Was ist meine Welt?

Einfache Antwort: Meine Welt ist ein exakter Spiegel meines inneren Einstellungs-, Vorstellungs- und Glaubens-Systems.

Warum ist das so? Weil die Welt energetischen Ursprungs ist und nur im Bewusstsein erscheint. Die Körpersinne sind in Wirklichkeit keine Sensoren, sondern Projektoren, die einen Informationsstrom aus dem universellen Bewusstsein bekommen – der vorher durch die inneren Filtermechanismen (Glaubens-System) läuft – und die Welt so ins Bewusstsein projizieren, wie der jeweilige Mensch die Welt, aufgrund dieser Vorstellungen, erwartet.

Sieht jemand die Welt als feindlich an, dann wird sie ihm eine feindliche Umgebung spiegeln. Erwartet jemand eine freundliche und liebevolle Welt, dann wird sie ihm so erscheinen. Lebt jemand gar im Füllebewusstsein, dann wird die Welt ihn mit Gesundheit, Wohlergehen und Wohlstand so überschütten, dass er sehr viel mehr erhält, als er benötigt.

Klischee? Nein – absolut nicht! Die Welt ist nicht da, bevor wir in sie hinein geboren werden – vielmehr erscheint die Welt erst mit der Zeugung und zwar in Form der Gebärmutter. Erst mit der Geburt erscheint die Außenwelt dem Neugeborenen – und zwar zuerst kalt und laut – also negativ.

Nochmal, zum besseren Verständnis: Die Welt ist nicht außerhalb von uns, sondern nur im Bewusstsein, das gilt auch für den eigenen Körper. Da im Bewusstsein keine feste Materie erscheinen kann, die es auch gar nicht in der Form gibt, wie wir sie wahrnehmen, kann sie nur energetisch sein und das ist sie auch. Bewusstseins-Energie ist aber extrem formbar und umwandelbar, so dass die persönliche Welt in jeder beliebigen Auformung im eigenen Bewusstsein erscheinen kann.

Man kann das ganz einfach ausprobieren, wenn man innere Bilder oder gar Filme sehen und erzeugen kann. Zu diesem Zweck erschaffe man einfach einen beliebigen Film, zum Beispiel, dass man gerade auf einer herrlich grünen Wiese läuft und der Wind einen das Haar zerzaust, während die Sonne vom tiefblauen Himmel lacht. Plötzlich kommt ein hübsches Mädchen oder Mann (je nach Vorliebe) um die Ecke und es entsteht ein Flirt und… Den Rest kann sich jeder nach Belieben selbst ausmalen.

Was ist dieser Film? Was hast Du da gerade gemacht? Du hast geschöpft, hast Dir einen winzigen Ausschnitt einer Welt erschaffen. Ein Traum ist genau das gleiche, nur dass die Traumfiguren oft noch viel phantasievoller sind, als das, was sich das Wachbewusstsein ausmalen kann. Auf die exakt gleiche Weise entsteht die Welt in unserem Bewusstsein, nur, dass jeder glaubt, dass die inneren Bilder nur innere Bilder sind – die Welt aber selbstverständlich außerhalb von einem existiert und unabhängig von der eigenen Existenz immer da ist.

Genau das ist ein gewaltiger Trugschluss! Die Wahrheit ist das genaue Gegenteil unserer herkömmlichen Vorstellungen von der Welt! Nicht wir sind von der Welt abhängig, sondern die Welt ist zu einhundert Prozent von unserer Existenz abhängig. Ohne das Bewusstsein gäbe es keine Welt, denn es wäre nichts da, das eine Welt erzeugen und in dem sie erscheinen könnte.

Was ist also zu tun, wenn Dir DEINE Welt nicht passt? Verändere DEIN Glaubens- und Filter-System und zwar so, dass die Welt Dir gefällt. Aber natürlich kannst Du nicht die ganze Welt verändern, sondern nur DEINE Welt, also die Welt, die DU subjektiv wahrnimmst – also die Welt in DEINEM BEWUSSTSEIN. Du kannst nicht die Welt ändern, die in anderen Bewusstseinen erscheint, denn diese hängen von den Filter-Mechanismen ab, die in diesen Menschen wirksam sind.

Wie bin ich da drauf gekommen? Heute Morgen beim Spaziergang mit dem Hund. Das hat eingeschlagen, wie eine Bombe. Es kommt selten vor, dass mir der Mund offen stehen bleibt – aber heute ist mir die Kinnlade fast abgefallen, so verblüfft war ich, über das, was sich da plötzlich zeigte.

Letztlich ist das die Essenz der Selbsterkenntnis: Die Welt ist energetisch und erscheint im Bewusstsein, das ich bin und das nichts anderes ist, als „ein Tropfen“ des „göttlichen Bewusstseins„, das in einem eiförmigen Kokon im „göttlichen Bewusstsein“ selbst schwimmt. Man muss das nicht glauben und das ist auch gar nicht nötig, denn jeder kann das in sich selbst erfahren und dann weiß er und muss nicht glauben.

