Die Innere Entwicklung endet nie

Mein inneres Gefühl der Subjektivität des Bewusstseins ist seit längerem sehr gut. Das verführt mich dazu, manchmal einfach nur da zu sein, ohne die Bewusstseinszentren zu verkörpern oder gar bewusst als ICH wahrzunehmen. Das führt wahnehmbar zu Rückentwicklung. Es ist offenbar so, dass das, was man sich innen erarbeitet hat, nicht dauerhaft erhalten werden kann, ohne es andauernd bewusst mit seiner Aufmerksamkeitsenergie zu nähren. Wenn man das bedenkt, wird klar, dass es kein Ende der inneren Entwicklung geben kann. Vielleicht auf höheren Ebenen der Existenz aber nicht hier.

Wenn ich mir andere Menschen anschaue und das, was sie tun, dann sehe ich, dass sie sich überhaupt nicht um ihr Inneres kümmern. Sie kümmern sich nur um das, was um sie herum vorgeht. Wie kann so ein Mensch sich innen entwickeln? Starke Konzentration auf das Außen, bedeutet immer, geringe oder gar keine Konzentration nach innen. Daher muss man, wenn man sich innen entwickeln will, die Kontentration auf das Außen reduzieren und sich zunehmend mehr auf sich selbst konzentrieren. Klar ist dann natürlich, dass man zunehmend innen lebt und dass damit das Außen immer unwichtiger wird.

Glücklicherweise ist es bei mir so, dass ich praktisch nicht in den Verstand abdriften kann, weil der Verstand total in mir integriert ist. Er hat keine Möglichkeit mehr, sich zu verselbstständigen und mich für Stunden oder gar Tage in seinen Bann zu schlagen. Früher war das andauernd so – das hat sich im November 2014 mit einem Schlag geändert. Seitdem ist alles anders – alles, was das Bewusstsein, die Subjektivität und überhaupt das Innere betrifft.

Ich merke ganz genau, dass es einen Interessenskonflikt gibt, zwischen innen und außen – das äußert sich als eine feine Spannung – und als eine Art schlechtes Gewissen. Wenn ich mich mehr mit Äußerem beschäftige, als mit meinem Inneren. Ich kann mittlerweile sehr gut verstehen, warum in der Vergangenheit Menschen, die sich innen entwickeln wollten, in die Einsamkeit zurückgezogen haben. Das muss ich nicht, denn das Außen kann mich nur dann in seinen Bann ziehen, wenn ich das zulasse.

Einerseits kann ich die Außenwahrnehmung nicht bewusst beeinflussen oder ausfiltern – ich sehe, höre, rieche und fühle immer alles gleichzeitig. Andererseits stört mich das nicht, denn ich muss die Wahrnehmungen nicht beachten – ich kann sie beachten aber ich muss das nicht. Das ist nur dann unschön, wenn ich Informationen verarbeiten will oder muss – zum Beispiel lesen, ein Audio hören oder am Computer arbeiten. Wenn dabei störende, aufdringliche Geräusche auftreten, muss ich sie mittels eines Geräuschdämpfers abwehren. Ansonsten kommt es vor, dass, wenn ich lese und gleichzeitig im Hintergrund jemand spricht, ich an einem Satz hängenbleibe und den immer wieder lesen muss, ohne zu begreifen, was ich da lese. Das war früher schon so – aber bei weitem nicht so extrem.

Es ist irgendwie so, dass sich das äußere Sprechen und das innere Lesen/Sprechen mischen und ich die beiden nicht getrennt bekomme. Daher ist es bei uns zuhause normalerweise immer still. Ich kann Musik hören – aber dann muss ich mich voll darauf konzentrieren, um sie genießen zu können. Musik, die im Hintergrund läuft, ist für mich eine Störquelle, haher höre ich praktisch nie Radio, auch nicht im Auto. Außerdem kommt da in praktisch jedem Satz irgend etwas politisch korrektes (PC), so dass mir mehr oder weniger immerzu schlecht wird. Mir wird von diesem idiotischen Gequatsche tatsächlich schlecht und ich fühle mich gezwungen, das abzuschalten. Das betrifft auch Audios und Videos aus dem Internet – selbst dann, wenn dort keine PC mitschwingt – da ist es dann das politische Geschwafel oder einfach die Unbewusstheit oder Dummheit, die ich spüre.

