Selbsterkenntnis und Politik

Ich habe gerade einen Beitrag über Selbsterkenntnis gelesen, im Zusammenhang mit Aussagen über die aktuellen politischen Verhältnisse. Dazu kam folgendes hoch:

Das dynamische Erleben gleicht hier einer nicht endenden Serie von momenthaft-punktuell aufblitzenden, Selbst-Gewahrungen. Das vorherrschende Gefühls-Gemisch ist Frieden, Stille, Leerheit, subtile Freude. Wenn etwas ins Blickfeld gerät, ist da entweder eine innere Reaktion oder nicht, das steuert sich selbst. Wenn zum Beispiel jemand etwas fragt, dann ist die Antwort sofort da und nach Beantwortung verschwindet sie zusammen mit der Frage im Nichts.

Wenn eine Reaktion auf ein Ereignis erfolgt, dann kann sie sich in unterschiedlicher Weise artikulieren – zum Beispiel als körperliche Bewegung, als Laut- oder Schrift-Äußerung. Das beinhaltet dann oft auch emotionale Anteile – die aber nicht dauerhaft sind. Das gleicht eher einem „Aufquellen“ oder auch einer „Eruption“ – je nach Intensität.

Die aktuelle politische Situation führt daher nicht zu einem dauerhaften Schlechtgefühl. Das bedeutet nicht, dass hier immer Friede, Freude, Eierkuchen ist. Aber die Reaktionen sind nicht dauerhaft, sondern momenthaft. Ähnlich dem Aufblitzen der vielen selbstbewussten Gewahrungspunkte: hier, dort, da, weg, hell, dunkel …

Das Gegenteil davon ist der innere Dialog, das Anhaften an Gedanken und die endlose gedankliche und emotionale Reaktion auf Gedanken, Gedanken-Fragmente und Emotionen. Das führt direkt zu nie endendem Leiden.

Gedanken sind per se nichts Schlechtes, sie sind einfach momenthaft aufblitzende bewusste Bewegungen oder Fluktuationen. Leidhaft ist nur das Anhaften daran und die endlose gedanklich-emotionale Reaktion darauf. Diese Leidens-Schleife beginnt im Kindesalter und endet bei den meisten Menschen erst mit dem Tod.

Das hat noch nicht einmal etwas mit dem „Ego“ zu tun, das so oft dafür bemüht wird. „Das Ego“ ist eine punktuell-individuelle dynamische „Funktion“ der Ganzheit, die damit kommunikative Erfordernisse erfüllt. Das funktioniert ähnlich, wie die oben beschriebene „Frage-Antwort-Aktion„.

Auch beim „Ego“ ist nur das Anhaften problematisch – also der zwanghafte Glaube ein x zu sein, der die Eigenschaften y hat und sich z verhält. Das sind verfestigte Gedanken, gedankliche Glaubenssätze, an die angehaftet wird. Anhaftung erzeugt Leiden.

Loslassen von Anhaftung führt zum Sehen, dass da kein x ist, der y sieht – sondern eine dynamische „Ganzheit“ oder „Punktewolke“ aus x, y, z…, die sich selbst gewahren, dynamisch immer wieder neu anordnen und interagieren. Es muss nichts dafür getan werden, dass sich dieses natürliche Sehen einstellt – das ist immer da – aber es wird überlagert durch den Glauben, dass es anders ist.