Die armen Gläubigen

Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem alten Mann aus meinem Ort, der ein gläubiger Christ ist. Er spricht gern über seinen Glauben und dass heutzutage so wenig Menschen in die Kirche gehen. Ich habe ihn eine Weile reden lassen. Als er damit ankam, dass der Papst in letzter Zeit auch nur noch Mist daher redet, obwohl er eigentlich der Stellvertreter Gottes auf Erden sei, entgegnete ich trocken: „Seit wann braucht das einzig existierende Wesen, das alles das hervorbringt, was wir sehen und nicht sehen, einen „Stellvertreter“? Das ist doch vollkommen unlogisch!

Er sprach von Sünden und Wohlverhalten und dass man nach dem Tode gerichtet wird. Was eindeutig aussagt, dass Wohlverhalten ausschließlich unter Zwang erfolgt – aus Angst „gerichtet“ zu werden. Mir tut der Mann leid! Wie kann man Menschen nur einen solchen Dünnschiss in die Birne pressen, ohne dass die das merken?

Schon alleine die nackte Logik kann ohne jeden Zweifel beweisen, dass das, was beinahe alle Religionen erzählen, von Menschen erdichtete Märchen sind! Es gibt und gab zu allen Zeiten „Religionen“ die man nicht kritisieren und kritisch hinterfragen durfte, ohne mit Kerker und Tod bedroht zu werden – wie es zum Beispiel auch im mittelalterlichen Christentum der Fall war.

Wenn diese „Religionen“ tatsächlich die Wahrheit predigen, warum muss diese mit Androhung des Todes geschützt werden? Es gibt nur einen logisch sinnvollen Grund: Damit keiner die Lügen darin aufdeckt! Und wenn einer das schafft und veröffentlicht, dann wird er als Häretiker gesteinigt und geköpft. Schließlich muss das Prinzip „Halt Du sie dumm, ich halt sie arm“ um jeden Preis geschützt werden.

Die einzig wahre Religion ist echte Selbsterkenntnis, die zur Erkenntnis und Verwirklichung des geistigen Ursprungs führt. Nur „leider“ kommen dabei keine „Obrigkeiten“ und „Machthabende“ vor, die sich an den Menschen und deren Leistungen fett fressen können. Genau darum wurden auch immer wieder Mystiker von Vertretern solcher „Religionen“ ermordet. Selbst Meister Eckehard wurde gegen Ende seines Lebens von der Kirche verfolgt, weil er Sätze von sich gab wie: „Das Auge, in dem ich Gott sehe, das ist dasselbe Auge, darin mich Gott sieht; mein Auge und Gottes Auge, das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Lieben.

Was er da sagt ist schlicht und einfach die Wahrheit! Aber das darf nicht sein, denn dann hätte ja jeder selbst Zugang zum Höchsten – weil er es letztendlich ist – und damit wäre einer lukrativen Stellvertreterrolle von Religionen jeglicher Boden entzogen. Also wird gehandelt und dem Verbreiter solcher ungewünschter Wahrheiten der Hals verlängert, herumgedreht oder durchtrennt – auf dass er fortan sein Maul halte!

Es gibt keine Stellvertreter und keine Anderen – es gibt nur Gott und Mich und wir sind wesenhaft identisch. Das kann jeder Mensch und jedes andere Wesen mit dem gleichen Recht sagen – weil es wahr ist. In dieser intimen Zweier-Beziehung (Ozean↔Tropfen), die am höchsten Punkt eine vollkommene Einheit darstellt (Ozean), gibt es keinen weltlichen und religiösen „Sozialismus“ – es gibt nur Einheit und Verschmelzung ein und derselben Substanz (Bewusstsein/Geist, Intelligenz=Geist in Bewegung).