Das sich selbst liebende SEIN

Seit Monaten empfinde ich ein warmes, strömendes, liebevolles Gefühl im gesamten Kopfraum und etwas schwächer auch im Körper. Dabei habe ich nicht das Gefühl, von dieser Empfindung getrennt zu sein, sondern sie geht einher, mit meinem Da-Sein, meinem So-Sein und ist ein Aspekt davon. Wenn ich die Bewusstseins-Zentren verkörpere verstärkt sich das dort und wenn ich mich hingebe, wird es noch einmal verstärkt. Die beiden Verstärkungen meine ich hier nicht, sondern das reine Grundgefühl – es ist das SEIN, was ich fühle, das sich selbst liebende SEIN.

Es ist nicht ekstatisch oder überschwänglich, sondern eher ein feines, reines Gefühl. Anadi nennt das „Subjektivität“ – aber es ist so, dass ich dieses Gefühl auch dann empfinde, wenn ich nach „außen“ schaue – es scheint überall zu sein. Wenn ich aus diesem Gefühl heraus schaue, dann gibt es nichts Schlechtes – das wird erst dann sichtbar, wenn ich aus dieser, sich selbst liebenden Seins-Ebene, herausfalle. Andererseits fühle ich eindeutig, dass ICH das bin, was sich selbst fühlt, nicht im Sinne einer Ego-Person, sondern im Sinne eines individuellen, persönlichen Seins – das kann man sehr wohl „Subjektivität“ nennen – Subjektivität des SEINS.

Jetzt kenne ich beide Wahrnehmungen, die Leere, aus der heraus ich meine eigene Existenz zwar fühlte aber nicht wusste, wer da ist – und die Fülle des in der Leere vorhandenen, individuellen SEINS, mit all seinen Aspekten. Es ist durchaus nicht so, dass ich etwas hinzu bekommen hätte – ich habe das nur nicht gefühlt, unter anderem, weil ich nicht wusste, wie und wo ich fühlen muss und wie sich das zu Fühlende anfühlt.

Es scheint wirklich so zu sein, dass man sich mittels der Konzepte eines spirituellen Weges eine Art „Karte“ erstellt, an der man sich orientieren kann. Das könnte aber dazu führen, dass man Wahrnehmungen und Gefühle, die nicht in dieser Karte enthalten sind, übersieht, weil man nicht auf sie achtet. Es ist gut, eine Karte zu haben – aber man darf sich nicht sklavisch an ihr festhalten, denn wie man bei Anadi sieht, ist das keineswegs eine fertige Lehre, sondern ein lebendiges Gespinst, das sich potentiell in jede Richtung entwickeln kann.

Ich habe mich zum Beispiel nie an die Ansage gehalten, nicht nach oben aus dem Kopf hinaus zu fühlen oder zu gehen. Und oft, wenn ich das tue, nehme ich dort ein helles Licht wahr – eine Art „Lichtfäden“ – und mein Gefühl sagt mir, dass das keinesfalls etwas Negatives ist, sondern dass es zu mir gehört.

Was ich damit sagen will, ist, dass jeder Sucher seinen WEG eigenverantwortlich gehen und seine eigenen Erfahrungen machen muss. Wahrscheinlich dauert das länger – aber dafür entspricht das Ergebnis eher dem, was ich bin – als wenn man sich eng an einem anderen orientiert. Das führt möglicherweise eher zu einer Kopie des Lehrers, als zu einer, meinem SEIN entsprechenden, einzig-artigen Existenz.