Und wenn man das ganz klar sehen kann, dann erkennt man, dass jeder arme Schlucker an seinem Elend selbst schuld ist! Und aus dieser Erkenntnis ergibt sich auch, dass es völlig falsch ist, solche einem Menschen mit Gütern und Geld zu helfen, denn damit gräbt sich der Glaube an seine Abhängigkeit immer tiefer ein. Die richtige Form der Hilfe wäre vielmehr, diesem Menschen zu zeigen, wie er ins Füllebewusstsein kommt und seine Welt so gestalten kann, dass sie ihn nährt und schützt.

Vor Jahren habe ich einmal etwas über einen Schüler von Maharshi namens Annamalai gelesen. Der sollte in ein Haus außerhalb des Ashrams umziehen, in dem Maharshi lebte, wo alle versorgt wurden. Da bekam Annamalai Angst und sagte, zu Maharshi, dass er nicht wüsste, wo er wohnen sollte und woher er sein Essen nehmen sollte. Darauf bat ihn Maharshi. einfach sitzen zu bleiben. Nach einiger Zeit kam plötzlich ein Mann herein, der einen Sack Reis trug, den er im Vorraum abstellte und auf Annamalais Nachfrage sagte: „Ich brachte ihn für dich. Ich hatte plötzlich den Wunsch, dir etwas zu schenken.

Genau dies ist der Mechanismus, von dem ich hier spreche, wobei es nicht darauf ankommt, woher die Dinge erscheinen, sondern zu verstehen, was hier geschehen ist und zu lernen, das nachzuvollziehen. Die Welt eines Menschen ist immer genau so voll und reich, wie sie sein muss, um diesem Menschen genau das zu geben, was er in seinem Glaubens-System von ihr erwartet. Der folgende Abschnitt ist ein Auszug aus der spirituellen Biografie des Shri Annamalai Swami:

[…] Für mich begann damit natürlich eine sorgenvolle Zeit. Chadwick hatte mir schon von Chinnaswamis Aufforderungen erzählt; mir war also klar, daß die Quelle meines Lebensunterhalts jederzeit versiegen konnte. Wäre mein Vertrauen zu Bhagavan stärker gewesen, dann hätte ich gewußt, daß Bhagavan mich nie fallenlassen würde. Aber tatsächlich wurden meine Befürchtungen erst durch eine merkwürdige Begebenheit zerstreut, die sich am Arunachala zutrug. Ich wanderte in einer Vollmondnacht über die tieferliegenden Hänge des Berges und machte mir Gedanken, was wäre, wenn Chadwick seine Zahlungen an mich einstellte.

Plötzlich hörte ich jemand mit lauter Stimme hinter einem Felsen hervorrufen: „Sei unbesorgt, Kind; Sei unbesorgt, Kind

Ich suchte die ganze Umgebung ab, konnte aber niemanden in Rufweite finden. Am Ende blieb mir nur eine Erklärung: Bhagavan selbst mußte zu mir gesprochen haben. Die Stimme klang zwar nicht wie seine, aber die dreimalige Wiederholung war typisch für ihn.

Schon vor dieser Zusicherung Bhagavans hatte ich beschlossen, um mein Essen zu betteln und Chadwick dadurch die Belastung von der Seele zu nehmen. Ich dachte: „Anstatt von einem anderen abhängig zu sein, gehe ich lieber zur Bhiksha (Bitte um Essen) in die Stadt.”

Weil dies eine große Veränderung in meiner Lebensweise mit sich gebracht hätte, mußte ich zuerst Bhagavans Erlaubnis einholen. Er hatte mich zwar angewiesen, um nichts zu bitten, aber ich dachte, nun würde er es mir erlauben, um Chadwick aus der Verlegenheit zu helfen. Eines Abends in der Halle erläuterte ich Bhagavan die Situation und bat ihn, um Bhiksha gehen zu dürfen. Bhagavan schwieg ganze fünfzehn Minuten lang. Schließlich stand ich auf, um zu gehen. Bhagavans langes Schweigen deutete klar darauf hin, daß er mir die Erlaubnis nicht geben würde. Doch zu meiner Überraschung forderte Bhagavan mich auf, wieder Platz zu nehmen:

Du hast so lange hier gesessen, warum stehst du jetzt auf?

Ich setzte mich wieder. Wenige Minuten später betrat Arumugam, der mir beim Bau meines Hauses und beim Ausbessern des Wegs für Bhagavan geholfen hatte, die Halle. Ich sah, daß er einen großen Sack Reis draußen abgestellt hatte.

Als ich ihn fragte, wofür der Reis sei, antwortete er: „Ich brachte ihn für dich. Ich hatte plötzlich den Wunsch, dir etwas zu schenken.”

Arumugams Erscheinen im richtigen Moment war Bhagavans Antwort auf meine Bitte: Ich sollte niemanden um irgend etwas bitten, sondern von dem leben, was Devotees mir von sich aus gäben. […]