Individuelle Seele oder Gruppen-Seele?

Anadi hat in diesem sehr lesenswerten Artikel ausgeführt, dass die Seele zu Beginn nicht vorhanden ist – nur ein Kern existiert – das (un) bewusste ICH. Ich hatte hier geschrieben, dass wir alle Seelen sind. Nach dem Lesen des Artikels von Anadi habe ich das ein wenig sacken lassen und dann kam folgendes hoch: Es ist schon so, dass die Seele zu Beginn nur rudimentär vorhanden ist und praktisch alle Zentren entdeckt und geweckt (erzeugt?) werden müssen. Das habe ich ja an mir selbst so erlebt, wobei ich nicht das Gefühl hatte, etwas „erzeugen“ zu müssen. Es fühlte sich eher so an, als ob sie schon da waren und nur entdeckt und verkörpert werden mussten. Vielleicht ist das „entdecken und verkörpern“ aber auch gleichzusetzen mit „erzeugen„. Und natürlich weiß ich auch nicht, wie das bei anderen ist – vielleicht muss da wirklich „von außen“ nachgeholfen werden.

Wenn dem so ist, dass die rudimentäre, individuelle Seele zu Beginn vollkommen unbewusst ist und tief schläft, dann wäre sie nicht verantwortlich für die initiale Erschaffung des Menschen im Bewusstsein. Was ist es dann, das den Menschen erzeugt, wenn es nicht die individuelle Seele ist? Als ich diese Frage schrieb, kam mir spontan der Begriff „Gruppen-Seele“ hoch. Vielleicht ist es eine Art „Gruppen-Seele„, über die der Mensch als Gruppen-Wesen erzeugt wird und deren Bewusstsein er teilt. Ich stelle mir das vor, wie einen Controller, der eine sehr große Bildschirmwand steuert – wobei jeder „Bildschirm“ für einen Menschen steht.

Wenn jetzt einer dieser Gruppen-Menschen nach innen geht, weil er in sich die Sehnsucht fühlt, sich selbst zu finden, dann beginnt er, sein eigenes Bewusstsein zu entwickeln, seine Subjektivität zu fühlen und seine ICH-Zentren zu erwecken, zu verkörpern und zu entwickeln. Mit anderen Worten, er beginnt seine individuelle Seele, die er werden könnte, zu wecken und zu entwickeln.

Das Konzept der Gruppenseele würde erklären, warum normale Menschen so stark zu einer Gruppenbildung neigen. Vielleicht fühlen sie sich instinktiv zueinander hingezogen, weil sie vom selben Controller erzeugt wurden. Ich muss das erst noch sacken lassen und schauen, was noch dazu hoch kommen will…


Ich hatte letzte Woche vom Wert des Schreibens geschrieben und möchte noch einige Beobachtungen von heute ergänzen. In dem Moment, wo ich fühle, das etwas hoch kommen will und ich mich hinsetze und bereit bin, das Kommende aufzuschreiben – dann  kommt nicht nur etwas hoch, sondern es ist wie eine Art „interaktiver Tanz„. Etwas wird geschrieben, dabei bilden sich Konzepte und dann kommt mir eine Frage dazu in den Sinn, die hingeschrieben wird. Dann kommt meist sofort eine Antwort dazu.

Es ist, als ob ich mit dem intuitiven Datenstrom interagiere – aber nicht im Vorhinein, sondern immer nur während des Schreibens, denn ich weiß 2 Sekunden vorher noch nicht, was ich schreiben werde – das geht in einem endlosen Strom vor sich. Das ist, wie ein Ritual zwischen dem WISSSEN und MIR – wobei ich ganz klar fühlen kann, dass dieses WISSEN nicht von MIR getrennt ist. Es ist eher so, als ob etwas aufgedeckt wird, was schon vorher da war und es nur deshalb nicht gesehen wurde, weil nicht die richtige Frage gestellt oder nicht der richtige Begriff benutzt wurde.

Die richtige Frage ist der Selektor oder Schlüssel zum Wissen und wenn nicht der richtige Begriff verwendet wird, dann wird entweder gar kein Wissen aufgedeckt oder das Falsche. Es ist also absolut notwendig, eine präzise Frage zu stellen, um eine ebensolche Antwort zu erhalten. Im IT-Jargon: „shit in shit out„.

Das Schreiben ist bei mir der primäre Kanal der Wissens-Aufdeckung – weil ich im Kopf nach drei Sätzen schon nicht mehr weiß, was der Erste war. Schreibe ich die Sätze aber auf, dann muss ich sie nur erneut lesen. Das gleiche Problem mit dem Merken dessen, was ich schon gesagt hatte, trat auch beim Videomachen auf. Das war der Grund dafür, dass ich mich so oft wiederholte. Wahrscheinlich ist das auch der Grund für die vielen Wiederholungen hier im Blog – ich vergesse einfach, dass ich schon über das Thema geschrieben habe.

Das hat aber den großen Vorteil, dass ich immer wieder in mir nachschaue und prüfe – wobei immer wieder neue Zusammenhänge sichtbar werden, die ich anders vielleicht nie gesehen hätte. Für den Leser mag das langweilig sein – aber für mich hat das Priorität, was mir selbst nutzt. Außerdem sagt man, dass leichte Schläge auf den Hinterkopf das Denkvermögen erhöhen – möglicherweise fördern die vielen Wiederholungen das langsame Einsickern des Wissens in den Leser…