Strahlendes Bewusstsein

Heute Morgen wachte ich sehr früh auf, etwa um 2 Uhr und bemerkte sofort, dass das Bewusstsein sich massiv verändert hatte. Vorher war es zwar bereits fähig gewesen, die Barriere des Kopfes zu überwinden und nach außen zu gehen – aber es war immer noch ein beengtes Gefühl dabei, wie in einem engen Behältnis eingesperrt zu sein.

Seit heute Morgen ist das völlig anders – es ist das eindeutige Gefühl da, eine Sonne zu sein, die aus einem oder mehreren „Mittelpunkten“ heraus in die Unendlichkeit strahlt. Einen im oberen Kopfbereich, einen im Nacken, einen an der Stirn und einen im Brustbereich.

Es gibt keinerlei Barriere mehr, so als ob der Körper gar nicht mehr existiert oder als ob sich das Bewusstsein auf  eine Ebene über den Körper oder um den Körper herum erhoben hat. Das Ganze ist mit starken Wohlgefühlen verbunden.

In der Nacht war es nicht mehr möglich gewesen, auf den Körper einzuwirken, etwa mit der Daumen-Zeigefinger-Mudra, mit der ich immer den Energiezugang nach unten geöffnet hatte, um das Körperenergiefeld zu weiten und zu homogenisieren. Nach dem Aufstehen funktionierte das wieder – aber das Körpergefühl ist nicht mehr so intensiv, wie sonst – als ob sich etwas „dazwischen“ geschoben hat. Es scheint so, als ob das Gefühl des radialen Ausstrahlens alles andere „übertönt„.

Wenn ich nach außen schaue, erscheint es, als ob das Ausstrahlen von den angeschauten Objekten reflektiert wird. Vielleicht ist es aber auch so, dass es auch „von dort“ ausstrahlt und „hier“ nur gewahrt wird. Das muss ich noch genauer untersuchen.

Es scheint so zu sein, dass das, bis vor vier Jahren noch vorhandene Zwangsdenken, Unmengen an Energie gebunden hat, die durch das damalige, spontane Wegfallen frei geworden sind und jetzt langsam aber sicher das Bewusstsein und den Körper umbauen. Anders kann ich mir das nicht erklären, denn es werden keinerlei Übungen ausgeführt – nur still beobachtet, was sich da jeweils tut. Still im ewigen, zeitlosen Moment verharren, gewahren und absolut nichts denken. STILL-halten – und der Rest läuft von alleine ab.

Aus dieser Perspektive ist es nun noch klarer, was ICH wirklich bin. Zwar wurde das auch vorher gesehen – aber immer etwas verschwommen. Wenn das Bewusstsein aber so enorm strahlt und damit auch jegliches Gefühl von menschlicher Eigenexistenz eliminiert, dann gibt es nicht nur keinen Zweifel mehr, dann ist es in jedem Augenblick vollkommen offenbar, ohne hinzusehen.

Das, was als „das eigene Leben“ bezeichnet wird, ist eher so etwas, wie ein Traum, ähnlich wie ein Schlaftraum. Nur, dass die meisten den Schlaftraum für irreal halten, „ihr eigenes Leben“ (Wachtraum) aber für real. Damit ist der Schlaftraum realer als der Wachtraum. Der Schlaftraum ist ein deutlich sichtbarer Hinweis darauf, was „das eigene Leben“ wirklich ist.

Das Problem dabei ist, dass der Wachtraum so unglaublich real erscheint – das ist der Schlaftraum aber auch, wenn man ihn bewusst erlebt. Irreal wird es nur, wenn man sich klar macht, dass es unmöglich ist, durch Wände zu gehen oder zu fliegen. Und so wird auch der Wachtraum irreal, wenn man klar fühlt, was man wirklich ist – dass es unmöglich ist, Materie zu sein, wenn man gleichzeitig klar fühlt, strahlendes Bewusstsein zu sein.

As the darkness, even were it to last a thousand years, could not conceal the rising sun, so countless ages of conflict and suffering cannot conceal the innate radiance of mindTilopa, 10th century, Song to Naropa

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The mind is something, that is more radiant than anything else can be
, but because counterfeits – passing defilements – come and obscure it, it loses its radiance, like the sun when obscured by clouds. Don’t go thinking that the sun goes after the clouds. Instead, the clouds come drifting along and obscure the sun. So meditators, when they know in this manner, should do away with these counterfeits by analyzing them shrewdly…

When they develop the mind to the stage of the primal mind, this will mean that all counterfeits are destroyed, or rather, counterfeit things won’t be able to reach into the primal mind, because the bridge making the connection will have been destroyed. Even though the mind may then still have to come into contact with the preoccupations of the world, its contact will be like that of a bead of water rolling over a lotus leaf.  [Quelle]

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The Daoist system matches this in that with the attainment of the “stability of cosmic peace”, the adept has left all worldly involvements and deliberations behind and, as the Zuowang lun says, has reached “the first foothold of Dao.” The state of mind he finds himself in is characterized by a twofold structure, perfect serenity on the inside and a “heavenly light” radiating on the outside. This pair is also described as tranquility and wisdom in accordance with Zhuangzi terminology or as concentration and insight. [Quelle]

Hier wird immer von Meditation ausgegangen – aber ich meditiere nicht – ich bin einfach nur natürlich still.