Das heißt, dass ich mich eigentlich gar nicht entscheiden muss, mich immer mehr innen aufzuhalten, denn das Äußere wird mir zunehmend verleidet, je mehr ich wahrnehmen kann. Je feiner meine Wahrnehmung wird, umso weniger kann ich Dummheit, Unbewusstheit, PC oder politisches Gequatsche oder anderen Unsinn ertragen und schalte die Störquelle einfach ab oder verlasse den Ort der Störquelle. Es wird zunehmend so, wie ich es hier beschrieben habe, dass die Welt lediglich der Ort ist, an dem Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung statt findet oder statt finden sollte. Das ist keineswegs ewas Ausgedachtes – ich empfinde das eindeutig so.

Mittlerweile verstehe ich auch, warum andere sich mit ihrer Aufmerksamkeit nicht innen aufhalten, sondern im Außen. Das liegt einfach daran, dass sie diesen inneren Sinn nicht haben oder nicht genährt haben. Wer den inneren Sinn, die eigene innere Individualität und Subjektivität nicht nährt, der verliert ihn irgendwann wieder, wenn er ihn hatte oder er bekommt ihn erst gar nicht. Dass man sich meistens im Inneren aufhält, muss von einem selbst kommen, das kann einem keiner von außen einbläuen – man muss einfach wissen, was einem wichtig ist: das Innen oder das Außen – und dann dabei bleiben.

Es ist ähnlich wie bei einem Kind, wenn es erst einmal geboren ist, dann muss man sich auch darum kümmern, sonst verwahrlost es. Allerdings wird ein Kind irgendwann erwachsen und verlässt die Erzieher. Die Komplexität des Bewusstseins wird aber nicht erwachsen, so dass man sich bis zum körperlichen Tod darum kümmern muss. Sie muss immer weiter wachsen, denn alles, was stagniert, das verfällt. Der Beweis: Alles Lebendige vibriert und bewegt sich immerzu – wenn es stehen bleibt und nicht mehr anfängt, sich zu bewegen, ist es gestorben. Daher ist Stillstand=Tod.

Man merkt deutlich, wenn man eine Weile nicht an einem Bewusstseins-Punkt war, dass er schwächer wirkt, wie beim letzten, bewussten Besuch. Dann muss man sich bewusst bemühen, ihn erneut verkörpern und mit der inneren Aufnmerksamkeit nähren, damit er sich wieder erholt. Man kann sich das auch vorstellen, wie eine Glühbirne, sie leuchtet noch einige Sekunden nach, wenn man den Strom abdreht. Beim Bewusstsein dauert das Nachleuchten länger aber wenn der Strom zu lange weg war, bildet sich die energetische Struktur ebenfalls zurück – das Leuchten, die Subjektivität schwindet.

Erleuchtung“ ist kein einmaliges Erlebnis, sondern der Beginn einer unendlichen Reise in das eigene Innere und darüber hinaus, in das Universelle und Absolute. Reisen bedeutet Bewegung, Entwicklung, Verringerung der Ignoranz. Das Ende der Reise wäre gleichbedeutend mit Stillstand und Vergrößerung der Ignoranz. Mit anderen Worten: Zu leben bedeutet, sich innerlich weiter zu entwickeln, damit aufzuhören bedeutet, als geistiges Individuum zu sterben. Interessanterweise hat buchstäblich jeder Mensch diese Wahl, in jeder Sekunde seines Lebens: ICH oder du? ICH oder wir? ICH oder Welt? ICH!

ICH ist der „Egoist„, für den nur seine innere Entwicklung wichtig ist.
Ich ist der „Egoist„, der gierig auf weltliche Dinge und Gratifikationen ist.
Beide sind Egoisten – aber aus vollkommen unterschiedlichen Gründen.