Gott ist Ich

Dieser Beitrag hat die ganze Zeit in mir gearbeitet und beim Spaziergang mit dem Hund, kam hoch: Gott ist Ich.

Der Begriff „Gott“ ist hierbei synonym mit den Begriffen: Bewusstsein, Stille, Sein, Quelle, Ozean, Unbewegtheit… Es wurde aber ganz bewusst der Begriff Gott benutzt, gerade weil der Satz damit stärker wirkt.

Hingegen ist folgendes vollkommen falsch und grotesk verzerrt: Ich bin Gott; Ich bin identisch mit Gott;

Warum ist das Erste richtig und die letzteren falsch? Weil das Göttliche alle Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine und Himmelskörper und auch mich hervorbringt. Würde man sagen: „Ich bin Gott“ oder „ich bin die Stille“ – hieße das, dass ich mich selbst hervorbringe und das ist falsch, denn „Ich“ und „Körper“ ist Bewegung, das Hervorbringende ist Stille.

Bewegung kann niemals Stille gebären – nur umgekehrt. Noch deutlicher wird es, wenn man den Ozean und die Welle als Vergleich benutzt: Ein Ozean kann Wellen hervorbringen – aber eine Welle kann keinen Ozean hervorbringen – da der Ozean sehr viel größer ist, als jede Welle, die zudem immer nur an der Oberfläche ist.

Meister Eckehart sagt es so:
Das Auge, mit dem mich Gott sieht, ist das Auge, mit dem ich ihn sehe; mein Auge und sein Auge ist eins. Gott und ich, wir sind eins. Durch das Erkennen nehme ich Gott in mich hinein, durch die Liebe hingegen, gehe ich in Gott ein. Wenn aber die Seele erkennt, daß sie Gott erkennt, so gewinnt sie zugleich Erkenntnis von Gott und von sich selbst.“
Damit sagt er eindeutig aus, dass Gott und Eckehart zwei sind – und Eckehart geht aus Gott hervor. „Zwei“ meint jedoch nicht zwei unterschiedliche, getrennte Entitäten, sondern Vielheit in Einheit.

Von mir aus betrachtet gilt: Zwischen Gott und mir ist Dualität, die durch Verschmelzung minimiert werden kann.
Von Gott aus betrachtet gibt es keine Dualität, nur einen Punkt der Stille, aus dem Bewegung entspringt – oder einen stillen Ozean auf dem Wellen entstehen und vergehen.

Und damit gilt auch: Gott lebt sich selbst durch mich – aus dieser Perspektive – und nur aus dieser – ist das Ich und der Körper göttlich. Das bedeutet, dass alles, was mir passiert in Wirklichkeit Gott passiert und alles, was „ich“ tue, in Wirklichkeit Gott tut. Aus dieser Perspektive gibt es „mich“ gar nicht, nur Gott, der sich als „ich“ erlebt. Wenn man die Seele noch berücksichtigt, dann ergibt sich im Prinzip das gleiche Bild – da diese auch durch Gott hervorgebracht wird: Gott ↔ Seele ↔ Ich/Körper.

Wenn man das so betrachtet, dann schreibt hier Gott durch diesen Körper für sich und für andere Körper, die auch er ist. Gott schenkt sich selbst an sich selbst über den Umweg scheinbar äußerer Gestalten. Wenn man sich jetzt fragt, warum dann die Welt nur ein Haufen Scheiße ist – dann muss man sagen, dass das so sein soll – möglicherweise, um den „veräußerlichten Gottes-Anteilen“ die Heimkehr in die Einheit der Stille zu ermöglichen, indem ihnen der „Außen-Aufenthalt“ so schlimm wie möglich gemacht wird.

Wie kann man das sehen? Indem man sich einfach an die zentrale Stelle Gottes setzt und von da aus schaut. Sehr einfach und sehr effektiv. Dieses Sehen stellt buchstäblich alles bisher angenommene auf den Kopf.