Was immer da ist

Was ist das, was immer da ist? Der „Beobachter“ oder der „Zeuge„? Diese Begriffe sagen klar aus, dass derjenige, der sie benutzt, sich nicht selbst als „ich selbst“ erkennt – weil sie unpersönlich sind. ICH erlebe mich aber nicht als unpersönlich, sondern als eine Einheit von Bewusstsein und Selbst-Liebe. Ich liebe mich selbst, meine eigene Subjektivität – ich bin eine bewusste Einheit, die sich selbst und ihre Existenz zutiefst liebt. Genau so empfinde ich das, in meinen eigenen Worten ausgedrückt.

Da ist kein anonymer Beobachter – da ist eine sich selbst liebende, persönliche Gegenwart. Der Selbst-Konstrukt (Ego) ist damit nicht gemeint – sondern das Bewusstsein der eigenen Existenz. Dieses ist nicht nur ein flüchtiges Subjekt, das nur bei Auftreten eines Objektes in Existenz kommt. Das ist der Primitiv-Modus des Bewusstseins, das sich selbst nicht fühlen kann und sich daher für die Aufrechterhaltung seiner Existenz an Objekte klammern muss. Im Normalfall sind das die Außenwahrnehmungen, der Verstandesinhalt, Emotionen und Körpergefühle.

Wenn das Bewusstsein aber seine eigene Subjektivität entdeckt, umarmt (verkörpert) und dauerhaft wahrnimmt, dann kann es diese fremden Objekte loslassen und sich an seiner eigenen Subjektivität festhalten. Damit hat es sich von seinem uralten Gegenpart gelöst: dem Objekt. Die eigene Subjektivität des Bewusstseins wird damit zum Primär-Objekt der Wahrnehmung. Das ist der Beginn der eigentlichen Selbsterkenntnis, des spirituellen Weges nach innen, in sich selbst hinein.

Wenn man sich nur „irgendwie innen“ fühlt, was man als „Anwesenheit“ (Awareness) bezeichnen kann, dann muss man weiter gehen, denn dieses „irgendwie“ zeigt klar auf, dass man nicht wirklich weiß, wer man ist, sondern nur, dass man innen ist. Um das Bewusstsein selbst-referentiell werden zu lassen, muss man seine eigene Subjektivität umarmen. Dazu muss man spüren, dass man „da“ ist und dieses „Da-Sein„, diese Präsenz dann liebevoll umarmen. Das muss man immer wieder tun, solange, bis das Bewusstsein seiner Selbst nicht mehr verloren geht.

Aber auch das ist nicht genug – denn damit weiß ich zwar sicher, dass ich existiere – aber ich weiß dann noch nicht, wo ich eigentlich bin. Dazu muss das bewusste Ich an der Vorderseite des Kopfes entdeckt und umarmt werden, gefolgt vom puren Ich an der Rückseite des Kopfes. Sobald das pure Ich erkannt ist, muss es sich horizontal an das universelle Bewusstsein, das hinter dem Hinterkopf liegt, hingeben und mit ihm vermischen.

Aber das sind schon weitergehende Themen. Für jemanden, der sich innen nur „irgendwie“ fühlen kann, ist wichtig, dass er das Gefühl „da zu sein“ spürt und liebevoll umarmt. Damit wird mit der Zeit immer klarer, dass er selbst es ist, der da ist, nicht irgend ein anonymer Zeuge.

Der Aspekt der persönlichen Anwesenheit, wird in den meisten Lehren ausgeklammert. „Persönlichkeit“ wird immer gleichgesetzt mit dem Ego-Konstrukt. Dabei wird übersehen, dass es zwei Persönlichkeiten gibt: die natürliche Innere und die künstliche Äußere. Das Natürliche mit dem Künstlichen gleichzusetzen ist vollkommen falsch und basiert darauf, dass die meisten Menschen ihre natürliche Persönlichkeit nicht fühlen können – weil sie es ja selbst sind. Sie ist viel zu nahe an ihnen dran, als dass sie sie sehen können.

Die natürliche Persönlichkeit ist die Subjektivität des Bewusstseins, das weiß, dass es existiert.

Zu dieser natürlichen Persönlichkeit des Bewusstseins zu erwachen, sie als das zu erkennen, was man ist, das ist der erste logische Schritt auf dem Weg der Selbsterkenntnis. Zu erkennen, dass ich das Bewusstsein bin, bedeutet nicht, es als Gedanke oder Abstraktion zu erkennen. Es bedeutet, tatsächlich zu fühlen: ICH BIN DA – und die Subjektivität dieses Bewusstseins seiner selbst als seine reale Persönlichkeit zu erkennen.

Es waren Menschen, die genau hier versagten, die sich nicht als „ich selbst“ wahrnehmen konnten, welche verstandeslastige Lehren wie Advaita kreiert haben. Und weil diese „Lehre“ verstandeslastig ist, weil sie auf philosophischen Gedanken basiert und nicht auf echtem Fühlen seiner selbst und seiner Herkunft – genau deshalb ist sie auch extrem vereinfachend und eindimensional – weil der Verstand es anders nicht begreift.

Daher darf man nicht über diese Dinge nachdenken – man muss sie fühlen und seine Intuition benutzten, um nonverbales Wissen zu erlangen. Erst dann, wenn man die Wahrheit fühlen kann, darf man versuchen, sie in Worten auszudrücken – ansonsten baut man sich den nächsten Gedankenkäfig eigenhändig selbst.

Und selbst dann darf man niemals den Worten trauen, man darf sich immer nur auf sein Fühlen stützen und auf seine intuitive Intelligenz, denn: Die Wahrheit lässt sich nicht in Worten konservieren! Die Natur der Realität muss in jeder Sekunde immer wieder neu gefühlt werden. Wer die Wahrheit in Worten konserviert, sich dann umdreht und sich um andere Dinge kümmert, weil er meint, „jetzt alles verstanden zu haben„, der hat überhaupt nichts verstanden.

Genau das ist der spirituelle Weg: Die Natur seiner eigenen Realität und Existenz ununterbrochen wahrzunehmen, auszudehnen, noch unbewusste Strukturen zu erwecken und zu stabilisieren und immer tiefer in sich selbst und die Quelle einzudringen. Er wird „spirituell“ genannt, weil es um unseren eigenen Geist (Spirit) geht, das Bewusstsein, das wir sind.