Was ist Gesellschaft?

Eine Gruppe von Menschen, die nicht alleine stehen können, bilden automatisch den Kern einer Gesellschaft. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Verein oder um eine Gruppe von Gleichgesinnten handelt, die der Massengesellschaft opponierend gegenüberstehen. Gruppen sind immer Gemeinschaften und Gemeinschaften leben davon, dass sich jeder Einzelmensch weitestgehend „gemein“ macht. Das erkennt man sofort, wenn man die Regularien und Statuten solcher Gemeinschaften betrachtet. Sie können nur funktionieren, wenn die Wünsche und Bestrebungen jedes Einzelwesens hinter den Gruppeninteressen zurück stehen.

Einzelwesen, die nicht gewillt sind, diese Regularien zu erfüllen, müssen diese Gruppierungen verlassen. In Staats-Gesellschaften ist das nicht so einfach, denn da wird jedem Einzelwesen die Pistole auf die Brust gesetzt und gedroht: „Wenn Du nicht tust, was wir von Dir wollen, wenn Du uns kein Schutzgeld bezahlst (Steuern), wenn Du unsere Gesetze nicht beachtest – dann wirst Du bestraft, bis hin zur Todesstrafe.

Gesellschaft ist jede Gruppe von Menschen, die mehr als ein Individuum umfasst. Selbst eine Gruppe von „Freunden“ ist eine Gesellschaft, für die Regeln aufgestellt werden müssen und natürlich jede Familie oder Sippe. Da gibt es Regeln, wie man sich zu kleiden hat, wie man miteinander umzugehen hat, wie man schreibt, wie man spricht, wie man isst, dass man in Gesellschaft mit anderen nicht einfach furzen oder rülpsen darf und was weiß ich noch. Vieles davon sind „ungeschriebene Gesetze“ des „Anstandes“ und der „allgemeinen Moral„, ohne die eine Gesellschaft nicht auskommen kann.

Einer für sich kann tun und lassen, was er will – solange er die Gesetze des Staates befolgt, in dem er wohnt. Das ändert sich schlagartig, wenn er heiratet und noch mehr, wenn Kinder geboren werden. Die Kinder werden dann „natürlich“ genau so erzogen, wie die Eltern es wurden und die „Gesetze“ und „Moralien“ der Gesellschaft werden ihnen zwangsweise aufgedrückt. Das ist der Weg, wie sich das Denksystem „Gesellschaft“ auf Dauer erhält.

Jede Gruppe, die mehr als ein Mitglied hat, wird automatisch Regeln aufstellen und sie durchsetzen. Und jedes Mitglied wird versuchen, diese Regeln einzuhalten, denn wenn es das nicht tut, wird es von den anderen nicht mehr beachtet. Das ist die schlimmste Strafe für Menschen, die den Rückhalt einer Gesellschaft brauchen – und die höchste Freude für diejenigen, die das nicht mehr brauchen. Man darf ja nicht vergessen, dass es im Mittelalter den Tod bedeuten konnte, nicht in die Kirche zu gehen und es gibt auch heute noch religiöse Gruppierungen, die Mitglieder töten, wenn diese die religiösen Gesetze der Gruppe nicht beachten. Daher ist es eine echte Freude, wenn die Gruppe „Außenseiter“ nur mit Missachtung straft.

Eine Gruppe ist weitaus leistungsfähiger, als ein Einzelwesen – mit dem Nachteil, dass die sie bildenden Einzelwesen in der Gruppe aufgehen und ein Gemeinschaftswesen (Gemeinwesen) bilden (zB Ameisenhaufen). Mit anderen Worten: wer von den Vorteilen der allgemeinen Technik und auch der Medizin-Technik profitiert, der darf sich über die Gesellschaft niemals aufregen, denn ohne diese wäre weder ein Fensterglas in seinem Fenster, noch eine Tür in der Mauer, er hätte keine automatisierte Heizung und es würde kein Computer auf dem Tisch stehen, den es natürlich auch nicht gäbe.

