Das Denken steuern

Behauptung: „Wer auch nur ein bißchen eigene Erfahrung mit Selbsterkenntnis hat, weiß ohnehin, daß Gedanken nicht steuerbar sind.

Die Antwort vom Meister himself (klick): Ramana Maharshi, Seine Lehren, Eine Einführung, Seite 38:


Im folgenden Abschnitt äußerte sich eine Engländerin über dieses gedankenfreie Bewusstsein und Bhagavan hieß es gut.

F: Die Gedanken hören plötzlich auf und ein ICH-ICH erwacht ebenso plötzlich und bleibt bestehen. Es ist nur eine Empfindung, kein Gedanke, kann das richtig sein?

B: Ja, das ist ganz richtig. Die Gedanken müssen aufhören und der Verstand muss verschwinden, damit das ICH-ICH sich erheben und empfunden werden kann. Das Fühlen ist die Hauptsache, nicht das Verstehen.

F: Wenn ich mich nach außen wende, verschwindet es. Was soll ich tun?

B: Halte daran fest.

Das bedeutet nicht, dass das Denken des Ich-Bewusstseins in diesem Zustand nicht möglich ist, wie man am Beispiel von Bhagavan sehen kann, der immer in diesem Zustand war. Für den Unwissenden ist das Denken wie eine dichte Wolke über ihm, die ihn vom Licht der Sonne abschirmt. Wenn die Wolkendecke aufreißt und das Licht durchscheint, kann er vom Denken Gebrauch machen, ohne von ihm gefangen zu werden. […]


Genau so, wie bei Ramana ist es auch bei mir: Ich kann vom Denken Gebrauch machen, was bedeutet: links, rechts, rauf, runter, vor, zurück, anhalten, starten, stoppen, Inhalt ändern, Inhalt umkehren – alles ganz nach Belieben. Ich benutze den Verstand buchstäblich wie einen Text-Editor!

Das ist so, weil ich nicht mehr im Denken bin, sondern jenseits und daher nicht mehr von ihm beherrscht werden kann. Das bedeutet aber nicht, spontan erscheinende Gedanken aus dem Unbewussten abzuwürgen. Das kann ich machen, tue es aber meistens nicht, denn über diesen Kanal kommen manchmal auch Erkenntnisse.

Erwachen bedeutet, aus dem Ich-Bewusstsein auszusteigen und sich in einem höheren Bewusstsein zu verankern, aus dem heraus dann das Denken des Ich-Bewusstseins benutzt werden kann. Das kann logischerweise jemand, der noch da drin hängt und es schon oft probiert hat und dem es nie gelungen ist, nicht glauben. Das ändert aber nichts am Wahrheitsgehalt!

Ich mache selten von Zitaten Gebrauch, weil ich aus mir selbst weiß – aber wenn man etwas zwanzigmal oder öfter gesagt hat und es wird immer noch abgelehnt, dann muss man „eine anerkannte Autorität“ zitieren, um gehört zu werden. Wenn man etwas über die (angebliche) Nicht-Steuerbarkeit des Denkens sagen möchte, kann man das auch so formulieren: „Ich kann mein Denken nicht steuern und gehe daher davon aus, dass das nicht möglich ist„. Damit herrscht Klarheit.

Wenn man es aber so sagt, wie im ersten Satz ganz oben, dann sieht es für Unerfahrene so aus, als ob das überhaupt nicht möglich ist – und das ist vollkommen falsch! Richtig ist: Diese Fähigkeit scheint eher selten zu sein – aber es ist möglich und zwar nachweisbar – denn ich gehe davon aus, dass eine Aussage von Ramana Maharshi als Nachweis ausreicht – wenn man dem „No-Name“ hier schon nicht glauben kann. Hier noch zwei ähnliche Aussagen aus Gespräche mit RM: eins, zwei.

Eine ganz andere Sache ist es, zu sprechen: Ich denke nie beim Sprechen – das geht gar nicht, denn ich kann entweder nur sprechen oder denken. Das bedeutet, ich kann mein Sprechen nicht steuern. Sprechen ist bei mir spontan, also genau so, wie es sein sollte. Das ist übrigens schon sehr lange so, ich kann mich gar nicht erinnern, dass es jemals anders war. Das Problem dabei sind nur meine andauernden Wiederholungen – weil ich mir nicht merken kann, was ich schon gesagt habe und was nicht.