Der Eine Geschmack

Gestern war von der Gewahrungs-Fähigkeit und der Offenen Weite die Rede. Gleichzeitig mit jeder Gewahrung – unabhängig davon, wo sie relativ gesehen ist – tritt eine gewisse Gefühlstönung auf, die überall gleich ist: warm, umfangend, liebend, freudig.

Diese Gefühlstönung ist nicht getrennt von der Gewahrungs- oder Wissens-Fähigkeit, sie ist eine Eigenschaft derselben – so wie Wasser nass ist. Gleiches gilt für die Leerheit, Durchdringung und Grenzenlosigkeit – die Gewahrungs-Fähigkeit ist erkennbar leer und überall vorhanden, daher durchdringend und grenzenlos.

Das bedeutet, dass die ursprüngliche Wissens- oder Gewahrungs-Fähigkeit nicht trennt und nicht unterscheidet. Denn jeder einzelne Punkt, jede einzelne Gewahrung wird immer zusammen mit der gleichen inhärenten Gefühls-Tönung, einem umfassenden Liebesgefühl, gewusst.

Das bedeutet weiterhin, dass es keinerlei künstlichen Gefühlserzeugung für den Nächsten bedarf, wie es von beinahe allen Religionen behauptet und verlangt wird wird: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Die natürliche und ursprüngliche Gewahrseins-Fähigkeit beinhaltet genau das. Sie wird nur verdeckt von dem dichteren und meist bewölkten Körper-bewusst-Sein.

Sobald der Fokus von dieser dichteren Bewusst-Seins-Atmosphäre lassen kann und die transparente, leichte und weite Atmosphäre der Gewahr-seins-Fähigkeit erfasst, wird sofort klar, dass das alles bloß Kindermärchen sind. Es ist alles bereits da und keine noch so gut gemeinte, künstliche und krampfhafte „Liebes-Erzeugung“ kann jemals auch nur in die Nähe dieser natürlichen, jeder Gewahrung innewohnenden und daher vollkommen neutralen LIEBE kommen.

Im Gegenteil – jede eigene Anstrengung innerhalb des Körperfeldes macht dieses noch dichter und undurchsichtiger, so dass die transparente, unsichtbare und nicht greifbare Wissens-Fähigkeit, die dieses durchzieht und umfasst, noch weniger erkennbar ist.

Die einzige mögliche Vorgehensweise, ist, bewusst gar nichts zu tun, also vollkommen loszulassen und zu entspannen und unverkrampft und offen einfach nur zu „schauen“ – oder besser „es schauen zu lassen„. Genaue Untersuchungen der Sachlage, wie hier beschrieben, wirken unterstützend auf das Verständnis.

Viel mehr kann dazu nicht gesagt werden, denn das wirkliche, unmittelbare Verständnis kommt erst dann, wenn das wirklich erkannt wird und eine Disidentifikation mit dem dichteren Körper-bewussst-Sein stattfindet. Dann braucht es keinerlei Worte mehr, denn dann ist unmittelbares (nichtduales) Verständnis da – so wie wenn man unmittelbar weiß, dass Wasser nass ist, wenn man mit der Hand hinein fasst.