Perfekte Werkzeuge

Manchmal muss das eben sein – manchmal braucht man ein perfektes Werkzeug und dann schafft man sich eines. „Man“ ist in diesem Fall die Existenz an sich und der Vorgang, wie dies einem Menschen geschah, der anschließend kein Mensch mehr war, sondern nur noch verkörpertes Sein, diesen Vorgang kann man hier in sechs Teilen nachlesen: Teil 1,  Teil 2,  Teil 3,  Teil 4,  Teil 5, Teil 6. Atemberaubend.

Hier noch einige schöne Beschreibungen über Stille: Was ist diese Stille?,  Wie ist es, in der Stille zu sein?,  Wie kann ich die Stille entdecken?,  Muss ich das Ego loswerden, um die Stille zu finden?,  Warum entgleitet mir die Stille immer wieder?

Ich will nichts zu den oben verlinkten Texten sagen, das wäre völlig unangemessen, denn sie stehen für sich selbst und leuchten aus sich selbst. Nur soviel: Das, was da geschrieben hat, braucht sich vor niemandem zu verstecken, ich wäre nicht in der Lage, das so klar zu erklären – schon alleine deshalb, weil ich nicht die absolute Wahrnehmung besitze. Vor dieser Leistung kann ich mich nur verbeugen.

Angesichts dieser Beschreibungen möchte ich davor warnen, in Aktionismus zu verfallen, weil „man“ das auch haben möchte. Das ist völlig unlogisch, denn da ist dann niemand mehr, der das erlebt – nur das Leben selbst. Egon, der das vielleicht will – der ist dann nicht mehr da, um die Früchte dieses Wollens zu genießen. Das kann man sich vorstellen, wie einen Menschen, der unbedingt einen Ferrari haben will – plötzlich gewinnt er einen und als der bei ihm zuhause ankommt, stirbt er vor Aufregung. Im oben verlinkten Fall lebt zwar der Körper weiter – aber die Empfindung eine bestimmte Person zu sein, „Egon“ zu sein, ist weg – also ist „Egon“ tot.

Es hat schon seinen Sinn, dass jeder von uns auf die Art da ist, wie er das erlebt. Natürlich kann man nichts gegen einen etwaigen inneren Druck ausrichten – aber den meine ich nicht, sondern den Überdruck im Hirn, der „Denken“ genannt wird. Und wenn dieses Denken meint, unbedingt etwas haben zu wollen oder anders haben zu wollen – dann sollte man das anschauen und fallen lassen – wenn man das kann. Man kommt weder mit Denken, noch mit Handeln dahin, wo man schon ist – man entfernt sich statt dessen umso mehr davon. Wenn ich schon am Zielort bin und bewege die Beine immer weiter – dann laufe ich vom Ziel davon.

Aus den obigen Beschreibungen kann man eindeutig herausziehen – es brüllt einem direkt entgegen – dass das Leben selbst sich diese perfekten Werkzeuge schafft. Es schafft sich auch unperfekte Werkzeuge, wie zum Beispiel mich – und das muss auch so hingenommen werden. Meine Existenz (nicht nur die des Körpers) hat genau diese Ursache: Sie ist noch nicht an ihr Ende gelangt, weil sie noch nicht soweit ist, JETZT vom Leben perfektioniert zu werden.

Da ist noch etwas, da wird noch etwas gewollt, da will noch gelebt werden – und solange das so ist, erfolgt auch Leben. Man kann das, was noch gelebt werden will, auch nicht eliminieren, denn das gehört zur Seele und wird nur im Menschen ausgedrückt. Erst dann, wenn die körperliche Existenz der Seele dermaßen zum Hals heraus hängt, dass sie das einfach nicht mehr will – erst dann kann die Auflösung der Persönlichkeit erfolgen – und erst dann repräsentiert das Bild dieses Körpers perfektes, verkörpertes Sein.

Es gibt da, soviel ich weiß, auch noch verschiedene Stufen. Man kann zum Beispiel die absolute Wahrnehmung auch als Individuum haben, das weiß ich von einem Bekannten, bei dem das so ist. Aber im oben verlinkten Fall scheint das sehr weit gegangen zu sein, bis in die vollständige Auflösung hinein – so dass wirklich alles Individuelle restlos verschwunden ist.

Es erscheint einem, als wäre ein solcher Körper so etwas, wie ein Zombie, ein Untoter. Tatsächlich ist es so, dass wir die Untoten sind, denn wir empfinden uns (mehr oder weniger) als vom Leben getrennt. Wer körperlich lebt ist eigentlich tot und wer körperlich stirbt, wird wieder lebendig – außer er ist so verwirrt, dass er umgehend zurückkehren will. Vielleicht sollte man daher noch in diesem körperlichen Leben lernen, sehr bewusst zu sein, um sich im Sterben an seinem Bewusstsein (an sich selbst) festhalten zu können. Denn, wer es im Leben nicht spüren kann, der kann das natürlich erst recht nicht im Sterbeprozess.

Das, was Anadi macht, versucht den Übergangsprozess nachzubilden – allerdings unter Beibehaltung der Individualität – und natürlich ist auch er nur ein vom Leben Getriebener und tut, was er tun muss. Das ist bei allen Menschen so und niemand sollte sich einbilden, dass er, weil er vielleicht „besonders klug“ ist, dem Leben davonlaufen kann. Wer so denkt, outet sich als Ignorant, denn jede Zelle, jedes Atom IST das Leben, die Stille, das Sein, das Bewusst-Sein.

Es kostet das Leben nicht die geringste Mühe, den Gedanken des Herzschlages eines Menschen fallen zu lassen und anschließend zerfällt er in seine Bestandteile. Sterben tut dabei nur die besondere Komposition der Bestandteile, die das Bild dieses Menschen im Bewusstsein eines Beobachters darstellt. Das Bild dieses Menschen taucht nicht mehr im Bewusstsein eines Beobachter auf – stattdessen das Bild einer Leiche, eines Sarges oder einer Urne.

Alles nur Bilder, Reflektionen, Träume…