben so behandelt wurde, wird automatisch sehr demütig und sich ganz sicher nicht als überragend fühlen. Am Anfang ist es so, dass er sich nicht mehr zugehörig fühlt, er steht immer abseits und findet keinen Weg mehr zurück. Darunter leidet er sehr. Irgendwann erkennt er dann, dass nicht er das Problem hat und krank ist, sondern die anderen. Dann versucht er, die anderen zu überzeugen, dass sie falsch liegen. Nach vielen Versuchen merkt er, dass das nicht geht und leidet wieder. Das muss er überwinden, sonst kommt er sich selber nicht näher. Irgendwann bedauert er die anderen dann nur noch – manchmal findet er sie auch zum Kotzen. Aber auch diese Hürde muss genommen werden. Der Fokus rückt schließlich immer mehr auf sich selbst und am Ende ist man ganz alleine – da sind keine anderen mehr, weil man die anderen ist – man wird zur Welt. Und dann macht man einfach das, was zu machen ist und wenn es nichts zu tun gibt, sitzt man einfach still da. Es gibt dann keine Langeweile mehr. Langeweile ist nur ein Konzept. Leben ist.
Was hier in wenigen Sätzen steht, dauert meist ein ganzes Leben. Das gilt auch für Leute, die ohne jede Vorbereitung in einem einzigen Sprung zur Erkenntnis finden. Solche Menschen müssen dann oft im Nachgang das durchmachen, was die Langsameren vorher durchlaufen mussten. Es gibt keine Abkürzung – jeder muss das volle Programm durchlaufen.
So zeigen sich mir diese Dinge momentan.