Zumindest am Abend würde er das nicht mehr bemerken, denn es wäre unmöglich, in dem dunklen Loch, das er seine Wohnung nennt, etwas zu erkennen, denn natürlich gäbe es auch keinen elektrischen Strom. Ohne Gesellschaft gäbe es keinen technischen Fortschritt und jeder männliche Erwachsene würde noch mit dem Speer auf die Jagd gehen, um seiner Sexualpartnerin die benötigten Nahrungsmittel zur Aufzucht der gemeinsamen Kinder zu beschaffen. Und wenn es kein jagdbares Wild mehr gäbe, müssten sie woanders hingehen oder verhungern.

Letztlich ist es genau das, wozu der Mensch geschaffen ist: um sich fortzupflanzen – ganz genauso, wie jedes andere Tier.

Aber das alles ist nicht wirklich ein Problem, denn alles ist enthalten im Prinzip der Existenz – im Einheitskontinuum der Quelle. Die Menschheit ist ein einziges Wesen, bestehend aus etwa 8 Milliarden Zellen. So, wie die Erde nur eine Zelle des Wesens namens „Sonnensystem“ ist und dieses wiederum nur eine Zelle des Wesens „Milchstraße“ – das nur eine Zelle der Gruppenwesens „Universum“ ist und auch dieses ist Teil eines noch größeren Ganzen. Egal wie weit man das treibt – man stellt am Ende fest, dass alles Teil eines jeweils größeren Ganzen ist und dass ohne Ausnahme alles IM Prinzip der Existenz existiert (Stille,Quelle,Gott)

Es versteht sich von selbst, dass „Ausreißer„, die nicht mehr bereit sind, dem „Massenwesen“ zu dienen, immer in der Minderheit sein müssen – ansonsten würde es zerfallen. Alleine schon deshalb ist es völlig unsinnig, am Anderssein der Menschen zu verzweifeln oder in Wut zu geraten. Regt sich vielleicht die Sonne darüber auf, dass im Mittelpunkt unserer Galaxie ein schwarzes Loch ist? Nein, denn ansonsten gäbe es die Galaxie und auch die Sonne nicht! Man stelle sich nur einmal vor, das „Einzelwesen Mars“ hätte keinen Bock mehr, mit den anderen „Sklaven“ in der gleichen Richtung um die Sonne zu kreisen. Er würde gerne anders herum kreisen oder gar querbeet durch das System. Bereits in der ersten Sekunde würde keine Porzellantasse mehr heil in irgendeinem Schrank stehen!

Das Wesen „Menschheit“ ist auch deshalb, wie es ist, weil es in einem einzigen Kontinuum ist, das diese Art von Gemeinschaft offenbar automatisch unterstützt. Wir sind so etwas, wie „Gedanken Gottes“ oder „Gedanken der Quelle„, und wenn man es so betrachtet, ist es völlig klar, dass es weder einen freien Willen, noch ein unlimitiertes „Ausreißen“ geben kann. Die „Ausreißer“ oder „Außenseiter“ sind immer diejenigen, die sich nicht in diese Gemeinschaft einfügen können, weil sie erkennen, was sie ist. Das hängt aber eindeutig mit ihrem Selbst-Empfinden zusammen, das sie erst in die Lage versetzt, sich anders zu empfinden, als andere.

Was, wäre, wenn das weg fällt, wie das zum Beispiel bei Bernadette Roberts geschah und bei Suzanne Segal und möglicherweise auch bei vielen anderen Menschen, die man nur nicht kennt? Dann wäre da kein „Außenseiter“ mehr, sondern nur noch ein Körper, zwei Hände, zwei Füße und die Aktivität, die davon ausgeht. Nur der Kopf fehlt, der ist irgendwo unterwegs verloren gegangen…

Speziell beim Entstehen dieses Textes wurde bemerkt, wie das Verständnis für diesen Komplex während des Auftauchens der Worte, enorm gewachsen ist. Es ist ja nicht so, dass ich die Worte „mache“ – es ist eindeutig zu sehen, dass sie in mir auftauchen. Es wird also nicht geschrieben, was ich schon weiß, sondern was ich vorher noch nicht wusste. Und damit das nicht schadet, wird es unmittelbar danach wieder vergessen. Der Speicher ist immer leer.

Der Schreiber ist nur ein Kanal der Lebenskraft, mehr nicht – weder besonders klug, noch besonders dumm oder besonders renitent – also offenbar ein brauchbares Werkzeug. Dazu wird man, wenn man merkt, dass es sehr weh tut, kein brauchbares Werkzeug zu sein.