Wahrnehmungsmodi mit offenen Augen

Die korrekte Funktion des Bewusstseins mit offenen Augen ist dann gegeben, wenn alle vier Zentren vorne und das reine Ich des Bewusstseins am Hinterkopf gleichzeitig gefühlt werden und vertikal rasten. Hinzu kommt, dass das reine Ich des Bewusstseins horizontal mit dem universellen Bewusstsein verbunden sein muss. Aus dieser rastenden Position aller Zentren heraus muss die Außenwahrnehmung erfolgen – was bedeutet, dass der Außen-Beobachter kein unabhängiges Zentrum ausbilden darf, sondern aus den anderen Zentren heraus als deren Ausdruck erfahren wird.

Ich kann mittlerweile sämtliche Bewusstseins-Zentren erkennen, verkörpern und entspannen. Aber es fällt mir noch schwer, den entspannten Zustand aller Zentren in allen Situationen durchzuhalten. Sobald es intensiver wird, wie zum Beispiel in Gesprächen, bleibt der Beobachter bewusst und meistens auch das reine Ich des Bewusstseins. Oft bleibt auch der Kontakt zum universellen Bewusstsein bestehen.

Aber der Kontakt zu den anderen Zentren reißt dann oft noch ab. Das ist eine wirkliche Herausforderung für mich – weil ich von der Veranlagung her ein reiner Single-Task-Typ bin. Ich kann mich extrem auf eine Sache konzentrieren und mit einer hohen Intensität über längere Zeit „einspitzig“ sein. Das funktioniert mit und ohne Objekt – will heißen, dass ich auch ohne irgend etwas zu tun oder mich auf irgend etwas zu konzentrieren, längere Zeit einfach nur im leeren Bewusstsein verweilen kann. Aber bisher war es mir unmöglich, mich auf mehr als eine Sache gleichzeitig zu konzentrieren – und wenn ich das versuche, geht es total in die Hose. Hinzu kommt das schlechte Gedächtnis.

Es sind also alle Voraussetzungen gegeben, um die Herausforderungen der Arbeit mit dem Bewusstsein nicht einfach meistern zu können. Aber dieser Körper ist eben so konstruiert – als Ausgleich dafür ist er sehr konstruktiv und kreativ veranlagt. Egal, was sich für ein Problem auftut – es findet sich praktisch immer eine Lösung – meistens sogar eine eigene. Also wird sich auch hier etwas finden.

Außerdem hat dieser Körper mittlerweile eine enormes Fühlvermögen entwickelt. Egal, wie subtil ein Gefühl auch ist – ich kann es wahrnehmen. Wenn ich mich stark konzentriere, kann ich zum Beispiel die Energieflüsse im Körper spüren – nicht nur als Kribbeln – ich kann tatsächlich fühlen, wie die Energie fließt und in welche Richtung. Hinzu kommt das ultrastabile Bewusstsein und die Fähigkeit, den Verstand hundertprozentig zu beherrschen.

Es gibt also einen Ausgleich – das schlechte Gedächtnis und die Unfähigkeit mehrere Dinge gleichzeitig im Bewusstsein zu halten, werden ausgeglichen durch Fühlfähigkeit, Kreativität, dauerhafte Bewusstheit und Verstandesbeherrschung. Meine Aufgabe besteht darin, durch andauerndes Training das „Gute“ noch zu verbessern und das „Schlechte“ soweit zu entwickeln, dass das gleichzeitige Sein in allen Zentren möglich und zur Routine wird.

Ich weiß ganz genau, dass ich hier noch sehr unvollkommen bin und noch sehr weit weg von Perfektion. Aber in mir ist nicht der geringste Zweifel, dass das gelingen wird. Der jetzige Zustand ist ein Übergangs-Stadium – von der Unperfektion zur Perfektion. Und selbst, wenn der Rest dieses Lebens dafür draufgeht – das Ziel der inneren Perfektion ist es allemal wert – denn ich kann die Unperfektion eindeutig fühlen.

Das ist keine Idee oder übernommen – ich kann spüren, wie die Energie fließt, wo sich Wirbel bilden und Verdichtungen – und das ist teilweise ziemlich unangenehm. Bis vor einem Jahr wusste ich noch nichts von Perfektion, der Balance von Präsenz und Absenz und Abwesenheit unangenehmer energetischer Zustände. Außerdem war meine Fühlfähigkeit sehr viel geringer ausgeprägt, als heute. Das hat sich entscheidend geändert.

Daher fällt es mir auch zunehmend schwerer zu verstehen, warum andere das nicht fühlen können. Das erscheint mir mittlerweile absurd, denn alleine schon der niemals endende, lautstarke Gedankenstrom würde mich verrückt machen. Niemand, der das nicht erlebt, kann sich vorstellen, wie glücklich alleine schon diese tiefe Stille macht! Und das ist noch gar nichts, im Vergleich zu der tiefen Liebe, die in mir aufblüht, wenn die Bewusstseins-Zentren verkörpert und hingegeben werden. Dabei bin ich noch nicht einmal fest mit dem Absoluten verbunden – bisher gab es nur Einblicke.

Ich will genau das, was hier bei mir passiert – und daher gibt es für mich keine wichtigere Aufgabe.