Wahrnehmung der eigenen Identität

Bewusstsein benötigt immer Bewegung und Wahrnehmung – ein Bewusstsein ohne Wahrnehmung gibt es nicht. Da die Mehrheit der Menschen nicht in der Lage sind, die Subjektivität ihres Bewusstseins wahrzunehmen, unter anderem, weil sie vollkommen unbewusst sind, benötigt dieses einen andauernden Gedankenstrom, um sich selbst aufrecht zu erhalten. Im Umkehrschluss ist ein unbeherrschter und impulsiver Gedankenstrom ein sicheres Indiz dafür, dass die Subjektivität des Bewusstseins nicht gefühlt wird. Das Beobachten der Gedanken ändert daran nichts.

Das Bewusstsein hat eine eigene Identität und Subjektivität – und deren Wahrnehmung ermöglicht es dem Bewusstsein, sich an sich selbst festzuhalten. Das wiederum ermöglicht erst die Beherrschung der Gedankentätigkeit, denn das Denken ist kein aus dem Nichts kommendes Ereignis – es ist das Bewusstsein, das denkt – besser gesagt, es ist das bewusste ICH, das denkt. Wenn allerdings keine bewusste Instanz anwesend ist, dann ist es das Unterbewusstsein, das denkt.

Oft wird in bezug auf die Gedankentätigkeit vom „Verstand“ gesprochen – aber so etwas wie „den Verstand“ gibt es nicht. Was „Verstand“ genannt wird, ist die sich im Bewusstsein abspielende Gedankentätigkeit. Ohne Bewusstsein kann es kein Denken geben – und es ist die Energie des Bewusstseins und seine Wahrnehmungsfähigkeit, zusammen mit der Intelligenz, die Gedanken entstehen lassen.

Wenn man in allen Zentren präsent und entspannt ist, dann werden die Gedanken auch nicht mehr nur im Beobachter wahrgenommen. Es fühlt sich dann so an, als ob sie im gesamten Bewusstsein und in allen Zentren erfahren werden. In diesem Zustand gibt es ohnehin kaum Gedankentätigkeit – außer sie ist notwendig.

Es ist absolut kein Problem, die Gedankentätigkeit zu beherrschen – sobald das Bewusstsein vollkommen stabil ist und die Subjektivität ununterbrochen gefühlt wird. Dabei geht es nicht im Geringsten um die Unterdrückung oder Manipulation von Gedanken – das funktioniert anders – es ist eine bewusste Instanz anwesend, die bewusst entscheidet, ob gedacht werden soll oder nicht und was gedacht werden soll.

Sobald allerdings die Kontinuität der Selbstwahrnehmung aufhört, kommt das Unterbewusstsein sofort wieder nach oben und erzeugt erneut einen andauernden Gedankenstrom. Die Beherrschung der Gedankentätigkeit ist in meinen Augen eine der Voraussetzungen dafür, dass die innere Reise begonnen werden kann. Denn es dürfte äußerst schwierig, bis unmöglich sein, innen irgend etwas subtiles zu fühlen – solange ein voll aufgedrehter Ghettoblaster im Kopf läuft…